Gesellschaft | Lösung?

Grüne Inseln gegen Corona

Eine Forschungsgruppe der Uni Bozen will mit Pflanzen für ein besseres Raum- und Lernklima in Schulklassen sorgen – und das heurige Platzproblem der Schulen lösen.
Pflanzen in der Schule
Foto: unibz

Zu den vielen Fragen, die den Verantwortlichen der Schulwelt im Hinblick auf die Wiederaufnahme des Unterrichts am 7. September Kopfzerbrechen bereitet, gehört jene, wie die Klassenzimmer aussehen sollen, in die Lehrpersonen und Schüler nach der Zwangspause zurückkehren. So viel als möglich Präsenzunterricht lautet die politische Vorgabe insbesondere für Grund- und Mittelschule. Nun liefert eine Uni-Professorin einen Vorschlag, um den Platzmangel, der an einigen Schulen herrscht – zwischen den Schülern muss aller Voraussicht nach ein Mindestabstand von einem Meter eingehalten werden, wofür nicht alle Klassenräume groß genug sind –, zu lösen. Und zwar sollen Pflanzen dafür eingesetzt werden – und zugleich einen pädagogischen Beitrag leisten.

 

Pflanzen und Inseln als mögliche Lösung

 

Seit dem Ende des Lockdowns hat sich Beate Weyland gemeinsam mit zehn Schulgemeinschaften viele Gedanken gemacht. Weyland ist Professorin für Allgemeine Didaktik an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen und leitet das PAD-LAB. Diese interdisziplinäre Forschungsgruppe, die an neuen Konzepten für didaktische Räume forscht und seit 2015 mehr als 30 Schulgemeinschaften und Gemeindeverwaltungen beraten hat. Für die Herausforderung der Wiederaufnahme des Unterrichts nach dem Corona-Stillstand haben sich Weyland und Co. nun folgendes überlegt: ein Klassenzimmer mit Pflanzen und Insellösungen sowohl Covid- als auch lerngerecht gestalten.

 

Wohlfühlen und besser lernen

 

Professor Weyland erklärt: “Unser Vorschlag geht vom Konzept einer ‘heimeligen Schule’ aus, die so gestaltet werden soll, dass Kinder und Jugendliche bei ihrer Rückkehr in die Klassenräume auch dank des Einsatzes von Zierpflanzen ein Gefühl des Aufgehobenseins und echter Sicherheit haben. Ziel ist es, eine militärische oder Krankenhaus-Atmosphäre zu vermeiden, die nur Angst erzeugt und sehr kontraproduktiv für alle Lernprozesse ist, aber dennoch alle Sicherheitsauflagen zur Vermeidung von Anstecklungen zu befolgen.”

 

Gelingen soll das durch drei Faktoren:

  • das Thema Wohlbefinden: dieses soll gewährleistet werden, indem Schulen und Klassenräume wohnlich gestaltet werden, mit Insellösungen für einzelne Schüler und kleine Gruppen statt der traditionellen Anordnung aus Pult und Tafel vor Bankreihen
  • das Thema Kunst: dafür werden lokale Kunstschaffende dazu eingeladen, ihre Werke in Schulgebäude auszustellen oder Zeichnungen der Schüler kunstvoll einzurahmen
  • das Thema Natur im Innenraum: Pflanzen werden als eine Art Avatar in Schulen eingesetzt, die Schüler bringen sie selbst von zu Hause mit, übernehmen dafür Verantwortung und pflegen sie

“Die Pflanzen ermöglichen auf ungezwungene Art, Abstandsregeln einzuhalten und können gleichzeitig in den Unterricht integriert werden, um die Schüler für die Pflege und Bewahrung unseres Planeten zu sensibilisieren”, meint Weyland. Darüber hinaus sei es wissenschaftlich belegt, dass sich Pflanzen in einer Lernumgebung nicht nur positiv auf die Luftfeuchtigkeit und den Luftaustausch auswirken, sondern auch die Aufmerksamkeit und Konzentration der Kinder fördern.

Der erste Versuch für den Einsatz von Pflanzen in Klassenzimmern wurde am Freitag Vormittag an der Bozner Grundschule Pestalozzi gestartet. Die von Direktorin Heidi Niederkofler geleitete Grundschule ist eine von mehreren Schulen, die sich bereit erklärt haben, die Methode zu testen. Weitere Versuche werden in der deutschen Mittelschule von Sterzing folgen.