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Wie ist das Feedback?

Auch für den internationalen Klassenzug am „Campus Fagen“ ist das Schuljahr zu Ende. Das Projekt mit großem Potenzial arbeitet mit viel Eifer. Ein Schulbesuch mit Kamera.
Campus Fagen
Foto: SALTO
  • „Ich bespreche mich mit den Lehrpersonen und melde mich dann bei Ihnen, damit wir eventuell für die kommende Woche etwas ausmachen“, antwortete die Schuldirektorin Ingrid Keim des Campus Fagen in Bozen auf die SALTO-Anfrage vor zwei Wochen. Videomaker Mauro Podini und ich rückten daraufhin vergangene Woche aus, um uns ein Bild der Internationalen Oberschulklasse nach dem ersten abgelaufenen Schuljahr zu machen. Und in dieser Woche servieren wir unseren Besuch, in welchem zwei Lehrpersonen ihre Eindrücke und einige Schüler*innen ihre bevorzugten Worte schildern. Das Video (scrollen und klicken) ist am Ende des Artikels einsehbar. 
     

    Wie strukturiere ich meine Arbeit? Wie kooperiere ich im Team? Wie reflektiere ich meinen Lernfortschritt?

  • Mehrsprachigkeit integrativer Bestandteil: Fächer wie Naturwissenschaften, Geografie oder Geschichte werden auf Englisch unterrichtet, begleitet von sprachsensiblen Strategien, während intensiver Sprachunterricht in Deutsch, Italienisch und Englisch parallelläuft. Foto: SALTO

    Die internationale Ausrichtung orientiert sich am deutschen Lehrplan für angewandte Naturwissenschaften des Realgymnasiums sowie an der Philosophie des International Baccalaureate (IB). Es zeichnet sich durch einen wissenschaftlichen und forschenden Ansatz in einem überwiegend englischsprachigen Umfeld aus und legt großen Wert auf interdisziplinäre und ganzheitliche Lern- und Lehrmethoden. „In Deutsch und Italienisch wird der Unterricht nach individuellem Sprachstand differenziert. So können sowohl Lernende mit Erstsprachkompetenz als auch Quereinsteiger*innen gezielt gefördert werden“, erzählen uns die Lehrpersonen Anna Rauch und Daniel Soraruf, „im Englischunterricht arbeiten alle – nach einer kurzen Einführungsphase – weitgehend auf demselben Niveau.“  Ein zentrales Erfolgskriterium soll „die intensive und lösungsorientierte Zusammenarbeit im Klassenrat“ gewesen sein. Herausforderungen wurden offen benannt und gemeinsam bearbeitet. „Besonders wertvoll waren auch die regelmäßigen Reflexionen und der enge Austausch mit der Schulleitung und den Eltern. Die gewonnenen Erkenntnisse werden nun systematisch in die Weiterentwicklung des Modells integriert.“ 
     

    Die nächste Klasse ist für das kommende Schuljahr geplant.


    Die unterrichtenden Lehrkräfte waren in diesem ersten Jahr in der Regel keine englischen Muttersprachler*innen. Das Team bestand aus motivierten Lehrpersonen, die über ein abgeschlossenes Studium in Englisch, Sprachzertifikate auf mindestens C1-Niveau und/oder längere Auslandserfahrung verfügen. „Gute Sprachkenntnisse und pädagogische Qualität hängen nicht zwingend von der Muttersprache ab“, kommentieren die Lehrpersonen und betonen: „Gerade im schulischen Kontext braucht es zusätzlich viel Fachwissen, ein tiefes sprachstrukturelles Verständnis, methodische Kompetenz und Bereitschaft sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und innovative Unterrichtsformate umzusetzen - all das bringen unsere Lehrpersonen mit.“ 

  • Besonderes Augenmerk: Kritisches Denken, Eigenverantwortung und Transferfähigkeit spielen dabei eine zentrale Rolle. Foto: SALTO

    Der Unterricht ist darauf ausgerichtet, bei den Schüler*innen eigenständiges Denken, Verantwortungsbewusstsein und eine reflektierte Weltsicht zu fördern - im Sinne des IB Learner Profiles. „Besonderes Augenmerk liegt nicht nur auf den Inhalten“, erzählen Anna Rauch und  Daniel Soraruf, „sondern auf dem Lernprozess selbst: Wie strukturiere ich meine Arbeit? Wie kooperiere ich im Team? Wie reflektiere ich meinen Lernfortschritt? Kritisches Denken, Eigenverantwortung und Transferfähigkeit spielen dabei eine zentrale Rolle.“ Ein zweites zentrales Merkmal ist die kriterienbasierte Bewertung: Anders als im klassischen Notensystem erfolgt die Beurteilung anhand fachspezifischer Deskriptoren, die nicht nur das Endprodukt, sondern den gesamten Lernprozess - inklusive Planung, Umsetzung, Kommunikation und Reflexion - abbilden. Dies erfordert eine transparente Rückmeldekultur und regelmäßige Feedbackgespräche. Zudem ist die Mehrsprachigkeit integrativer Bestandteil. Fächer wie Naturwissenschaften, Geografie oder Geschichte werden auf Englisch unterrichtet, begleitet von sprachsensiblen Strategien, während intensiver Sprachunterricht in Deutsch, Italienisch und Englisch parallelläuft. Die nächste Klasse ist für das kommende Schuljahr geplant. Die Anmeldezahlen entsprechen denen des Vorjahres. Erste Planungsgespräche mit Eltern und Lehrpersonen haben bereits stattgefunden. 

  • Der Schulalltag aus dem Blickwinkel der Lehrpersonen und der Schülerinnen und Schüler.
    (c) SALTO