Kultur | Die Autorin Selma Mahlknecht im Interview

Weihnachten tut weh

Selma Mahlknecht hat sich mit Romanen und Erzählbänden in der Literaturwelt etabliert. "Helena" wurde 2012 zum besten deutschsprachigen historischen Roman gekürt. Nun legt die Südtiroler Autorin einen originellen und humorvollen Weihnachtsband vor, den der Grafiker Armin Barducci wunderbar festlich illustriert hat. Das Weihnachtsbuch "Auf der Lebkuchenstraße" der Autorin ist allerdings nicht ihr erster künstlerischer Beitrag zum schönsten Fest im Jahr: Bereits seit zehn Jahren treten sie und ihr Mann Kurt Gritsch mit einem Weihnachtsprogramm auf.
Thomas Kager hat die Autorin zum Thema Weihnachten befragt.
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FRAGE: Magst du Weihnachten oder siehst du den ganzen Trubel mit gemischten Gefühlen entgegen?

Um Weihnachten und den Trubel der Weihnachtszeit kommt man nicht herum – außer, man sperrt sich zu Hause ein. Natürlich kann man über Stress, Kommerz und Kitsch jammern, aber ich finde es besser, sich damit auseinanderzusetzen und seinen eigenen Weg durch diese doch besonderen Tage zu finden.

FRAGE: Welche ist deine liebste Weihnachts-Erinnerung?

Diese Erinnerung bezieht sich auf meine Studienzeit. Ich wohnte in Wien in einem Studentenheim und hatte eine japanische Zimmergenossin namens Tomoko. Über Weihnachten wäre sie allein in Wien geblieben, also habe ich sie kurzerhand zu mir nach Plaus eingeladen. Gemeinsam mit ihr in den Wald zu gehen, um Moos, Ästchen und Tannenzapfen für die Krippe zu holen, mit ihr den Baum zu schmücken, mit ihr „Stille Nacht“ zu singen – das hat mir Weihnachten aus einer ganz neuen Perspektive gezeigt. Es war, als entdeckte ich mit 20 Jahren das Fest neu. Bis heute feiert Tomoko in meinem Herzen mit uns mit.

FRAGE: Seit nunmehr zehn Jahren trittst du gemeinsam mit deinem Mann Kurt Gritsch mit einem Weihnachtsprogramm auf: Wie kam es dazu und wie erklärst du dir Euren ungebrochenen Erfolg?

Ein Faktor ist sicher der, dass wir jedes Jahr ein anderes Programm haben und immer neue Texte und Lieder präsentieren. Mit den verschiedenen Schwerpunkten, die wir wählen, können wir auch Facetten aufzeigen, die vielleicht ansonsten eher untergehen. Da viele Texte und Lieder von mir selbst sind, ist es kein beliebiges Potpourri, sondern eine sehr persönliche und authentische Auseinandersetzung. Ich denke, das spüren die Leute und folgen deswegen alle Jahre wieder unserer Einladung.

FRAGE: Wie feierst du Weihnachten: Gibt es Rituale, die du seit deiner Kindheit beibehalten hast? Könntest du dir vorstellen, dass du gar nicht Weihnachten feierst?

Weihnachten hat für mich aufgrund meiner langjährigen Beschäftigung damit viele Bedeutungen erlangt, die früher keine Rolle gespielt haben. Dabei spielt allerdings nicht so sehr das eigentliche Fest eine Rolle, sondern die Zeit rund um Weihnachten an sich. Ich nutze diese Tage gerne, um ein bisschen innezuhalten und um Menschen, die mir wichtig sind, danke zu sagen.

FRAGE: Wie war die Zusammenarbeit mit Armin Barducci? Seine Weihnachtshäschen sind im Verlag der Renner. Wie habt Ihr die Zusammenarbeit organisiert? Hast du ein Lieblingsmotiv oder eine Seite, die dir besonders gut gefällt?

Ich kenne und schätze Armin schon sehr lange. Als er für das Buchprojekt zugesagt hat, wusste ich, dass er etwas Außergewöhnliches schaffen würde. Als dann die ersten Illustrationen der „Wintermärchen“ bei mir eintrudelten, traute ich meinen Augen kaum. Ich war hingerissen, mit welcher scheinbaren Leichtigkeit er meine kleinen Texte visuell auf den Punkt gebracht hat. Die Häschen sind ein gutes Beispiel, aber auch die Maschen des strickenden Weibleins, die Scherenschnitt-Schere oder die Spuren der Skier. Mit einer sehr reduzierten Form schafft er eine ganze Welt – wahrhaft meisterlich.

FRAGE: In deinem Buch „Auf der Lebkuchenstraße“ kommen immer wieder Sketche aus einer fiktiven Waldorfschule vor. Du nimmst dabei die Anthroposophen ziemlich aufs Korn. Glaubst du, dass sich die Waldorfschulen da auf den Schlips getreten fühlen?

Die „Freie Waldorfschule Rosamunde Lütterach“ steht stellvertretend für gewisse Tendenzen im heutigen Schulbetrieb, die sich keineswegs nur auf Waldorfschulen beschränken. Als Lehrerin habe ich ja aus erster Hand einige Erfahrungen gemacht. Ich glaube daher nicht, dass sich jemand besonders auf den Schlips getreten fühlen wird. Aber vielleicht erkennen so manche (Schüler, Lehrer, Eltern …) die Situationen wieder.

Mehr zum Buch:

Selma Mahlknecht
Auf der Lebkuchenstraße
Ladenpreis: 19,90
224 Seiten mit zahlr. Illustrationen
ISBN: 978-88-7283-468-8