Gesellschaft | Muttertag

Muttertag im SOS-Kinderdorf

Wie geht es den Müttern, deren Kinder im SOS-Kinderdorf leben? Zwei Frauen äußern sich zum Muttersein.
Mutter mit Kleinkind - Stockfoto
Foto: Pexels
  • An diesem Sonntag ist Muttertag, auch im SOS-Kinderdorf in Brixen. Im Kinderdorf leben momentan ca. vierzig Kinder und Jugendliche in soziopädagogischen Wohngemeinschaften ohne ihre Eltern. Zwei Mütter, die beide anonym bleiben wollen, sprechen darüber, wie sie mit der Situation umgehen, dass ihre Kinder im Kinderdorf wohnen und was es für sie bedeutet Mutter zu sein. 

    „In Südtirol kann Muttersein anders sein – liebevoll und ohne Gewalt"

    Nachdem sich Frau A. mit fünf Kindern von ihrem Partner trennte, erlebte sie eine schwere psychische Krise, wegen der sie in die Psychiatrie eingeliefert wurde. Ihre Kinder wurden im SOS-Kinderdorf und in Pflegefamilien untergebracht. Jetzt geht es ihr psychisch wieder besser, sie hat eine Arbeit und eine eigene Wohnung gefunden und hofft, ihre Kinder bald wieder zu sich nehmen zu können. Ihre Kinder trifft sie jedes Wochenende. 

    Ihre eigene Kindheit erlebte Frau A. gewaltvoll, weshalb sie den Kontakt in ihr Heimatland und zu ihrer Familie abgebrochen hat. „In Südtirol sehe ich, dass das Muttersein auch anders sein kann, liebevoll, ohne Gewalt – in meiner Kultur war das ganz anders“, erzählt sie. „Ich versuche, mein Leben jetzt neu zu ordnen: ohne Angst. Es ist besser, dass meine Kinder im Moment im Kinderdorf und in Pflegefamilien untergebracht sind. Ich lebe so, wie ich leben kann und frage nicht, ob es gut oder schlecht ist. Ich mache einfach.

  • „Wir werden nicht als Mütter geboren“

    Frau B. erlebte, wie ihre Tochter wegen Reibereien mit den Eltern von zu Hause ausziehen wollte. Nachdem sie versuchte, sich den Regeln des Elternhauses zu widersetzen, eskalierte die Situation, woraufhin sich die Tochter Hilfe suchte. Jetzt wohnt die Jugendliche seit fast einem Jahr in einer Jugendwohngemeinschaft im Kinderdorf. Frau B. fühlte sich, laut eigener Aussage, in ihrem Muttersein in Frage gestellt, aber heute wisse sie, dass man sich für das Hilfesuchen nicht schämen muss. Sie erzählt, dass das Wichtigste, das sie gelernt habe, sei, zuzuhören ohne zu urteilen.

    „Das Wichtigste, dass ich gelernt habe, zuzuhören – ohne zu urteilen“ 

    Der Mutter traf es anfangs wie einen Schock, dass sich ihre Tochter zu Hause misshandelt fühle, denn sie selbst nahm das nicht so wahr. Jetzt sieht sie ihre Tochter in guten Händen, auch wenn es anfangs schwer für sie war, einzusehen, dass die eigene Tochter lieber woanders als Zuhause wohnt. Aber obwohl sie die Situation anfangs als Niederlage empfand, habe sie heute gelernt, dass „wir nicht als Mütter geboren werden und dass wir das auch lernen müssen“. 

  • Info für Hilfesuchende

    Für Kinder und Jugendliche: 

    Young and Direct 
    WhatsApp: 345 0817 056
    Jugendtelefon: 0471 155 1 551   Montag bis Freitag:  14:30 – 19:30 Uhr

    Für Familien:

    Family Direkt
    Tel.: 0471 15 50 900 Montag bis Mittwoch: 10:00 – 12:00 Uhr

    Fabe Familienberatung