Kultur | Salto Afternoon

Es wird wieder getanzt

Das Festival Tanz Bozen geht in eine neue Runde. Zum Einstimmen gibts Schuhplattler, Bewegungskaraoke und Schaufenstertänze.
Ballet of Difference
Foto: Ray Demski

Der Auftakt findet am Donnerstag, 13. Juli, im Museion statt. Dort trifft traditioneller Schuhplattler auf Performancekunst. FOLK-S_I’ll be your mirror version von Alessandro Sciarroni entstand aus der Überlegung heraus, dass traditionelle Tänze und Bewegungsmuster die Zeit überdauern. Gemeinsam mit fünf Performern und einem Videokünstler begab sich der Choreograf 2012 ins Pustertal, um dort das Schuhplattlern zu lernen. Die Performance der besonderen Art wird durch eine Videoprojektion des Künstlers Karim auf die Glasfassade von Museion ergänzt und soll auf das kommende Festival einstimmen.

 

 

Das Thema der letzten Jahre, Identitäten und Begegnungen von Kulturen, zieht sich auch durch das Programm des diesjährigen Festivals. Am Freitag, 14. Juli, lädt der Choreograf Glen Çaçi das Publikum zum Bewegungskaraoke im Semirurali-Park ein. Wer will, darf beim Tutorial on how to become an alien mitmachen und traditionelle Tänze aus verschiedenen Kulturen lernen: aus dem Tanzen im Kollektiv soll ein kollektives Nachdenken über Identitäten entstehen. Die zweite Aufführung des albanischen Choreografen am 19. Juli trägt den Titel KK (I’m a comunist kid). Autobiografisch geprägt, wird hier die Fragmentierung und Konstruktion von Identitäten und Stereotypen, wie zum Beispiel der „albanischen Männlichkeit“, untersucht.

Die dritte Veranstaltung dieser Woche findet am Samstag, 15. Juli, statt:  Beim alljährlichen Schaufenstertanz tanzen sich PerformerInnen durch die Geschäftsauslagen der Bozner Altstadt: Die Schaufenster werden zu Bühnen, die Passanten zum Publikum.

 

 

Bis zum 29 Juli wird Bozen durch ein vielfältiges Programm betanzt. Von Jazz bei Anne Teresa de Keersmaeker bis hin zu Hip-Hop bei den Hungry Sharks und der Kompanie Käfig ist alles dabei.

Immer wieder finden sich Referenzen zur bildenden Kunst: Rachid Ouramdane orientiert sich an der malerischen Ästhetik des Sfumato, um brandaktuellen Themen wie Umweltveränderungen, Überschwemmungen und klimabedingter Migration zu thematisieren. Das Ballet de Lorraine hingegen greift in Le surréalisme au service de la révolution auf den Surrealismus, und die Traumwelten Luis Buñuels zurück.  

 

Interessante Themenschwerpunkte des diesjährigen Festivals sind Geschlechteridentität, Sexualität und Beziehungen: Richard Siegal setzt sich im dreiteiligen Ballet of Difference unter anderem mit Transsexualität auseinander und greift die Geschichte von Chelsea Manning auf und Mattia Russo und Antonio de Rosa erzählen in einem Duett von Liebe, Abhängigkeit und dem gemeinsamen Altwerden. Mit dabei ist auch die Drag Queen François Chaignaud. Zusammen mit Cecilia Bengolea, versucht das Künstlerpaar in Vlovajob Pru das befreiende Tanzen nach den Bässen von Dub und die Strenge und Anspannung des Ballets zu vereinbaren.