Politik | Polemik

Zwist der Patrioten

Schlagabtausch zwischen Bürgerunion und Süd-Tiroler Freiheit: Erstere wirft zweiterer "konzeptlosen Populismus" vor. Zweitere findet das "lächerlich".

Nach der offenen Zurechtweisung durch Familienlandesrätin Waltraud Deeg haben sich Andreas Pöder und seine Bürgerunion nun eine weitere Rüge eingeholt. Von keiner geringeren als Pöders ehemaligen Parteikollegin und Grand Dame der Südtiroler Freiheitsbewegung Eva Klotz. Sie bezeichnet die Vorwürfe, die die Bürgerunion in der Figur ihres Europaregion-Sprechers Dietmar Zwerger der Süd-Tiroler Freiheit macht, als “lächerlich” und weist sie scharf zurück. Was hat sie dazu veranlasst?


Geklaute Vision?

Am 8. Jänner verschickt der Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit Bernhard Zimmerhofer eine Pressemitteilung. Darin teilt er mit, einen Beschlussantrag in den Landtag eingereicht zu haben, mit dem er die Zusammenlegung der drei Landtage von Tirol, Südtirol und des Trentinos fordert. Die Vision Zimmerhofers: Ein gemeinsames Tirol in einem gemeinsamen Europa mit einem gemeinsamen Landtag und einer gemeinsamen Landesregierung – “im Sinne von mehr Demokratie und weniger Konflikten”. Zimmerhofer wünscht sich, dass die Fusion bis 2018 Rahmen der Europaregion Tirol beziehungsweise der EVTZ (Europäischer Verbund für territoriale Zusammenarbeit) über die Bühne gehen soll.

Zwei Tage später meldet sich Dietmar Zwerger am 10. Jänner zu Wort. Ebenfalls in einer Aussendung. In dieser wirft er der Süd-Tiroler Freiheit vor, durch Zimmerhofers “konzeptlosen Versuch” auf “einen von der Bürgerunion angestoßenen Zug” aufspringen zu wollen. Es sei “merkwürdig”, dass die STF nun beginne, “mehrfach unsere Vision und auch Aussagen dazu zu kopieren. Allerdings, wie so oft bei Kopien der Fall, konzept- und kopflos”, so Zwerger. Denn bisher habe die STF, die für die Bürgerunion die einzige Partei ist, “die keine Zukunftsvision für Südtirol außer der Selbstbestimmung als Recht der Südtiroler” habe, sowohl die Konzepte der Bügerunion (Bildung der Freien Europaregion Tirol) als auch jene der Freiheitlichen (Freistaat) belächelt und sogar verhöhnt.

Dass die Idee einer Freien Europaregion Tirol nun auch bei der STF wahrgenommen werde, begrüße die Bürgerunion zwar. “Allerdings ist das Konzept – als einzig realisierbare Alternative zur Zugehörigkeit zu Italien zu schade, um für konzeptlosen Populismus missbraucht zu werden”, mahnt Zwerger.


Return to sender

Die Retourkutsche folgt noch am selben Tag. “Das Leitungsmitglied der Bewegung Süd-Tiroler Freiheit, die ehemalige Landtagsabgeordnete Dr. Eva Klotz, weist die Vorwürfe der Bürgerunion in Zusammenhang mit der Tirol-Politik scharf zurück”, schreibt die STF am Sonntag Abend. Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass die Bewegung die Wieder-Einberufung des Zweierlandtags (Tirol und Südtirol) gefordert habe. Klotz verweist dazu auf die zahlreichen Anträte der STF in den vergangenen acht Jahren.

Gleichzeitig erinnert sie daran, dass die Bewegung Süd-Tiroler Freiheit im Mai 2007 gegründet worden sei, da es Mitgliedern wie ihr in der damaligen Union für Südtirol “nicht mehr möglich war, für das ursprüngliche Hauptziel, Selbstbestimmung und Einheit Tirols, zu arbeiten.” Dietmar Zwerger selbst sei Zeuge dafür gewesen, dass Andreas Pöder die Devise ausgegeben hätte: “Hört endlich auf mit der Selbstbestimmung, keinen Hund lockt ihr mehr damit hinter dem Ofen hervor!” Für Pöder und dessen Anhänger sei es darum gegangen, die Volkstumspolitik zu diskreditieren, so Klotz. Und dass die Bürgerunion der STF in der Tirolpolitik “konzeptlosen Populismus” vorwerfe, sei mehr als lächerlich und falle auf die Bürgerunion zurück. Es scheint so, als habe die Süd-Tiroler Freiheit es entgegen Pöders Behauptung mit ihren Forderungen doch noch geschafft, einen Hund hinter dem Ofen hervor zu locken: Ihn selbst.