Kultur | Utopien

FuturoZWEI

Offene Gesellschaften brauchen offene Räume!
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Lisa & Anna Huber

In Zusammenarbeit mit der Architekturstiftung Südtirol / in collaborazione con la Fondazione Architettura Alto Adige.

 

Text: Thomas Huck für FUTUROzwei

 

Der folgende Text ist einer von 21 aus dem Journal "FUTUROzwei | Wir teilen Bilder di un futuro condiviso" N°1/2023, welches am Montag 13.Februar um 18:30 in Bozen vorgestellt wird.

 

Offene Gesellschaften brauchen offene Räume!

Der Begriff Wohnen stammt vom mittelhochdeutschen "wonen" ab, was so viel wie "gewohnt sein" bedeutet. Wir wohnen also, so wie wir es gewohnt sind. Dies bezieht sich jedoch nicht nur aufs Wohnen: Vielmehr leben wir so, wie wir es gewohnt sind. Umso wichtiger ist es deshalb diese Lebensumstände ständig zu hinterfragen, inhaltlich sowie räumlich.

 

 

Räumliche Strukturen spiegeln Gedanken und Gesellschaften wider und prägen diese meist noch lange, obwohl längst neue entstanden sind. So auch in Südtirol, das seit den 90er Jahren wirtschaftlich und kulturell in seiner neuen Autonomie erblüht und dies stets durch identitätsstiftende Bauten unterstützt hat. Letzter wurden jedoch nach dem Grundsatz geplant: „Je klarer wir trennen, desto besser verstehen wir uns.“[1] So brauchte es stets das „Deutsche Kulturhaus“ sowie das „Centro Culturale Italiano“. Und selbst wenn die deutschsprachige Schule mal direkt an die Scuola di lingua italiana angebaut wurde, so galt es doch Eingänge Verwaltung und Nutzung klar zu trennen. Auch wenn diese Gedankengänge meist längst der Vergangenheit angehören, erhalten diese Strukturen unsere Gewohnheit diesbezüglich und prägen unser (getrenntes) Denken und Leben. So ist es auch zu erklären, dass Ideen „von einem gemeinsamen Pausenhof und weitere Initiativen für das gemeinsame schulische Wirken“[2] heutzutage noch als Innovation gelten. Leider sind derartige Ideen räumlich in dieser Form noch kaum vorhanden.

 

Räumliche Strukturen spiegeln Gedanken und Gesellschaften wider und prägen diese meist noch lange, obwohl längst neue entstanden sind

 

Ganze Landesämter bauen auf diese sprachliche und räumliche Trennung auf und scheitern heutzutage als Tris an dieser Mentalität und an den Problemen der Zeit, die daraus resultieren. Selbst Vorzeigeprojekte - wie das dreisprachige Bibliothekszentrum - welche dies gezielt ändern wollten, scheiterten bisher an dieser strukturellen Dreifaltigkeit. Daher muss und kann es nur das Ziel sein, diese räumliche und strukturelle Trisektion aufzubrechen und die entsprechenden Räume und Strukturen dafür zu schaffen. Damit unsere gebauten Gewohnheiten unsere gelebten widerspiegeln und es nie mehr heißt: “Ich kenne nicht so viele Italienischsprachige, denn ich war auf einer deutschen Schule“.

Das alles wäre möglich, ohne auch nur einen Satz des Autonomiestatut ändern zu müssen oder sich an das politisch heiße Thema der mehrsprachigen Schule heranzuwagen und wäre daher schon längst umsetzbar. Dabei könne gute Architektur als Wegbereiter für die obigen Themen gelten, um diese zukunftsfähig zu machen.