Wirtschaft | LVH Versammlung

Gert Lanz: "Handwerker sind Optimisten"

Der Weg geht nach oben, bzw. nach vorne, meint Gert Lanz auf der Landesversammlung der Handwerker am Stammhaus Bozner Boden. Über 300 Teilnehmer zeigten die Stärke des Verbands und den unbedingten Willen, die Ärmel aufzukrempeln.

"Nicht ein Gesetz wird die Wirtschaft ankurbeln, sondern wir werden das tun!" Verbandspräsident Gert Lanz zeigte sich auf der Jahresversammlung zuversichtlich und realistisch. „Handwerklich hergestellte Produkte und Dienstleistungen sind Teil des alltäglichen Lebens. Allerdings haben wir es in den letzten Jahren versäumt, uns selbst zu vermarkten“, so Lanz. Besonders im Bereich der Innovation könne das Handwerk mit vielen Produkten und Ideen aufgewertet werden. Hier genüge ein Vergleich zwischen den Maschinen und Arbeitsprozessen, die vor 50 Jahren und heute verwendet werden. „Dies sind Entwicklungen, die von uns ausgegangen sind und die wir initiiert haben“, so Lanz. 

Verloren gegangen sei allerdings das Qualitätsbewusstsein vieler Kunden. Häufig zähle der Preis eines Produktes mehr als jener des Wertes. Was den Handwerkern aber noch mehr zu schaffen mache, sei die Regulierungswut der Bürokraten. Man wünsche sich vorab Gespräche, um so die Bedürfnisse und Möglichkeiten bei neuen Gesetzgebungen und Regelungen besser einschätzen zu können. „Wir Handwerker sind es gewohnt nach umsetzbaren Lösungen zu suchen und hier sind wir gerne bereit mitzuarbeiten“, unterstrich Lanz. Überreglementierungen seien aber keinesfalls dienlich, da die Unternehmer aufgrund der Gesetze in Panik geraten und sich zurückziehen. Und dies führe wiederum zu einem Stillstand des Wirtschaftsrades. „Wir brauchen wieder klare Signale, an denen wir uns orientieren können und verstehen, was richtig oder falsch ist. Wir sind Profis in unserem Bereich, aber man muss uns wieder mehr Vertrauen und Eigenverantwortung gewähren“, so der Verbandspräsident.

Die Möglichkeit bei den zukünftigen Gesetzesvorschlägen mitarbeiten zu können, sicherte Landeshauptmann Arno Kompatscher den Handwerkern zu. Gleichzeitig kündigte er an, in Zukunft Steuererleichterungen für Betriebe durchsetzen zu wollen. „Die neue Immobiliensteuer wird für betrieblich genutzte Immobilien maximal 0,56 Prozent betragen. Betriebswohnungen werden ebenfalls steuerbefreit, sofern es sich um die Erstwohnung handelt“, so Kompatscher.

Das Thema Rentenskandal wurde zwar von Gert Lanz ebenfalls angesprochen, aber es gab keine konkrete Erwähnung zum Fall des ehemaligen LVH-Direktors Hanspeter Munter und seiner Abfindungszahlungen. 

Öffentliche Ausschreibungen, die EU-Vergaberichtlinie, die duale Ausbildung sowie die Zahlungsmoral gehörten zu den Inhalten der Gesprächsrunde, an der neben LVH-Präsident Gert Lanz und Landeshauptmann Arno Kompatscher auch der EU-Abgeordnete Herbert Dorfmann, der Vizepräsident der Confartigianato Claudio Miotto und der Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayer Heinrich Traublinger teilnahmen. Die Zahlungsfrist beträgt in Südtirol durchschnittlich 72 Tage und auf nationaler Ebene 130 Tage. „Man überlegt, auf gesamteuropäischen Terrain eine Richtlinie von 30 Tagen festzulegen“, sagte dazu Herbert Dorfmann. Auch die duale Ausbildung und der bevorstehende Berufsbildungsgipfel, für den sich Ministerpräsident Matteo Renzi und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel angekündigt hatten, war Thema.