Kultur | Ausstellung

Die Entstehungsgeschichte des Projekts

Die Entstehung des Projekts - das Spannungsfeld zwischen Architekt, genius loci und der zu Papier gebrachten architektonischen Idee. Skizzen, konzeptionelle Modelle, Diagramme, 3D-Modelle, aber auch Schriften und vieles mehr
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Foto: Südtiroler Künstlerbund
  • Jährlich zu Weihnachten lad der Südtiroler Künstlerbund zu seiner Architekturausstellung. Waren es in der Galerie Prisma bisher Monografien einzelner Architekturbüros, welche zur Diskussion standen, verändern die neuen Räumlichkeiten SKB ARTES auch die Art und Weise, wie der Künstlerbund Architektur rezipieren will. Die als Trilogie gedachte Ausstellung startet diese Jahr mit der Analyse, wie ein architektonisches Projekt überhaupt beginnt.

     

    ...vielleicht sollten wir die Art und Weise, wie wir Entscheidungen treffen und Probleme lösen, neu überdenken. Vielleicht sollten wir die Allgegenwärtigkeit und Unvermeidbarkeit der Schieflage anerkennen (John Kay, Wirtschaftswissenschaftler, 2010)

  • Die Ausstellung will die Entstehung des Projekts beleuchten, darüber nachdenken, wie ein Projekt geboren wird und wie die Idee in die Realität umgesetzt wird. Dabei durchläuft sie einen spontanen Akt, der trotz seiner Unvollständigkeit das Spannungsfeld zwischen dem / der  Architekten:in, dem genius loci und der, auf Papier gezeichneten, architektonischen Idee darstellt. 

    Die Ausarbeitung des Projekts ist nie ein gerader Weg, sondern ein kontinuierlicher Versuch der Erkundung, der mäandert und aus kleinen Wegen bestehen, die sich mühsam in unerforschte Gebiete winden. Er bietet einen alternativen und tiefgründigen Blick, mit dem die Komplexität der Welt erfasst werden kann. Der kreative Prozess bietet einen alternativen Blick auf die Realität, aus einer anderen Perspektive und mit mehreren Beobachtungspunkten.

    Die hier vorgestellten Gestaltungsübungen laden dazu ein, über die Bedeutung des Unbekannten und die Notwendigkeit, Ausnahmen von bestehenden Regeln zu konstruieren, nachzudenken. Ein Vorhaben, das unerwartete Richtung einschließt und die Zeit der langsamen Beobachtung und Erkundung neu bewertet. 

    Der komplexe und mäandernde kreative Prozess in der Architektur wird zum zentralen Thema der Ausstellung. Die Entstehung eines Projekts wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst und erfordert einen transversalen und synergetischen Ansatz. Das heißt, ein architektonisches Werk ist das Ergebnis von Wechselwirkungen zwischen den verfügbaren Ressourcen, den Ambitionen des Architekten, den Anforderungen des Kunden, den technischen Möglichkeiten des Ausführenden und den behördlichen Auflagen, ganz zu schweigen von der Vielzahl unvorhergesehener Faktoren. 

    Ähnlich wie ein Dirigent, koordiniert der Architekt ein Netzwerk von Interaktionen, die die Ideen in die Realität umsetzen.

  • Foto: Südtiroler Künstlerbund
  • Der zeichnend über einer Papierserviette sinnende, geniale Baukünstler ist ein Leitbild, ja Klischee der modernen Architektur: Frank Lloyd Wright …Oscar Niemeyer …Daniel Libeskind, der das Jüdische Museum in Berlin auf dem Blatt seines Terminkalenders entwirft. Bis hin zu Zaha Hadid, die aus der Architekturzeichnung eine eigene Kunst macht. Lange vor Maus und Rechner waren Papier und Stift wichtigste Utensilien der Architekten. 

    Die Geste auf Papier ist oft unmittelbarer als der Gedanke. Doch das analoge Zeichnen verschwindet in der digitalen BIM (Building Information Modeling)-Baukultur zunehmend. 

    Architekten skizzieren erste Überlegungen in Form von schnellen Zeichnungen und Modellen. Diese Skizzen sind Ausdruck von Gedanken und Visionen, die Initialzündungen gleichen und den Beginn eines oft jahrelangen Prozesses der Projektentwicklung markieren. Sie bestimmen über Form und Konzeption der gebauten Realität. Nur wenige Linien definieren die Gestalt eines Gebäudes. Abstrakte Linien zeigen städtebauliche Spannungsfelder und analysieren die Rahmenbedingungen einer Bauaufgabe. Der Übergang von Idee zu Skizze, folgt keinen Regeln, die Umsetzung erfolgt individuell.

    Mit Bleistift, Filzstift, Kugelschreiber, Kohlestift werden Ideen und Konzepte auf Papier festgehalten. Modelle können aus jedem Material hergestellt werden, von Gips bis Beton, von Karton bis Holz. Die Umsetzung kann impulsiv oder methodisch erfolgen, und der Output trägt die individuelle Handschrift der Verfasser:in. Die klassische Handskizze oder das Konzept-Modell ist mehr als nur die grafische Konkretisierung eines flüchtigen Gedankens. Sie bildet in ihrer genuinen Linienführung die charakteristische Ausdrucksform des Entwerfenden ab: Architekturskizzen drücken die spontanen Ideen von Architekten:innen aus und spiegeln dabei deren persönliche Handschrift wider. 

    Auf einer Metaebene erzählt die Skizze die Geschichte dieser Person und gewährt Einblicke in deren Persönlichkeit. So schnell Ideen entstehen, werden sie auch verworfen. Skizzen und Modelle werden verworfen, landen oft im Papierkorb – aber verewigt in Skizzenbüchern, Bildern oder archiviert in Planschränken überdauern sie die Zeit und bieten uns Einblicke in Schlüsselmomente des architektonischen Schaffensprozesses. Konzeptuelle Hilfsmittel und Gedankengebäude. 

  • mit

    atelier felix perasso + daniel tolpeit
    barbara breda
    busselli + scherer
    flaim prünster architekten
    kuck :: kunzovahuck
    kuno mayr // lamberto amistadi
    markus scherer
    messner architects
    plasma studio
    roland baldi architects
    studio marastoni
    stuflesser moroder
    totronic architekten
    wolfgang piller & florian scartezzini architecture