Politik | Landesregierung

Arnos Pressesprecher

Der Journalist Stefan Stabler soll der Leiter der neuen Presseagentur der Landesregierung und damit der neue Medienmann des Landeshauptmannes werden.

Offiziell ist die Personalie topsecret. „Das Ganze ist noch nicht in trockenen Tüchern“, heißt es im Umfeld des Landeshauptmannes. Auch Arno Kompatscher selbst will nicht viel sagen. „Es laufen noch Gespräche“, meint der Landeshauptmann zu salto.bz.
Stefan Stabler, derzeit für die Unternehmens-Kommunikation des Südtiroler Energieriesen alperia zuständig, soll der neue Pressechef des Landeshauptmannes werden.
Dass man mit der Personalie noch hinterm Berg hält, liegt auch daran, dass der Landtag erst den gesetzlichen Rahmen für die neue Ausrichtung des Pressedienstes der Landesregierung schaffen muss. Während die Opposition bereits im Vorfeld scharf dagegen schießt.


Die Agentur

Im Omnibusgesetz des Landes, das in der vergangenen Woche in den Gesetzgebungsausschüssen des Landtages behandelt wurde und in den nächsten Wochen im Landtag verabschiedet werden soll, ist auch eine völlige Reorganisation des Landespresseamtes enthalten.
Aus dem traditionellen Presseamt wird die „Agentur für Presse und Information“ entstehen. Die Agentur, angesiedelt in der Landesabteilung „Präsidium und Außenbeziehungen“, also direkt bei Landeshauptmann Arno Kompatscher, soll laut Gesetzestext, „die Bürger effizient, zeitnah und professionell über die Tätigkeiten der Landesregierung und der Landesverwaltung informieren.

Landeshauptmann Arno Kompatscher:Es laufen noch Gespräche“.

Maximal 12 Journalisten und Journalistinnen sollen angestellt werden. Zudem kann das Land Landesbedienstete zur Agentur abordnen, wenn sie in das nationale Journalistenverzeichnis eingetragen sind. Die Mitarbeiter der Agentur erhalten allesamt einen befristeten Journalistenvertrag mit einer Laufzeit von fünf Jahren.
Das war dann auch einer der Gründe für die Neuordnung. Derzeit können die Journalisten des Landespresseamtes nur mit einem auf ein Jahr befristeten Vertrag angestellt werden. Diese Verträge müssen dann immer wieder erneuert und verlängert werden.
Mit der Neuregelung sollen die Journalisten jetzt einen Vertrag bekommen, der über die gesamte Legislaturperiode, also fünf Jahre läuft. Es ist eine deutlich bessere Absicherung für die Mitarbeiter.

Die Kritik

Heftige Kritik an dieser neuen Presseagentur kommt von der Südtiroler Rechtsopposition. Die Opposition geht davon aus, dass die Reorganisation ein klares Ziel habe: Das Presseamt noch deutlicher zum Verlautbarungsorgan der Landesregierung zu machen.
Die Agentur wird zur Propagandaabteilung des Landeshauptmannes und der Landesregierung“, polterte Andreas Pöder von der BürgerUnion. Auch der Freiheitliche Pius Leitner stimmte vergangene Woche im Gesetzgebungsausschuss gegen diese Neuregelung.
Diese Agentur schafft die Grundlage für eine Haus- und Hof-Berichterstattung der Landesregierung“, sagt Pius Leitner. Durch den Umstand, dass die Mitarbeiter der Agentur an die Laufzeit der Legislaturperiode gebunden sind, werde diese Ausrichtung noch zusätzlich unterstrichen. Leitner: „Es wird für die Bürger schwierig werden, Information von Propaganda zu unterscheiden.“
Laut Gesetzentwurf steht der neuen Agentur ein Direktor vor, der von der Landesregierung ernannt wird. Der Direktor steht im Rang eines Chefredakteurs und er ist dem Landeshauptmann rechenschaftspflichtig. Auch diese direkte Abhängigkeit wird von der Opposition aufs Schärfste kritisiert.

Freiheitlicher Kritiker Pius Leitner:Grundlage für eine Haus- und Hof-Berichterstattung“.

Der Neue

Im Stillen hat man sich im Büro des Landeshauptmannes in den vergangenen Monaten nach geeigneten Kandidaten für diesen Direktorenposten umgeschaut. Und ist dabei fündig geworden.
Der Favorit für das Amt des neuen Agentur- und Pressechefs ist Stefan Stabler. Der 49jährige Meraner hat an der Uni Innsbruck Erziehungs- und Politikwissenschaft sowie Psychologie studiert. Nach einer Ausbildung am Österreichischen Journalisten-Kolleg in Salzburg und Wien, hospitierte Stabler ein halbes Jahre bei der Süddeutschen Zeitung in München. 1995 ging er dann zur Athesia, wo er fünf Jahre lang für die Dolomiten und zwei Jahre lang für das Onlineportal stol arbeitete. Im Juni 2002 wechselte Stefan Stabler als Leiter der Abteilung „Presse, Kommunikation und Marketing“ an die Freie Universität Bozen. Nach fast neun Jahren als Pressesprecher der Uni, wurde Stabler dann Pressesprecher der SEL Ag.
Stabler hat in diesem Amt nicht nur den Untergang der alten SEL-Führung hautnah miterlebt, sondern auch die Fusion zwischen SEL und Etschwerke und die Gründung der alperia. Stabler betreut seit über einem Jahr die Unternehmenskommunikation des Südtiroler Energieriesen.
Stefan Stabler, in all diesen Funktionen bereits seit Jahren im vor-politischen Raum tätig, soll jetzt ins Zentrum der Macht aufrücken. Als Pressesprecher des Landeshauptmannes.