Bei den Dreharbeiten des Musikvideos zu ihrem Song „Hive“ hätten sie wohl nie daran gedacht, dass bald eine Zeit in unserem Leben kommen würde, in der jeder gezwungen ist, in Isolation zu Hause zu bleiben und jeglichen physischen Kontakt auf ein Minimum zu beschränken. Kondominien, Wolkenkratzer, Hochhäuser, unsere Städte sind voll davon, ähnlich wie Bienenstöcke voller Menschen, die aber leider nicht mehr untereinander interagieren können. JEMM Music Project würden sich wünschen, dass sich das Virus bald verabschieden möge, aber die Menschen aus dieser Situation angeregt werden sich wieder zu freuen zusammenzukommen, sich zu begrüßen und zu umarmen, ihre Leben gemeinsam zu verbringen und Freude miteinander teilen. Wir haben den ladinischen Perkussionisten und Instrumentensammler Max Castlunger, Gründer der Band JEMM Music Project zum Interview getroffen - natürlich nur virtuell...
 

salto.bz: „Hive“ stammt von eurem 2019er-Album mit dem selben Titel. Wie ist der Song entstanden?

Max Castlunger: Nach einem Konzert in Zürich mit JEMM waren wir in einem Nachtclub namens „Hive“ und tanzten zu elektronischer Musik. Wir hatten eine sehr feine Zeit zusammen. Am nächsten Tag - noch im Rausch der Sinne und mit den Grooves der elektronischen Musik im Hinterkopf - habe ich diesen Song mit dem Schweizer Hang komponiert. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde dann das Stück für die ganze Band arrangiert und es wurde dann aufgenommen. Unser Song „Hive“ ist ein Versuch elektronische Musik mit akustischen Instrumenten nachzuahmen bzw. neu zu interpretieren. Irgendwie könnte man diese Entscheidung also auch als einen neuen Musikstil bezeichnen: HIVE Music.  

Das Video dazu habt ihr in London gedreht, alles spielt sich im Stiegenhaus eines Kondominiums ab und wie es der Zufall oder das Schicksal so will, passt es doch sehr gut in die jetzige Zeit, eine Zeit, wo alle zuhause eingeschlossen sind und zwischenmenschliche Kontakte auf ein Minimum beschränkt sind...

Millionen Menschen leben in Hochhäusern und Kondominien wie die Bienen in ihren Bienenstöcken. Wir haben uns vorgestellt, was so alles in einem Treppenhaus passieren kann, wen man alles treffen kann. Diese Idee wurde dann dem in London lebenden Filmemacher Michele Cadei erläutert und er hatte dann künstlerische Freiheit dieses Konzept zu inszenieren. Zur Realisierung des Videos wurden 100 verschiedene Kostüme eingesetzt und 50 Statisten engagiert. Wir konnten die bekannte Tänzerin und Schauspielerin Emma Farnell-Watson für die Hauptrolle gewinnen. Wir waren persönlich nicht bei den Dreharbeiten dabei aber es wurde uns berichtet, dass der Aufwand sehr groß war, aber dass es gleichzeitig sehr amüsant war das Video zu drehen.

Millionen Menschen leben in Hochhäusern und Kondominien wie die Bienen in ihren Bienenstöcken. Wir haben uns vorgestellt, was so alles in einem Treppenhaus passieren kann, wen man alles treffen kann.

Wie wird es mit der Menschheit nach dieser Corona-Krise weitergehen? Vielleicht kann da ja auch der Song bzw. das Video eine Antwort darauf sein... 

Wir wünschen uns, dass dieser Ausnahmezustand zum Nachdenken motiviert, dass wir danach mehr auf den Nächsten eingehen werden und manchmal auch Hilfe anbieten. Leider ist es oft so, dass viele nur an sich denken und gar nicht Zeit und Lust haben mit den Menschen in ihrem Umfeld zu interagieren, geschweige denn sie zu unterstützen. So stellen wir uns eine bessere Welt vor in der die zwischenmenschlichen Verhältnisse untereinander natürlicher und ehrlicher werden, wo nicht die Wirtschaft und das Geld an erster Stelle stehen, sondern das Wohlergehen aller auf dieser Welt, angefangen in unserem Treppenhaus.

Und wie verbringst du persönlich die momentane Zeit?

Glücklicherweise habe ich die Kreativität von meinem Vater geerbt und kann wirklich viel damit anfangen: vom Instrumentenbau über das Komponieren neuer Stücke bis hin zu Videomaking und Gartenarbeiten. Ich habe auch das Riesenglück auf dem Land zu leben und neben einer sehr komfortablen Wohnung kann ich mich in meinem Instrumentenraum oder in der Werkstatt aufhalten und meiner Phantasie freien Lauf lassen. 

Danke für das Gespräch - gibt’s sonst noch was, das du unseren Lesern gerne erzählen möchtest?

Zur Zeit habe ich nicht wirklich tolle News zu berichten. Eigentlich warte ich auch wie alle anderen auf positive Nachrichten in Bezug auf einen Impfstoff für das Corona Virus. Hoffentlich wird die Menschheit bald wieder in Sicherheit sein.