Kultur | 1. Weltkrieg

Erinnerungen an den 1. Weltkrieg

Am 22. Juni werden in der Franzensfeste alte Dokumente, Fotos, Feldpostkarten und Briefe für ein großes Online-Archiv digitalisiert. Wer solche Erinnerungsstücke zuhause hat, kann mitmachen.

Im europaweiten Projekt "Europeana 1914 - 1918" sind über 45.000 digitale Dateien, darunter Gegenstände, Dokumente, Briefe und Tagebücher aus der Zeit des Ersten Weltkriegs gesammelt und recherchierbar. Die von der Oxford University vor 3 Jahren gestartete Initiative will die privaten Erinnerungen von Menschen verschiedener Nationen an die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ sichern und  öffentlich zugänglich zu machen. Mittlerweile ist das Projekt in 8 Ländern, darunter Deutschland, Großbritannien, Belgien, Irland, Luxemburg, Slowenien, Dänemark und Zypern, angelaufen und weitere sollen folgen. An den Aktionstagen nahmen bereits Tausende von Personen teil, um ihre Andenken und Geschichten beizutragen. 

Nun sollen diese Inhalte durch Beiträge aus Italien und speziell aus der Region Südtirol/Trient ergänzt werden. Während des Ersten Weltkrieges verpflichteten sich mehr als 5 Millionen Männer zum Dienst in der italienischen Armee. Davon starben mehr als 600.000 Männer auf den Schlachtfeldern. In Südtirol/Trient dauerte der Krieg ein Jahr länger als im übrigen Italien, da die Region damals als Teil von Tirol zu Österreich-­Ungarn gehörte. Tatsächlich wurden 1914 die Bewohner der Region, die Soldaten des Kaisers waren, an die Ostfront in Galizien geschickt. 60.000 Männer zogen in den Krieg und mehr als 11.000 kamen um, während über 100.000 Zivilisten nach Österreich und Italien evakuiert wurden. Weitere 2.000 wurden verhaftet, da man sie verdächtigte, auf Seiten des Feindes  zu stehen.

Dokumente, Fotos, Tonaufnahmen und Briefe aus dieser Zeit erzählen von den tragischen Ereignissen und lagern wohl zahlreich in den Familienarchiven. Wer möchte, hat nun die Gelegenheit, am 22. Juni von 10 bis 17 Uhr seine persönlichen Erinnerungsstücke in die Franzensfeste zu bringen und sie dort auf professionelle Weise digitalisieren zu lassen. Auf diese Weise werden sie Teil des großen europäischen Online-Archivs "Europeana" und verbinden so Familiengeschichten mit den offiziellen Erinnerungen an das Kriegsgeschehen aus nationalen Bibliotheken und Archiven.

Das Projekt wird von der Festung Franzensfeste in Zusammenarbeit mit dem Tiroler Geschichtsverein, Sektion Bozen, mit den Südtiroler Chronisten und mit dem Kleinen Museum Lana durchgeführt. Eine unverbindliche Anmeldung  bzw. Information gibt es im Büro der Festung Franzensfeste: +39 0472 458 698;  [email protected]