salto.music | St. Lorenzen

Neue Fundamente

In St. Lorenzen ist man bemüht, einen Ort des Wohlergehens für alle Generationen zu schaffen. Arnold Senfter, Jugendarbeiter des Jugendzentrums „Inso Haus“ im Interview.
Vogelperspektive der neuen Inso Location in St. Lorenzen
Foto: Fabian Leitner
Vogelperspektive der neuen Inso Location in St. Lorenzen
Der Blick von oben: Die Baustelle des neuen Jugendzentrums „Inso Haus” in St. Lorenzen. Foto: Fabian Leitner

Eine neue Baustelle prägt das Erscheinungsbild von St. Lorenzen. Was wird inmitten der Sportanlagen ausgearbeitet? Jemand der Antworten darauf geben kann, ist Arnold Senfter, Jugendarbeiter des Jugendzentrums „Inso Haus” in St. Lorenzen. Das „Inso Haus” ist ein Ort der Zusammenkunft für Jugendliche, der auf eine mehr als dreißigjährige Geschichte zurückblicken kann. Aber letztlich ist in „unserem Haus”, wie es im Dialekt zu verstehen ist, einiges im Wandel. Senfter gibt uns Einblicke in die Geschichte und in die Zukunft des Jugendzentrums, was sich verändern wird und was man sich bald erwarten darf.

Arnold Senfter
Seit langen Jahren engagiert für die offene Jugendarbeit im Pustertal: Arnold Senfter, Jugendarbeiter im Inso Haus in St Lorenzen. Foto: Fabian Leitner

salto.music: Wie hat es angefangen mit „Inso Haus”?

Arnold Senfter: 1991 wurde den Jugendlichen aus St. Lorenzen vom Pfarrgemeinderat ein „offizieller“ Raum zur Verfügung gestellt: Das 1790 erbaute „Messner-Haus“ wurde in „Inso Haus“ umbenannt und war fortan der Treffpunkt für die seit den achtziger Jahren regelmäßig stattfindenden Jugendgruppenstunden.

1995 wurde dann der Verein „Inso Haus“ gegründet und Verwaltung und Verantwortung gingen von der SKJ auf den Verein über. Wir hatten auch immer viel Glück, weil uns die Gemeinde immer tatkräftig unterstützt hat. So gehörten wir auch zu den landesweit ersten Jugendtreffs, in denen hauptamtliche Pädagogen beschäftigt wurden.

Das Messner Haus, bisheriger Sitz vom
Das „Inso Haus” wird wieder zum „Messner-Haus”: Der bisherige Sitz des Jugendzentrums „Inso Haus“ in St. Lorenzen. Foto: Fabian Leitner

salto.music: Und jetzt muss das „Inso Haus” umsiedeln?

Arnold Senfter: Ja. Seit 2009 beansprucht die Pfarrei das Haus wieder für sich, und seitdem waren wir auf der Suche nach einer neuen Bleibe. In der Zwischenzeit durften wir hier noch verweilen, während wir mit der Gemeinde nach Lösungen für einen geeigneten neuen Standort suchten. Leider waren die bisherigen Optionen nicht so ideal, weshalb wir jetzt umso glücklicher sind über diese finale Lösung.

Von diesem alten Haus, das von einem ganz eigenen Charme charakterisiert wird, ziehen wir in ein ganz modernes Gebäude.

salto.music: Was steht jetzt an, wo eine neue Bleibe im Fadenkreuz ist?

Arnold Senfter: Es ist ein spannendes Projekt im Gange. Von diesem alten Haus, das von einem ganz eigenen Charme charakterisiert wird, ziehen wir in ein ganz modernes Gebäude, das gerade erst gebaut wird. Es befindet sich ganz in der Nähe, also immer noch im Dorfzentrum und in Bahnhofsnähe, und die Anlage ist vielversprechend. Es wird einen größeren Raum geben, der als Treff dienen wird, und viele kleinere Räumlichkeiten, die mehr Entfaltungsmöglichkeiten bieten und den Charakter des alten „Inso“ auch ins neue Haus bringen sollen.

Außerdem werden wir noch dazu mit Volleyballplätzen, einem kleinen Skatepark, einer Workout Area, einer Grillstelle, Street-Basket und mit Fußballplätzen ausgestattet sein. Für die Kids ist das großartig!

Bauplan Inso Haus
Da sich kein Gebäude für das Jugendzentrum in St. Lorenzen finden ließ, wurde kurzerhand eines ex novo geplant: Der Bauplan des neuen „Inso Haus”. Foto: Arnold Senfter

salto.music: Wann wird es so weit sein?

Arnold Senfter: Geplant war die Eröffnung für September, aber das Virus hat leider die Sachen etwas verzögert. Allzu lang wird es aber nicht mehr dauern!

Wir möchten generationenübergreifend arbeiten.

salto.music: Werden die neuen Räumlichkeiten dieselben Verwendungszwecke wie im alten Haus haben?

