Wie innovationsfreudig ist Luis Walcher?
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Ein unter Arnold Schuler eingeführtes Relikt verschwindet ohne viel Aufsehen: der 2018 eingeführte Expertenrat für Landwirtschaft und Umwelt. „Die Experten haben bereits zahlreiche positive Anregungen zur Weiterentwicklung einer nachhaltigen Landwirtschaft in Südtirol geliefert“, erklärte Arnold Schuler, damals Landesrat für Landwirtschaft, bei einer Tagung des Gremiums.
Unter seinem Nachfolger Luis Walcher braucht es den Expertenrat offenbar nicht mehr. Dennoch bewerte die Landesregierung die bisherige Zusammenarbeit „sehr positiv“, wie Walcher in der Antwort auf eine Landtagsanfrage der Grünen Abgeordneten Madeleine Rohrer erklärt. Das Beispiel zeigt, wie unterschiedlich die Gangart der beiden Landesräte ist, obwohl sie beide der Südtiroler Volkspartei (SVP) angehören.
Schuler, der sich bei der Regierungsbildung Anfang dieses Jahres mit dem Amt des Landtagspräsidenten zufrieden geben musste, machte sich mit seiner weltoffenen Art gerade beim Südtiroler Bauernbund nicht immer beliebt. Walcher hingegen ist als gewählter Kandidat des Bauernbunds in den vergangenen Landtagswahlkampf gegangen und hat nach Amtsantritt deren Vizedirektor Ullrich Höllrigl zu seinem Ressortchef gemacht.
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„Im Haushaltsvoranschlag 2025-2027 sind keine entsprechenden Mittel vorgesehen, weil derzeit nicht geplant ist, diesen Expertenrat neu zu ernennen“, erklärt Walcher nun. Die Grünen finden das schade. „Fachleute aus Ökologie, Biodiversität, Pflanzengesundheit, Ökonomie und Soziologie sollten die Landesregierung beraten, wohl auch einen Blick über den eigenen Tellerrand hinaus ermöglichen“, so Rohrer.
Dem Expertenrat gehörten Thomas Bausch und Matthias Gauly von der Uni Bozen, Ulrike Tappeiner von Eurac Research, Hiltrud Nieberg vom Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei in Braunschweig, Georg Friedrich Backhaus vom Julius-Kühn-Institut, einem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen mit mehreren Standorten in Deutschland, sowie Alois Heißenhuber von der Technischen Universität München an.
„An den Kosten kann die lautlose Abschaffung des Expertenrats für agrarpolitische Fragen nicht gelegen haben. Bei einem Haushalt von rund 8 Milliarden Euro wären die pro Jahr notwendigen 20.000 Euro wohl irgendwo zu finden gewesen“, kommentiert Rohrer auf Facebook.
Noch ist nicht eindeutig absehbar, welche Linie der neue Landwirtschaftslandesrat Luis Walcher einschlagen möchte. Etwa unterstützt er einerseits die geplanten und umstrittenen Speicherbecken für landwirtschaftliche Zwecke im Überetsch, für die zwölf Hektar Gemeindewald gerodet werden müssten – alternative Standorte werden derzeit noch gesucht. Andererseits verkündete er vor zwei Wochen auf der Apfelmesse Interpoma in Bozen, dass Südtirol mit dem Versuchszentrum Laimburg und der Freien Universität Bozen nun einer internationalen Forschungskooperation beigetreten ist. Das Projekt soll mit weiteren neun Forschungseinrichtungen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz zur Lösung der gemeinsamen ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen im Obst-, Wein- und Gemüsebau beitragen – das wiederum klingt schon fast innovationsfreudig.
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Diese sogenannten Experten…
Diese sogenannten Experten braucht niemand. Bravo, Walcher!
Antwort auf Diese sogenannten Experten… von Aloisius von Gonzaga
Die Bauernlobby will diesen…
Die Bauernlobby will diesen Expertenrat nicht. Brauchen täte es ihn schon.
„Im Haushaltsvoranschlag…
„Im Haushaltsvoranschlag 2025-2027 sind keine entsprechenden Mittel vorgesehen, weil derzeit nicht geplant ist, diesen Expertenrat neu zu ernennen“
Ach so, na dann ist halt Schluss.
Frage am Rande, wieviel ist in diesem Haushaltsvoranschlag für Inflationsanpassungen der Politikergehälter vorgesehen? Oder sind diese derzeit auch nicht geplant?