Kultur | Salto Return

#130317

In Salto Return geht es natürlich nicht um literarische Sargnägel in Essaouira und AcHammer`s Gang vor den Traualtar, denn es geht wie immer: Um Unwichtiges!
Essaouira
Foto: Essaouira

Junger Mann, alter Pub
Bad Trick schrie mir am Wochenende jemand ins Ohr, als ich leicht benebelt, bei klarem Wetter, auf einer schön gelegenen Parkbank, vor mich hindöste – inmitten eines Rosengartens. Überrascht von der Hinterhältigkeit des mir unbekannten „Einsagers“, erhob ich mich einigermaßen rasch, zog dahin und fragte mich fortwährend, was das Wortpaar Bad Trick wohl meinen konnte und weshalb es an mich adressiert war.
Ich wusste wohl, dass mit Bad Trick in der Politik: Unterschlagung von Fraktionsgeldern, Hinterziehung von Steuergeld oder der Ankauf von erotischen Ringen gemeint sein würde. Aber was hatte all dies mit mir zu tun?
Zuhause angekommen, setze ich mich auf Patrik, meinen Drehstuhl, den ich vor vielen Jahren, einem blaugelb gelackten Möbelhaus abgekauft und einigermaßen original/originell zusammengebaut habe.
Ich mache mich sofort daran, im Internet nach Bad Tricks zu recherchieren, bleibe aber nach wenigen Minuten beim Schlagwort Patrick’s Day hängen, bestelle online zwei großformatige Guinness – eins für mich, eins für Patrik –, und trete ohne lange nachzudenken einer Facebook-Gruppe bei, die mir jede Menge Tricks auflistet, um das eigene Bad zu säubern. Komisch.
Ich drehe mich auf meinem Patrik x-mal um die eigene Achse, bis mir anständig schwindelig ist. Dann ziehe ich los, in lockeren Schritten und fiebere (auf meine Art) dem irischen Feiertag entgegen, an welchem ich, wie es sich gehört, "altes, verlebtes Bauchtum (!)" hochleben lasse und wo übrigens weltweit Bad Tricks untersagt sind – auch das heimliche Bad Trick-ins Ohr schreien bei dösenden Menschen auf lauschigen Bänken.
Mittlerweile weiß ich aber, dass genau dieser Bad Trick, wie kein anderer Bad Trick, für sich alleine stehen kann; da Ausspruch, Inhalt und Deutung zusammenkommen, in Wort und Tat.
Gratulation dem Täter!



Alte Dame, junger Bub
Was habe ich gelacht, als kleiner Junge, nachdem ich eine ältere Dame beobachtet hatte, die zum ersten Mal ängstlich in ein TV-Gerät blickte und meinte: „Die da schauen uns an. Die da drinnen...“ Wenige Jahrzehnte später ist die damalige Paranoia, der betagten Dame, Realität geworden und die Menschheit kann beinahe hilflos zusehen, wie Computer und nun auch TV-Geräte imstande sind uns zu beobachten, wie wir (blöd aus der Wäsche schauend) am Sofa sitzen und uns lähmend-gähnend beim Kanalfinden betätigen.
Konolfingen ist hingegen keine Tätigkeit an der Fernbedienung, sondern ein Ort in der benachbarten Schweiz, in welchem der Schriftsteller und Zeichner Friedrich Dürrenmatt groß geworden ist. Vor Jahren dokumentierte eine Dürrenmatt-Ausstellung (u.a. im Kunsthaus Meran) wie es dem großen Meister gelang, seine Dorf-Skizzen zu Konolfingen literarisch umzuarbeiten und aus ihnen neue Stadt- und Dorflandschaften entstehen zu lassen. So, wie wir sie aus seinen Büchern kennen.

„Meine Bilder und Zeichnungen sind nicht Nebenarbeiten zu meinen literarischen Werken, sondern die gezeichneten und gemalten Schlachtfelder, auf denen sich meine schriftstellerischen Käpfe, Abenteuer, Experimente und Niederlagen abspielen“
Friedrich Dürrenmatt

Dürrenmatts legendäre Schullektüre Der Besuch der alten Dame (auch hier hielt er sich an seine Dorf-Skizze) kommt nun, in einer Aufführung des Schauspielhauses Zürich, auf die Bühne des Waltherhauses in Bozen (15. und 16. März). 
Eine Zeichnung der Schweizerischen Nationalbibliothek belegt indessen, was Dürrenmatt, als junger Bub, in der Schule lesen musste. Nur so ist es zu erklären, weshalb er – freiwillig oder unfreiwillig – folgende Zeichnung anfertigte.
Hoch lebe die Schullektüre.