Arnold Senfter: Nein, nicht ausschließlich. Wir möchten nämlich generationenübergreifend arbeiten. Es wird neben den Räumen für die Jugendlichen, auch Platz für Senioren geben, ein Eltern-Kind Zentrum und einen Raum, der einem (noch zu bestimmenden) Verein zur Verfügung gestellt wird. Das Ganze wird vom „Inso Haus“ verwaltet und koordiniert, mit der Intention, einen Ort der Zusammenkunft und des Austausches zu kreieren. Um das Projekt aber auch so durchzusetzen wie wir es uns vorstellen, liegt uns der Rückhalt der Gemeinde und das Ansehen in der Dorfgemeinschaft am Herzen. Wir sind uns bewusst, dass beides notwendig ist, um ein gut funktionierendes Projekt aufzubauen, das ein Fundament und Zukunftsaussichten hat. Insbesondere wenn es mit potenziellen „Reibungspunkten“ verknüpft ist, wie der Intergenerationalität.

Wir versuchen solche Reibungspunkte gar nicht erst zum Hindernis werden zu lassen, sondern wollen Positives daraus schöpfen. So ermöglicht die Intergenerationalität zum Beispiel den Austausch und Diskussionen, von denen alle Beteiligten profitieren können, um sich weiterzuentwickeln. Individuell, aber auch als Gemeinschaft.

Um jegliche Vorurteile aus dem Weg zu schaffen und einen nicht vorbelasteten Austausch zu ermöglichen, wollen wir so transparent wie möglich arbeiten. Wir wollen das Haus öffnen und es soll gesehen werden was wir machen. Wir bemühen uns stets um eine gute Kommunikation, damit der Prozess einer tiefgreifenden Verwurzelung im Dorf fortgeführt wird.

Inso Haus Neubau mit Beschreibung
Eine Übersicht der Verteilung der geplanten Räume im noch zu errichtenden „Inso Haus”-Neubau. Foto: Fabian Leitner

salto.music: Konkret: Wie funktioniert das neue „Inso-Haus”? Was wird angeboten?

Arnold Senfter: Die Türen des Jugendtreffs haben vier Tage die Woche geöffnet. Dort sind Jugendliche ab dem Mittelschulalter jederzeit eingeladen vorbeizukommen. Sie können sich untereinander oder mit uns Pädagogen ausleben und austoben.

Zwischen Proberäumen für Bands, Werkstatt, Fernsehraum, „ChillZimmer“ und eben dem Treff, wird da niemandem langweilig. Außerdem organisieren wir immer wieder etwas größere Projekte und Ausflüge. Gut angekommen sind zum Beispiel unsere „Abo+ Reise durch Südtirol“, ein Projekt, das in Zusammenarbeit mit anderen Jugendzentren quer durch Südtirol organisiert wird. Oder die jährliche „Faschingswoche“ für GrundschülerInnen, die seit mehr als zwanzig Jahren stattfindet. Im Sommer hingegen finden ausschließlich Sommerlager statt.

Wir legen aber auch viel Wert auf Abwechslung und ein stets neues Angebot. Man will ja nicht einrosten. Deshalb experimentieren wir auch viel und gerne und erfinden eigentlich jedes Jahr neue Projekte. Manchmal muss dann vielleicht auch mal ein altes Projekt weichen, um für ein neues Platz zu schaffen, aber das gehört zu einem gesunden Wandel nun mal dazu.

Treff vom Inso
Wird im neuen „Inso Haus” für Jugendliche ab dem Mittelschulalter vier Mal die Woche geöffnet sein: Der Treff im derzeitigen „Inso Haus” in St. Lorenzen. Foto: Arnold Senfter

Es geht hier nicht um Konkurrenzkämpfe, sondern um produktive Eigenständigkeit und sinnhafte Kooperation.

salto.music: Werden auch Livekonzerte stattfinden?

Arnold Senfter: Ab und zu kann auf Nachfrage gerne jemand bei uns spielen. Wir sehen uns als Plattform für Bands. Seit 2009 organisieren wir jährlich das Mai:Rock Open Air, und obwohl wir sonst auch gerne immer wieder kleinere Festivals anbieten und organisieren, liegt unser Fokus doch eher in anderen Bereichen, in der offenen Jugendarbeit. Das Angebot von Veranstaltungen und Musikevents wird hauptsächlich vom UFO in Bruneck gedeckt, das hier ganz in der Nähe ist. Aber es geht hier nicht um Konkurrenzkämpfe, sondern um produktive Eigenständigkeit und sinnhafte Kooperation. Wir arbeiten zum Beispiel viel und gerne mit dem ZEK in Kiens zusammen, da sich unsere Angebote besser ergänzen.

Info: https://www.insohaus.it

Musikraum in Inso
Der Musikraum im „Inso Haus”: Proberäume für BAnds, Musiker und Musikerinnen sind auch im Neubau vorgesehen. Foto: Arnold Senfter