Der SVP auf den Teller geschaut
“Ich schicke voraus: Ich habe in der Krankenhausmensa nicht gegessen.” Martha Stocker muss lachen als sie am Dienstag Nachmittag die Anfragen zum kulinarischen Teil der jüngsten Pusterer SVP-Bezirksversammlung beantwortet.
Neben den Grünen haben auch die Freiheitlichen nachgebohrt: Was hat es mit dem Mittagessen auf sich, das die Anwesenden beim Bezirksparteitag der SVP Pustertal nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung – auch dazu haben die Grünen eine Anfrage eingereicht, die Antwort darauf ist noch ausständig – im Krankenhaus von Bruneck eingenommen haben?
“Nach dem Menü will ich gar nicht fragen”, meint Hans Heiss am Dienstag. Das übernimmt Hannes Zingerle. Der Freiheitliche Landtagsabgeordnete will wie sein Grüner Oppositionskollege wissen, wer die Genehmigung für die Nutzung der Krankenhausmensa erteilt hat, welche Spesen der SVP Pustertal in Rechnung gestellt wurden – und, ob künftig “jeder Verband und Verein” ansuchen könne, in der Spitalmensa verköstigt zu werden?
Spurensuche in der Mensa
Bereits vorab hatte der Pusterer SVP-Bezirksobmann Meinhard Durnwalder klar gestellt: Es sei offiziell darum angesucht worden, in der Krankenhausmensa zu speisen und die Partei übernehme die anfallenden Kosten. Bis auf den Cent genau listet die zuständige Landesrätin – Martha Stocker war am 17. März selbst bei der Bezirksversammlung zugegen – auf: Insgesamt seien in der Krankenhausmensa an jenem Tag 95 Essen für die Anwesenden des Parteitages ausgegeben worden, “für deren Zubereitung kein zusätzliches Personal nötig war”. Hannes Zingerle muss Stocker enttäuschen: “Es gab kein eigenes Menü”, auch die SVPler haben das Kantinenessen vorgesetzt bekommen. Und zwar zu einem Selbstkostenpreis von 8,43 Euro je Essen. Für die Getränke seien insgesamt 235 Euro angefallen.
Die Genehmigung, so Stocker, habe der Gesundheitsbetrieb Bruneck erteilt, nachdem am selben Tag, also am 17. März darum angesucht worden sei. Am 19. März habe der Gesundheitsbezirk der SVP Pustertal schließlich eine Rechnung in der Höhe von 1.139,44 Euro ausgestellt.
Raummiete sein keine angefallen, so die Landesrätin weiter, “zur selben Zeit haben auch Bedienstete des Sanitätsbetriebes ohne Einschränkung in der Mensa gegessen”.
Nicht jedes Geschmack
Hans Heiss dankt Martha Stocker “für die eingehende Recherche”. Die Grünen wollten aus der Sache “kein Kapitalverbrechen” machen – “das wäre lächerlich”, so Heiss. Dennoch: “Auch wenn sie korrekt abgerechnet werden, sind solche Gratwanderungen zwischen Parteianliegen und öffentlichem Interesse als mehr als grenzwertig einzustufen und hinterlassen ein schiefes Bild.”
Das scheint man wohl auch in Bruneck bemerkt zu haben. Denn tatsächlich, laut Gesundheitsbetrieb Bruneck, “will man künftig von der Ermächtigung solcher und ähnlicher Veranstaltungen absehen”, teilt Landesrätin Stocker mit. “Außer ihr wollt unbedingt das Gleiche machen”, meint sie mit einem Schmunzeln Richtung Oppositionsbänke.
Diese Information nehmen sowohl Hans Heiss als auch Hannes Zingerle mit Genugtuung zur Kenntnis. “Es wäre im Sinne der Opposition und vor allem der Bürger, dass sich solche Vorfälle nicht mehr wiederholten”, unterstreicht Heiss. Das gäbe auch ein besseres Bild aller politischer Vertreter ab, “die ohnehin einen ausgezeichneten Ruf genießen”, meint der Grüne betont ironisch. Schließlich seien es nicht die Grünen, die “hinter den Mittagsgewohnheiten der SVP hinterher spionieren” wollten, sondern Bürger, die nach solchen Geschichten aufgebracht seien.