Ein Südtiroler Yes
In Südtirol wird derzeit eifrig über Vor- und Nachteile einer eventuellen schottischen Unabhängigkeit diskutiert. Für frischen Wind hat Landeshauptmann Arno Kompatscher auf seiner Pressekonferenz vom 9. September gesorgt. Dort ließ er mit der Aussage: "Ich kann einem schottischen Ja durchaus etwas abgewinnen - es könnte Schwung in die Diskussion bringen", aufhorchen. Schwung könnte ein Yes auch in die Meteorologie bringen: "Wenn nämlich Schottland mit JA stimmt, dann sinkt der durchschnittliche Jahresniederschlag von Großbritannien um 200 mm", analysiert Dieter Peterlin vom Landeswetterdienst auf Facebook. Von Großbritannien? Oder was davon übrig bliebe, im Falle eines Yes.
Für Katalonien gibt es keine Prognosen, zumindest nicht aus meteorologischer Sicht. Doch könnte auch dort bald ein rauer Wind wehen. Für Donnerstag, 11. September, ist eine riesige Demonstration in den Straßen von Barcelona geplant. Auf den beiden spitz aufeinander zulaufenden Hauptschlagadern der Metropole sollen sich Hunderttausende zu einem gigantischen V versammeln. Es steht gleichzeitig für votar (Wählen), voluntat (Wille) und via (Weg) – für manche auch für victòria (Sieg).
Und geht es nach den Mitgliedern der Unabhängigkeitsbewegung "Assemblea Nacional Catalana" und zahlreichen katalanischen Gemeinden, soll in zwei Monaten, am 9. November, über die Zukunft der rebellischen Region - bestenfalls ohne Spanien - abgestimmt werden. Dass das spanische Parlament seine Zustimmung verweigert und das Verfassungsgericht ein Referendum höchstwahrscheinlich abschmettern wird, schmälert weder Kampfeslust noch Hoffnung.
Die Neue Zürcher Zeitung lässt in ihrer Onlineausgabe vom 9. September sowohl Befürworter als auch Gegner der katalanischen Unabhängigkeit zu Wort kommen.
Selbst eine Verselbständigung
Selbst eine Verselbständigung Schottlands würde nicht zwangsläufig ein Ausscheiden aus dem British Empire zur Folge haben. Schottland ist mit England eng verbunden und wird es - so oder anders - auch bleiben. Das steht außer Zweifel. Außerdem: Diesbezüglich eine Parallele zu Südtirol herzustellen, ist schlicht und einfach Unsinn.