salto.music | Barbian

Görentanz

Die Veranstaltung Föhrentanz wurde bereits zwei Mal organisiert, heuer findet sie unter einem anderen Namen statt. Görentanz deshalb, weil rein Frauen Sound auflegen.
Görentanz
Foto: Fardad Postuala von Pexels
Görentanz
Der Sound zum „Görentanz” an diesem Wochenende wird ausschließlich von Frauen kommen. Foto: Fardad Postuala von Pexels

 

Das Event Görentanz wird am 14. August ab 16 Uhr nahe der Sportzone in Barbian ausgetragen. Der Verein Virus Barbian ist für die Organisation zuständig und fordert für die Teilnahme einen Green Pass, sowie Respekt gegenüber der Natur. Ausdrücklich unterstrichen wird, dass der Ort nicht für Tiere geeignet ist. Außerdem gibt es die Altersbeschränkung 18+. Fünf Euro sind für den Eintritt bestimmt. Soweit die regulären Daten.

Was zuerst nur als Spaß gemeint war, ist jetzt Realität geworden. Judith Daporta, eine der OrganisatorInnen des Events, hatte zusammen mit ihrer Freundin beim Kaffeetrinken die Eingebung, das Event mit reiner Frauenbesetzung aufzuziehen. Die Föhren im Wald bei Barbian waren durch Unwetter beschädigt worden, der ehemalige Name passte also sowieso nicht mehr. Die Veranstaltung mit dem neuen Namen Görentanz war geboren. 

Die ersten Reaktionen in Daportas Umfeld fielen sehr positiv aus, die Idee kam gut an. Negative Bemerkungen wie „Ah, a Weiberfete!”, stammten eher von Personen aus älteren Generationen. „Das ist vielleicht so, weil in ihren Köpfen noch das alte, starre Rollenbild hängt. Die jüngere Generation ist da schon offener“, meint Daporta. Von den wenig negativen Kommentaren ließen sich die OrganisatorInnen nicht abhalten und begannen mit den Vorbereitungen. Bald zeigte sich die erste große Hürde: Wo sollten sie DJanes auftreiben? Schließlich sollten Frauen auflegen und die richtige Musikrichtung treffen. Gar nicht so einfach in Südtirol.

Was für den Föhrentanz galt, das gilt natürlich auch für den Görentanz, das heißt, das LineUp bleibt unter Verschluss bzw. ist als Überraschung für das Publikum gedacht. Eine aus dem LineUp haben wir aber dennoch vor unser Mikro bekommen. Hier das Interview.

 

„Also nach zwei Jahren Corona erwarte ich mir eine Mega-Party!“

 

Miriam Pernter ist eine der DJanes, die beim „Görentanz” in Barbian auflegen werden. Im Interview erzählt sie über ihre Erfahrungen als weibliche DJ und welche Wichtigkeit das Aussehen bei ihrem Hobby hat.

Hab ich einen Künstlernamen? Ja. Yaria.

salto.music: Miriam, woher kommst du, wie alt bist du, was ist dein Beruf? 

Miriam Pernter: Ich komme aus Auer und bin 37 Jahre alt. Ich habe in Innsbruck Pädagogik studiert, dann mit Religion an der Theologischen Hochschule in Brixen weitergemacht. In einem Satz: Ich bin Religionslehrerin und unterrichte an der Mittel- und Oberschule.

salto.music: Eine Religionslehrerin am DJ-Pult...

Miriam Pernter: Ja, genau, wobei das DJ-Sein nicht mein Aushängeschild sein sollte. Ich bin erst seit fünf Jahren hobbymäßig als DJane unterwegs. Wobei man DJane ja eigentlich nicht sagen sollte. Ich weiß zwar auch nicht genau, warum das so ist ... nur, dass du es weißt, mir macht das nichts aus.

salto.music: Welches sind die Musikrichtungen, die du auflegst? 

Miriam Pernter: Mir gefällt Downtempo sehr gut. Aber auch ein Mix aus Techno, House und Electronic. In letzter Zeit aber lege ich wirklich mehr Downtempo auf, also sanfte Bässe mit multikulturellen Klängen, lateinamerikanischen Klängen. Ich freue mich auch immer, wenn ich im Freien auflegen darf. 

Aber auf jeden Fall ist die Reaktion sehr positiv. Und die Menschen sind überrascht. Sehr überrascht.

salto.music: Dein Künstlername? 

Miriam Pernter: Hab ich einen Künstlernamen? Ja. Yaria. Er hat keine besondere Bedeutung, ich sehe ihn eher wie einen Spitznamen. Yaria, Miriam. Er klingt exotisch, und das hat mir gefallen.

Görentanz
Miriam Pernter, alias Yaria: Eine Religionslehrerin am DJ-Pult, ein nicht ganz alltägliches Bild. Foto: Miriam Pernter 

 

salto.music: Frauen und die Technik. Geht das? 

Miriam Pernter: Ja (lacht). Ich muss zugeben, dass ich selbst nicht besonders talentiert bin mit der Technik. Aber wenn man sich mit einem Computer relativ gut auskennt, dann kann man auch die technischen Geräte in diesem Bereich gut beherrschen. Bei mir persönlich ist es so, dass die Musik Priorität hat. Mit der Technik setzte ich mich dann nie so auseinander. Ich kenne aber Kolleginnen, die in der Technik ziemlich „wiff“ sind. Alles ist also erlernbar. 

