Der Inter-Effekt
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Die Fans des italienischen Profi-Fußballs sind in den Sommermonaten in Trentino-Südtirol gut aufgehoben. Knapp die Hälfte aller Serie-A-Fußballmanschaften absolvieren nämlich ihr Sommertraingslager in der Region. Eine davon ist der FC Internazionale Milano, oder einfach Inter. Wer dieser Tage durch Reischach schlendert, hat gute Chancen, Inter-Kapitän Mauro Icardi und Neuzugang Christian Ansaldi beim Fischen zu beobachten. Der argentinische Stürmer weilt derzeit mit seiner Mannschaft samt Trainer Roberto Mancini und Betreuer im kleinen Pustertaler Örtchen, nur wenige Kilometer von Bruneck entfernt. Gekommen sind sie allerdings nicht, um Fische aus dem Teich zu ziehen, sondern um sich auf die kommende Meisterschaft, die am 21. August beginnt, vorzubereiten. Bereits seit mehreren Jahren kommen die Nerazzurri nach Reischach. Zur Freude unzähliger kleiner und großer Inter-Fans. In Scharen strömen sie ins Pustertal, um ihre Idole beim Training und bei Freundschaftsspielen in Aktion zu sehen und das ein oder andere Selfie oder Autogramm zu ergattern. So auch heuer, wenn vom 6. bis 15. Juli tägliche Trainingseinheiten, zwei freundschaftliche Partien und viel Rahmenprogramm mit den Inter-Stars anstehen.
Ein zufriedenes Lächeln dürfte das Trainingslager nicht nur auf die Gesichter der Fußballbegeisterten zaubern. Auch der heimische Tourismus profitiert kräftig von Icardi & Co. Die Gäste, die im Sommer 2015 von Inter angelockt wurden, gaben ganze elf Millionen Euro aus. Und waren dabei jünger und ausgabefreudiger als die traditionellen Touristen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Europäischen Akademie EURAC. Die Forscher haben untersucht, wie sich das Trainingscamp des italienischen Profi-Fußballclubs im Juli 2015 in Reischach auf die Wirtschaft und die Ferienregion Bruneck Kronplatz auswirkte. Dazu haben die EURAC-Tourismusexperten vergangenes Jahr mit rund tausend Gästen sowie Gastwirten und Gemeindevertretern vor Ort gesprochen. Ebenso wurden für die Studie die sozialen Netzwerke beobachtet. Der Hashtag, den Inter offiziell für das Trainingscamp verwendete, war #Brunico2015 – heuer lautet er entsprechend #Brunico2016. Insgesamt gab es 28.335 Posts mit #Brunico2015. Dazu kommen 2.949 veröffentlichte Bilder auf Instagram, Twitter und Facebook.
Wohin die Inter-Stars auch gehen, die Fans folgen ihnen.
“23,5 Prozent dieser Bilder enthielten Logos von lokalen Unternehmen”, so die EURAC-Forscher. Sie haben eine Erklärung parat, woher dieser Erfolg rührt: “Die Touristen werden von den Aktivitäten der Mannschaft wie von einem Magneten angezogen: Besuchen zum Beispiel einige der Spieler den Kronplatz, steigt das Interesse an dieser Urlaubsdestination und es wird darüber in den sozialen Medien gesprochen: Die Inter-Gäste folgen ihrer Mannschaft.” Die sozialen Medien als Multiplikatoren generieren also einen unbezahlbaren Werbeeffekt für die Tourismusregion. Doch damit nicht genug. “Die Inter-Gäste kaufen auch regionaltypische Produkte ein und gehen während ihres Urlaubs sportlichen Aktivitäten wie Wandern, Kleittern oder Paragleiten nach”, weiß EURAC-Wissenschaftlerin Anna Scuttari, die die Studie durchgeführt hat. Dadurch bekomme auch die lokale Wirtschaft einen zusätzlichen Impuls.
Etwa 90 Prozent der von der EURAC Befragten gab an, mit der Urlaubsdestination Bruneck Kronplatz “zufrieden” bis “sehr zufrieden” zu sein. Die Mehrheit kann sich vorstellen, auch unabhängig vom Aufenthalt der Fußballmannschaft den Urlaub erneut im Pustertal zu verbringen. “Das Sommertrainingslager einer bekannten Fußballmannschaft kann bei der lokalen Tourismusbranche für Aufschwung sorgen. Auch die etablierte Urlaubsdestination Bruneck kann davon profitieren, in dem sie die Möglichkeit nutzt und ihr Tourismusangebot erweitert – stets im Einklang mit dem traditionellen Angebot”, sagt dazu Harald Pechlaner, Leiter des EURAC-Instituts für Regionalentwicklung und Standortmanagement. Während Martin Huber als Präsident des Tourismusvereines Bruneck Kronplatz unterstreicht, dass die durch den Tourismus beziehungsweise durch die Gäste generierten Einnahmen den Gemeinden und der Region als Ganzes zugutekommen. Übrigens wurde einzig die Zunahme des Verkehrs und die Tatsache, dass sich einzelne traditionelle Gäste durch die Mannschaft von Inter gestört fühlen, von den Befragten als negativ bewertet.