Zuletzt brachte die Nowaja Gaseta noch ausführliche Beiträge über Michail Gorbatschow.  Die Zeitung entstand in der Epoche von Glasnost und Perestroika. Der damalige Staatspräsident Gorbatschow war ein wesentlicher Förderer des Blattes, das für ein demokratisches und liberales Russland stehen sollte, für Grundrechte und für eine Allianz mit der Europäischen Union.

Im aktuellen Angriffskrieg, den das Putin-Regime durchführt, stand die Nowaja Gaseta deutlich auf der Seite der Ukraine.  Schon im März 2022 kam es deshalb zu Problemen mit den neuen Machthabern in Russland. Es wurde angekündigt, dass die publizistische Tätigkeit beendett werden muss, aufgrund der neuen Zensurgesetze. Es wurde die Nowaja Gaseta Europe gegründet, die Redaktion wurde in Lettland angesiedelt und soll das weitere Erscheinen sichern. Die erste Ausgabe  wurde Anfang Mai vorgelegt.

Tatsächlich wäre es erstaunlich, wenn das Putin-Regime die Nowaja Gaseta tolerieren würde. Chefredakteur Dmitri Muratow wurde 2021 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Damit konnte das weitere Wirken der Nowaja Gaseta vorerst beschützt werden.

Tatsächlich zögerten die Hardliner in Moskau, die Nowaja Gaseta zu schließen. Als Gegenspieler von Chefredakteur Muratow muss dabei Politikprofessor Sergej Karaganow gelten, der einflussreiche Berater des russischen Präsidenten, der offen für ein "hartes Regime" eintritt und die Grenzen der russischen Macht nochmals weit in die Europäische Union verschieben möchte, wie in der Zeit des Warschauer Paktes, vor den Reformen von Gorbatschow. Karaga

Als das Putin-Regime in die Ukraine einmarschierte, da setzte Dmitri Muratow ein Zeichen. Er versteigerte seine Friedensnobelpreismedaille. In der Auktion bei Heritage wurde ein Rekordpreis erzielt: 103,5 Millionen Dollar.  Der Erlös wird für Kinder aus der Ukraine gewidmet.
 

Fortsetzung des Beitrages:
Salto 12. 9. 2022
Nowaja Gaseta gesperrt

Autor:
Johannes Schütz (www.journalist.tel)
© Johannes Schütz, 2022