Wirtschaft | Monitoring

Zahlungsmoral im Visier

Wie lange brauchen öffentliche Körperschaften, um ihre Rechnungen zu begleichen? In Italien länger als vorgesehen. Zu den 100 Virtuosesten zählen 7 Südtiroler Gemeinden.

Eigentlich sind alle italienischen öffentlichen Körperschaften verpflichtet, Rechnungen, die bei ihnen eintrudeln, innerhalb 30 Tagen ab Ausstellungsdatum zu begleichen. In Ausnahmefällen gilt eine Zahlungsfrist von 60 Tagen. Doch wie ist es um die Zahlungsmoral der entsprechenden Einrichtungen tatsächlich bestellt? Und wie schlägt man sich in Südtirol?


Top 100

Dazu hat man im Wirtschafts- und Finanzministerium eine Plattform eingerichtet. Auf dieser werden Anzahl, Höhe und vor allem die Fristen, innerhalb derer die öffentlichen Körperschaften staatsweit ihre Rechnungen bezahlen, registriert und veröffentlicht. Zum ersten Mal stehen nun die Daten zur Verfügung. Um die Zahlungsmoral der öffentlichen Verwaltungen zu erhöhen und die Zahlungszeiten zu verkürzen, hat man im Ministerium eine Liste der hundert virtuosesten öffentlichen Körperschaften veröffentlicht. Berücksichtigt wurden bei der Erstellung des Rankings aber nur jene Einrichtungen, die  ihre Daten beinahe in Echtzeit zur Verfügung stellen. Das sind von über 20.000 registrierten öffentlichen Körperschaften nur 5.521, weniger als ein Drittel.

Seit vergangenem Jahr gilt in Italien die Pflicht, die Rechnungen an die öffentliche Verwaltungen elektronisch auszustellen. Aus den eingegangenen Daten ist ersichtlich, dass zwischen 1. Juli 2014 und 30. Juni 2015 italienweit insgesamt acht Millionen Rechnungen ausgestellt beziehungsweise online registriert wurden. Über einen Gesamtbetrag von 46 Milliarden Euro. Doch wie bereits erwähnt sind nicht für alle acht Millionen Rechnungen Details über die Zahlungsfristen verfügbar. Für die zwei Millionen Rechnungen, von denen diese bekannt sind, gilt: Es dauert durchschnittlich 40 Tage – also deutlich länger als die vorgesehenen 30 – bis eine öffentliche Körperschaft eine an sie ausgestellte Rechnung begleicht.

Grafik: Ministero dell'Economia e delle Finanze


Sieben Mal Südtirol

Angeführt wird das Ranking von der toskanischen Provinz Arezzo. Nur 13 Tage hat man man dort im vergangenen Jahr im Durchschnitt gebraucht, um die offenen Rechnungen zu bezahlen. Auf Platz zwei folgt die römische Agentur für Einnahmen mit durchschnittlich 15 Tagen Zahlungsdauer und die Gemeinde Pavia, die 99 Prozent ihrer Rechnungen innerhalb 19 Tage begleicht.

Unter den hundert virtuosesten öffentlichen Körperschaften, was die Zahlungsmoral anbelangt, finden sich auch sieben Südtiroler Gemeinden. Die erste davon reiht sich auf Platz 27 ein, es ist die Gemeinde Bruneck. Für die Bezahlung von 88 Prozent der 4.286 Rechnungen hat man dort im vergangenen Jahr durchschnittlich 28 Tage gebraucht. Weniger als 40 Tage benötigte auch die Gemeinden Lajen (1.142 Rechnungen, von denen 88 Prozent bezahlt wurden) mit 31, die Marktgemeinde Welsberg-Taisten (89 Prozent der 1.139 Rechnungen beglichen) und die Gemeinde Ahrntal (91 Prozent der 1.546 Rechnungen bezahlt) mit je 34 sowie die Gemeinde St. Leonhard in Passeier (1.620 Rechnungen, 87 Prozent davon bezahlt) mit 37 Tagen.

Nur knapp über der durchschnittlichen Zahlungsdauer von 40 Tagen liegen die Gemeinden Feldthurns (1.244 Rechnungen, 98 davon beglichen) mit 41 und Brenner (94 Prozent der 1.041 Rechnungen bezahlt) mit 42 Tagen.

Die Daten sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Noch sind sie vorläufig und unvollständig. “In Wirklichkeit”, präzisiert das Ministerium, “ist die Gesamtsumme der Zahlungen sicherlich höher als jene, die auf der Plattform aufscheint, da eben nicht alle Körperschaften die Daten übermittelt haben.” Das Ziel ist es, bereits bis Ende des Jahres die kompletten Daten von 60 Prozent aller ausgestellten und von den öffentlichen Körperschaften bezahlten Rechnungen zu ermitteln. Innerhalb Juni 2017 sollen dann die Informationen aller Rechnungen erfasst sein.