Umwelt | Verkehr

„Tempo 30 tut uns allen gut“

Bozner Unterstützung für den Meraner Kampf um Tempo 30: Auch wir werden bald weitere Maßnahmen gegen Schadstoffe und Lärm ergreifen, verspricht Marialaura Lorenzini.

Tempolimit 30
Foto: upi

Politische Popularität lässt sich mit Geschwindigkeitsbeschränkungen im Straßenverkehr bekanntlich immer noch schwer gewinnen. Das wurde in der vergangenen Woche einmal mehr in Meran deutlich, wo Bürgermeister Paul Rösch in den parlamentarischen Vorwahlzeiten nun selbst vom eigenen Koalitionspartner SVP wegen Tempo 30 angeschossen wird. „Eine reine Schikane, die weder den Lärm vermindert noch die Luftwerte verbessert“, beurteilt nicht nur Stadtobmann Andreas Zanier, sondern auch eine SVP-Stadträtin wie Gabi Strohmer die Ende Oktober eingeführten Beschränkungen.  Statt der Forderung nach einer möglichst baldigen Aufhebung der neuen Tempo-30-Zonen nachzukommen  verteidigt der Meraner Bürgermeister die im Gemeindeausschuss einstimmig beschlossenen Maßnahmen allerdings weiterhin ohne einen Zentimeter abzuweichen. Denn, wie Paul Rösch unterstreicht: Nachdem die Lärmbelastung durch den Autoverkehr in vielen Straßen Merans weit über dem gesetzlichen Grenzwert von durchschnittlich 55 Dezibel liegt, sei die Gemeinde sogar verpflichtet, Schritte zur Verringerung der Belastung einzuleiten. „Andernfalls machen wir uns strafbar“, so Rösch. Und nachdem laut ihm auch Flüsterasphalt „laut einhelliger Expertenmeinung“ erst bei Geschwindigkeiten über 50 km/h wirksam sei, bleibt für Merans Bürgermeister eine Reduzierung des Tempolimits die einzig wirksame Gegenmaßnahme gegen die exzessive Lärmbelastung.

Europaweiter Trend

Applaus leistet ihm dafür zumindest Bozens Verkehrsstadträtin Marialaura Lorenzini. „Giustissima“ e „coraggiosa“ findet die Grüne, was in Meran gerade passiert. „Es geht bei Tempo 30 nicht um ein Verbot, sondern um die Chance besser zu leben, weniger Lärm zu ertragen und gesünder zu atmen“, sagt sie. Sprich: „Tempo 30 tut uns allen gut.“ Ein Statement, das für Marialaura Lorenzini nicht nur ihre persönliche Überzeugung, sondern auch einen europaweiten Trend widerspiegelt. „Immer mehr europäische, aber auch italienische Städte bewegen sich derzeit in Richtung Tempo 30“, erzählt die Bozner Verkehrsstadträtin.

In Bozen gelte dieses Tempolimit bislang nur in der Altstadt und in Oberau; in allen anderen Stadtteilen bis auf die Industriezone habe man das Tempolimit auf 40 km/h festgelegt. Die anhaltenden Probleme mit Lärm- und Luftqualität, aber auch die Zunahme an Tumorerkrankungen, auf die die grüne Stadträtin nicht müde wird hinzuweisen, werden aber auch die Bozner Stadtregierung schon in Kürze zu weiteren Maßnahmen zwingen, macht Lorenzini klar. Denn so vielversprechend Projekte wie die Tram oder die Verlegung der A22 in den Berg sein mögen. Für die Verkehrs- und Umweltstadträtin gilt es angesichts von gesundheitsgefährdenden Grenzwertüberschreitungen nach der jahrlangen Untätigkeit auch umgehend Antworten zu finden.

 „Taten statt Worte – und die so schnell wie möglich“, verspricht sie und verweist auf eine Arbeitsgruppe zur Luftqualität, in der die großen Gemeinden des Landes gemeinsam mit der Umweltagentur und dem Land an konkreten Maßnahmen arbeiten. So wie auch für Bozen-Süd würden derzeit parallel für den Rest der Stadt eine Reihe von Maßnahmen gegen die Luft- und Lärmbelastung überprüft. Bereits innerhalb des kommenden Monats sollte laut Lorenzini klarer werden, was davon in Bozen als wirkungsvollsten eingestuft wird. Ausschließen will sie eine Ausdehnung des Tempo 30-Limits nicht. „Doch wir haben eine ganze Reihe von kurzfristigen Maßnahmen zur Auswahl, von Diesel-Beschränkungen über den weiteren Ausbau des Busangebotes bis hin zur Lenkung des Warenverkehrs“, sagt die Verkehrsstadträtin. So wie jetzt könne es in jedem Fall nicht mehr weitergehen, versichert Marialaura Lorenzini. „Wir sind uns alle bewusst, dass dringender Handlungsbedarf besteht.“

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Hermann Rochholz So., 25.02.2018 - 20:36

Zur Sache: wir haben einen Verbrennungskraftmotor, der einen gewissen Drehmomentverlauf hat.
Ein Dieselfahrzeug dürfte ab etwa 1000 U/min fahrbar sein, ein Benziner ab 1500 U/min.
Dann muss man noch die Hinterachsübersetzung beachten.

Ein Kfz fährt i.Allg. am effektivsten Im höchsten Gang- oder? Sofern es keine Steigung vorhanden ist.
Mit 30 km/h ist es aber bei den meisten KFZ nicht möglich, im höchsten Gang zu fahren.
Das bedeutet, dass bei 30 km/h mehr Abgase produziert werden als bei 40 km/h.

Hier gibt es dann noch andere Effekte - ob die KFZ variable Nockenwellen haben (das verbessert das nutzbare Drehzahlband) etc..

So., 25.02.2018 - 20:36 Permalink