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On the road again - seit 29 Jahren in Meran

Die Veranstaltungsreihe über das Reisen "On the road again" gibt es seit 1985 und wird von Enzo Nicolodi und Christian Troger in Meran veranstaltet. Wie alles anfing, wie sich das Reisen veränderte, wie sich die Technik des Bilderzeigens entwickelte, lesen Sie im Interview.

Vor 29 Jahren, also 1985, hat die Veranstaltungsreihe mit euren Reiseberichten angefangen – was war der Ausgangspunkt?
Enzo Nicolodi: Ich war gerade nach über zwei Monate von einer Reise durch Brasilien zurückgekommen und habe mir gedacht, es wäre doch interessant, davon auch anderen zu erzählen. In jener Zeit gab es eine Fernsehsendung mit dem großartigen Ambrogio Fogar, Reisender und Dokumentarfilmer, der über seine Reisen berichtete, und so hab ich mir gedacht, ich mache das jetzt live. Mit Harry Reich vom damaligen „Verein für ein Jugendzentrum“ in Meran hab ich diese Idee in einer Bar besprochen und wir haben beschlossen, eine solche erste Veranstaltungsreihe aufzuziehen. Damals hieß es allerdings noch nicht „On the road again“, der Name kam erst später und ist eine hommage an einen Song von Canned Heat. Von Anfang an hat uns die Urania Meran unterstützt, auch in technischer Hinsicht. Das Publikumsinteresse war von Beginn an groß und ist dann immer weiter gewachsen.

Mit welchen Bildervorträgen seid ihr gestartet, woher kamen die ersten Reiseberichte?
Eines unserer ersten Plakate hieß „Reisefieber“, so hieß die Veranstaltungsreihe damals und im Untertitel „Junge Leute unterwegs“. Damals fuhr etwa Vittorio Cavini nach Afrika und berichtete bei uns darüber, mit Dias und seinen Kommentaren, oder Mauro Spagnoli über die Naturparks in Kalifornien, Gerd Staffler erzählte von den Hutterern, der Tiroler Gemeinschaft in Amerika, Claudio Speltoni brachte Bilder aus den Anden zurück und ich, wie gesagt, konnte über meine Brasilien-Reise berichten.

Es war Anfang der 80er  Jahre - auf welchem Stand war damals die Technik, waren das die klassischen Dia-Vorträge?
Ja, unsere Bildervorträge wurden per Diaprojektor der Urania Meran an die Wand geworfen, oft brachten die Reisenden ihre eigenen Projektoren mit, voll mit Dias. Viele von uns "travellern" interessierten sich außerdem auch für die Fotografie und experimentieren ein wenig damit. Andere, wie Günther Haller und Rolf Mandolesi projizierten ihre Super8-Filme, das waren schon tolle Begegnungen. Wir setzten ganz stark auf den mündlichen Bericht, wollten dass die Reisevortragenden ihre kleinen und großen Abenteuer mitteilen, auch ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus den Reisen. In den 80er Jahren waren noch nicht so viele unterwegs wie heute, aber jene die reisten, taten dies auf äußerst abenteuerliche Weise.

Wie hat sich die Technik im Lauf der Jahrzehnte eurer Bildervortragsreihe geändert, mit welchen Herausforderungen wurdet ihr konfrontiert?
Heute ist alles viel einfacher, das digitale Zeitalter hat das Fotografieren, Filmen und Videoproduzieren vereinfacht und beschleunigt. Wenn heute jemand zu uns kommt, ist meistens alles schon bereit, diese Techniken beherrschen heute alle. Sogar die Reiseberichte sind etwas synthetischer geworden, obwohl ich immer wieder betone, dass es ums Erzählen geht.

Finden die Reisevorträge am selben Ort statt oder zirkuliert ihr auch?
Immer in der Urania Meran, im Christian-Alton-Saal, von Anfang an. Für einige Jahre hat auch Giorgio Zaninelli das „On the road“ Modell nach Bozen transportiert, aber das war’s auch schon.

Wer sind die Leute die von Anfang an mitgearbeitet haben?
Als Organisatoren meine Wenigkeit, Enzo Nicolodi, dann Christian Troger, Harry Reich und für einige Zeit als technische Unterstützung Luis Moser.

Und wer sind die Leute die bei euch die Vorträge halten, ganz normale Reisende oder auch berühmtere Persönlichkeiten?
Vor allem normale Reisende wie du und ich, manchmal auch richtige Abenteurer, die alleine unterwegs sind. Manchmal sind es organisierte Gruppenreisen von denen berichet wird, oft auch Reisen die in den Süden der Welt führen und einen solidarischen Zweck haben.

Seid ihr als Veranstalter ebenfalls "Globetrotter" – wo führten  zum Beispiel deine Reisen hin?
In meinem Fall trifft das globetrotter sicher zu, auch wenn sich die Art des Reisens änderte. Meine Länder? Nun, Mittelamerika mit Mexico, Guatemala, in Südamerika Bolivien, Chile, Argentinien, Uruguay, Brasilien…in Afrika Senegal, Tunesien, Marokko, in Asien Indonesien und seine Inseln, im Vorderen Orient der Iran oder Libanon und viele andere.

Was ist der Geist von „On the road again“ heute, was steckt heute hinter der Veranstaltung, in einer Zeit, wo fast jeder reisen kann, nicht zuletzt virtuell?
Vielleicht genau diese Unmittelbarkeit: ein Abend, an dem eine Person von den eigenen Erlebnissen und Erfahrungen einer Reise berichtet, mit Video, Fotos und eigenen Worten. Wie man das Reisen erlebt, das ist bei jeder Person verschieden. Wie andere Kulturen auf einen wirken, wie das Kennenlernen dieser Kulturen geschieht, der Respekt davor. Unser Publikum hört immer sehr aufmerksam zu, meist wird auf italienisch und deutsch gesprochen. Und dann die Bilder, die sowieso das Wichtigste sind und manchmal zeigen, was Worte nicht zeigen können.

Die Reihe "On the Road again" beginnt am 13. Januar in der Urania Meran, um 20 Uhr 30.