Frauen sind einfach gefragt. Man hat dadurch mehr Chancen aufzulegen. Es ist immer noch eine Seltenheit und Frauen werden regelrecht gesucht.

salto.music: Hat es Momente gegeben –  immer in deiner Rolle als DJ – wo du das Frausein als besonders positiv oder besonders negativ empfunden hast? 

Miriam Pernter: Ja, eigentlich nur positive Momente. Frauen sind einfach gefragt. Man hat dadurch mehr Chancen aufzulegen. Es ist immer noch eine Seltenheit und Frauen werden regelrecht gesucht. Männer geben Frauen manchmal die Möglichkeit aufzulegen und pushen uns.

salto.music: Hast du das Gefühl, dass dich KundInnen buchen, weil du eine Frau bist, also nicht aufgrund deiner musikalischen Qualität? 

Miriam Pernter: Jein. Allen Kunden geht es darum, dass das Event gut ankommt. Ich kenne auch Frauen, die nicht so oft gebucht werden. Schließlich muss die Musik wirklich passen. Aber bestimmt berücksichtigen sie, dass ich eine Frau bin. Manche wollen das ja auch fördern und ich sehe dies als eine Möglichkeit, mich zu entfalten. Dass mich Kunden als Hauptakt nehmen, nur weil ich eine Frau bin, anstatt einen Mann zu buchen, der ein super DJ ist, das glaube ich nicht.

salto.music: Werden weibliche DJs mit attraktivem Aussehen eher gebucht als andere?

Miriam Pernter: Hmm… Sicher spielt das Aussehen eine Rolle. Ich weiß jetzt auch nicht, inwieweit ich das beurteilen kann, wie objektiv ich bin. Da ich auch die Szene in Deutschland ein wenig kenne, weiß ich, dass es dort Frauen gibt, die auf mich nicht unbedingt attraktiv wirken und ein wenig ins Maskuline gehen. Auch sie werden gebucht, weil sie einfach tolle Musik auflegen. 

salto.music: Wie fallen die ersten Reaktionen aus, wenn du dich hinter dein Pult stelltest? Bekommst du da etwas mit? 

Miriam Pernter: Ja, schon – also manchmal bekomme ich etwas mit, wenn nicht, dann erzählen mir später Freunde darüber, was sie im Publikum mitbekommen haben. Ich bin bei Auftritten sehr konzentriert, etwas aufgeregt und schaue meist, dass alles funktioniert. Aber auf jeden Fall ist die Reaktion sehr positiv. Und die Menschen sind überrascht. Sehr überrascht. Dann fallen Aussagen wie cool, geil – endlich mol a Frau. Ich werde aber auch kritisch unter die Lupe genommen. Einmal hat ein ziemlich anerkannter DJ mit einem Aufnahmestick – ohne mein Wissen – alles von mir aufgenommen. Er hatte nämlich keine Zeit beim Event dabei zu sein, wollte sich aber alles anhören. Das Motto war nicht: „Cool, eine Frau, jetzt lassen wir sie mal machen”, nein, es wurde wirklich geschaut, was ich da mache.

So, wie ich dieses tolle Gefühl auf Partys vermittelt bekommen habe, möchte ich es nun weitergeben.

salto.music: Gibt es ist etwas, was für dich als DJ gar nicht geht?

Miriam Pernter: Ja. Absolut nicht geht, wenn die Personen lästig sind und ständig zu mir herkommen. In diesem Moment bin ich nämlich künstlerisch tätig. Ich kreiere auch für das Publikum, aber in diesem Moment schaffe ich einfach Kunst. Und KünstlerInnen brauchen nicht während des „Kunstschaffens“ Kommentare oder Rückmeldungen. Schlimm ist auch, wenn das Publikum mit meinen Musikrichtungen nicht einverstanden ist und sich andere Musik wünscht. Das ist logischerweise nie schön zu hören. Und etwas, was gar nicht geht: eine schlechte Soundanlage. Da kann deine Musik noch so schön sein, aber wenn der Klang schlecht ist, da kommt das Richtige einfach nicht rüber.

salto..music: Was ist das Tollste an deiner Arbeit? 

Miriam Pernter: Die Musik, die ich liebe und die mir so viel gibt, an andere weiterzugeben. Meine Musik einfach unter die Menschen bringen. Nicht nur Musik zum Tanzen, sondern auch Musik für Kopf und Herz. Musik für den Geist und den Körper und auch für die Seele – alles in Einklang bringen, das ist das Schönste. So, wie ich dieses tolle Gefühl auf Partys vermittelt bekommen habe, möchte ich es nun weitergeben. 

salto.music: Was erwartest du dir vom „Görentanz”? 

Miriam Pernter: Also nach zwei Jahren Corona erwarte ich mir eine Mega-Party (lacht). Mit einer größeren Anzahl an Menschen, die tanzen und Spaß miteinander haben. Ich will Musik nicht nur für mich spielen, sondern auch für andere. Das erwarte ich mir, ja.

Links:

Eventseite „Görentanz”: https://www.facebook.com/events/531886794677782

Verein Virus Barbian: https://www.facebook.com/VirusBarbian

Der Flyer zum „Görentanz”: Diesen Samstag in Barbian.
Der Flyer zum „Görentanz”: Diesen Samstag in Barbian. Grafik: Virus Barbian