Umwelt | Verbände

Climate Action stellt sich auf neue Füße

Fabian Kostner und Theresa Kurz sind die ersten Hauptamtlichen des Klimaschutz-Bündnisses. Finanziert wird das großteils von zwei Stiftungen aus Südtirol und Österreich.
Fabian Kostner, Theresa Kurz
Foto: Climate Action
Seit Mai dieses Jahres hat das Bündnis Climate Action zwei hauptamtliche Mitarbeitende eingestellt. Die vor zwei Jahren gegründete Südtiroler Organisation steht für mehr als 60 Gruppen, Verbände und Vereine, „die für Klimaschutz, Klimaresilienz und eine gerechte Gesellschaft in Aktion treten“, so die Selbstbeschreibung auf ihrer Webseite.
Immer wieder kritisiert das Bündnis mit verschiedenen Aktionen medienwirksam die Südtiroler Politik in Sachen Klimaschutz und sensibilisiert mit Kampagnen und Informationsständen bei Veranstaltungen die Bevölkerung für das Thema Nachhaltigkeit. Anfang des Jahres konnte die Finanzierung für zwei Teilzeitstellen realisiert werden. Maßgebliche Spender sind zwei Stiftungen aus Südtirol und Österreich. Die operativen Finanzmittel haben die Aktivist*innen eigenständig durch Spenden und Honorare für Vorträge erarbeitet. Die Herausforderung sei es nun, weiterhin Geldmittel durch Aktionen, Kampagnen und Crowdfunding zu generieren.
Oft werden Weltuntergangsszenarien vermittelt, dabei hat gerade die Kunst, Kultur und Kreativität so viel Positives zu bieten.
Climate Action hat noch viel vor: Vom 26. bis 28. August soll in Südtirol zum ersten Mal ein Klimacamp stattfinden, außerdem bereitet die Organisation in Zusammenarbeit mit der OEW eine „Multivisionsshow“ vor. In allen acht Bezirksgemeinschaften Südtirols sollen die Themen Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit in den Gemeinden thematisiert werden. Außerdem unterstützt das Bündnis die Aktionen der einzelnen Organisationen, wie die Petition gegen einen doppelstöckigen Kreisverkehr bei Olang, und dient zum Austauschen und Netzwerken. 
 

Klimaaktivismus in Südtirol

 
Nach der Berichterstattung über die Aktionen der „Letzten Generation“ in europäischen Ländern wie Deutschland oder Italien, sei das Bild von Klimaaktivismus in Südtirol nicht immer positiv behaftet, doch verschaffe es auch eine gewisse Aufmerksamkeit, berichtet Fabian Kostner, Hauptamtlicher bei Climate Action. Die Aktivist*innen dieser Bewegungen führen unter anderem Straßenblockaden durch, indem sie sich auf Asphalt kleben oder bewerfen berühmte Gemälde hinter Glas in öffentlichen Museen mit Lebensmitteln, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. 
 
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„Ein roter Teppich fürs Klima“: Der Flashmob vor dem Verwaltungsgericht in Bozen wurde vom Studiengang für Eco-social Design, Utopia Toolbox und Climate Action South Tyrol organisiert. (Foto: Utopia Toolbox)
 
Obwohl der menschengemachte Klimawandel mittlerweile auch in der breiten Gesellschaft anerkannt wird, ernten sie wenig Sympathie in der Bevölkerung. Laut einer Umfrage des Südwestrundfunks lehnen 85 Prozent der Befragten in Deutschland Straßenblockaden ab. „Auch in Südtirol wird Klimaaktivist*innen mitunter mit Skepsis begegnet. Deshalb versuchen wir durch unsere Aktionen mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, denn im Dialog kommen Menschen zusammen, um gemeinsam nach Lösungen von Problemen zu suchen. Wird uns erstmal die Möglichkeit gegeben zu erklären, was wir bei Climate Action vorhaben, reagieren die Menschen dann auch äußerst positiv“, so Kostner. 
Man hat ja heute den Luxus, bis zu einem bestimmten Punkt in seiner eigenen Bubble leben zu können.
Der Klausner hat in Innsbruck und Bologna Geografie studiert und arbeitete bisher im Kulturbereich, etwa bei der ehrenamtlichen Organisation „Amikaro” aus Klausen, als Festival Director beim Kulturfestival „OtRo MuNdO“ oder dem Travelling Festival „Magnifique Baravan“, einem Projekt von AfZack. Bei dem Klimacamp in Pfitsch bei Sterzing ist es ihm wichtig, positive Botschaften zu einem schwierigen und komplexen Thema zu vermitteln. „Oft werden Weltuntergangsszenarien vermittelt, dabei hat gerade die Kunst, Kultur und Kreativität so viel Positives zu bieten, um sich mit Klimagerechtigkeit konstruktiv auseinanderzusetzen.“ Deshalb sind neben Vorträgen von Expert*innen und Informationsständen der einzelnen Organisationen auch kreative Workshops und Musikeinlagen geplant. 
 
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Fabian Kostner und Theresa Kurz: Sie arbeiten seit kurzem hauptamtlich für Climate Action. (Foto: Climate Action)
 
Außerdem ist es Kostner ein Anliegen, dass die Provinz für junge Südtiroler*innen, die im Ausland studieren oder arbeiten, wieder attraktiver wird, nicht nur am Wohnungsmarkt. „Es gibt in Südtirol viele Organisationen im Umwelt-und Kulturbereich, wo junge Menschen, die gerade vom Studium zurückkehren, aktiv werden können. Sie setzen sich dafür ein, dass sich etwas ändern muss, damit Südtirol lebenswerter wird.“ 
Theresa Kurz, die zweite Hauptamtliche bei Climate Action, sieht das ähnlich. Sie arbeitete für mehrere Jahre im Event- und Marketingbereich und entschied sich dann an der Uni Bozen für das Masterprogramm in Verwaltung und Politik öffentlicher Institutionen. „Es steckt sehr viel Potential in dem Zusammenschluss von Climate Action, da es bereits viele verschiedene Organisationen gibt, die gute Arbeit im Bereich Klimaschutz leisten, von Fridays for Future über den AVS bis hin zum Dachverband für Natur- und Umweltschutz.“ 
Dabei sei es ihr ein besonderes Anliegen, jene Menschen zu erreichen, die sich bisher wenig für Nachhaltigkeit interessieren. „Man hat ja heute den Luxus, bis zu einem bestimmten Punkt in seiner eigenen Bubble leben zu können und Themen wie den Klimaawandel einfach auszublenden“, so Kurz. Sie selbst beschreibt sich als naturverbunden, aufgewachsen ist sie auf einem Bauernhof in Bayern. 
„In einem Großteil der arbeitenden Bevölkerung gibt es oftmals andere Probleme. Daher wird den Folgen der Klimakrise immer noch zu wenig Beachtung geschenkt. Deshalb ist es für mich spannend, genau diesen Bevölkerungsteil anzusprechen, der große Vorbehalte hat. Dort wird Klimaaktivismus eher negativ betrachtet und belächelt. Die Mulitivisionsshow könnte in Zusammenarbeit mit den lokalen Vereinen eine gute Möglichkeit der Sensibilisierung sein“, erklärt Kurz. „Wer die Arbeit von Climate Action unterstützen möchte, kann unsere Forderungen unterschreiben oder sich über die E-Mail-Adresse [email protected] melden, um selbst aktiv zu werden.”