Politik | Freiheitliche

Blaues Buhlen

Arno Mall und Andreas Leiter: Was die beiden Kandidaten für die Nachfolge von Walter Blaas als Freiheitlicher Parteiobmann bewegt – und wofür sie sich einsetzen wollen.
Arno Mall, Walter Blaas, Andreas Leiter, Ulli Mair
Foto: Salto.bz

Die Sprüche, die am Vormittag durch die Gänge des Bozner Kolpinghauses tönen, verraten es: Es ist Wahlkampf. Am 20. Mai wählen die Freiheitlichen auf dem Landesparteitag in Neustift ihren Obmann neu. Mit Arno Mall und Andreas Leiter buhlen gleich zwei Blaue um die Nachfolge von Walter Blaas. Selbst am 14. Juni 2014 zum Landesparteiobmann gewählt, kandidiert der Landtagsabgeordnete nicht mehr für das Amt. Die Frage lautet nun: Wer wird die Geschicke der Partei für die kommenden drei Jahre leiten? Arno Mall, Jahrgang 1968, Oberschullehrer, Gemeinderat in Salurn und seit der Gründung der Freiheitlichen 1992 treuer Parteisoldat? Oder Andreas Leiter, geboren 1982, Obstbauer und ehemaliger Gemeinderat in Marling, der sich selbst als ein “Kind der Partei” bezeichnet?

Die Gelegenheit, sich für die Obmannwahl öffentlich in Stellung zu bringen hatten die beiden am Donnerstag Vormittag. Den Anfang machte Arno Mall – das Los hatte entschieden, dass der amtierende Blaue Bezirksobmann im Unterland beginnen durfte. Neuen “Schwung” wolle bringen und gar einige “Schieflagen” wieder zurechtrücken, so Mall – parteiintern ebenso wie im Land. Die Zusammenarbeit zwischen Landtagsfraktion und Parteivorstand gehöre verbessert und die Parteijugend gestärkt, “die Stimme erheben” wolle er, um ureigenen Anliegen der Freiheitlichen wieder Gehör zu verschaffen. Mall nennt Themen wie die Wartezeiten in der Sanität, Bürokratieabbau für die Wirtschaft und natürlich den den Freistaat, die angegangen gehörten. Von “Bildungsexperimenten” hält er ebenso wenig wie von Zuwanderung. “Fremde bringen das Fremde und gestalten mit ihren Wertevorstellungen die unseren um”, warnt Mall überzeugt. Dann holt er, dem vorgeworfen wird, nicht sehr wortgewandt zu sein, zum rhetorischen Keulenschlag aus: “Zuwanderer nützen unsere sozialen Systeme besser aus als die Südtiroler. Was zur Folge hat, das wir uns hinaus züchten – unser Volk wird ausgetauscht.” Er wisse zwar, dass das, was er da sage, politisch nicht korrekt sei, aber er wolle es trotzdem sagen, meint Mall – und befindet sich damit in zweifelhafter Gesellschaft. Auch die AfD in Deutschland, PEGIDA und die Identitäre Bewegung betreiben mit dem Schlagwort des “Großen Austausches” Panikmache.

Immigration, die Andreas Leiter im gleichen Atemzug mit dem Thema Sicherheit nennt, ist auch für den zweiten Blauen Obmann-Kandidaten ein heißes Eisen, das es anzupacken gelte. “Das, was aktuell stattfindet, ist eine Einwanderung in das Sozialsystem und nicht in den Arbeitsmarkt”, meint Leiter, für den humanitäre Hilfe im Sinne von “Asyl als Schutz auf Zeit” aber “selbstverständlich” ist. Um den wirtschaftlichen Wohlstand in Südtirol zu erhalten, setzt Leiter auf Finanz- und Steuerhoheit, den Schutz der Kulturlandschaft, nachhaltige Mobilität und Transport – und den Freistaat. Ein weiteres Thema, das dem Marlinger am Herzen liegt ist die Direkte Demokratie, die er verstärkt in der eigenen Partei und im gesamten Land etablieren will. “Ich vertrete die bürgerlich-liberale Ausrichtung der Freiheitlichen, und bin überzeugt, dass wir der SVP damit Paroli bieten können”, sagt Leiter, der “Geschlossenheit und Veränderungswillen” von seiner Partei fordert. Am Ende seiner Rede will Leiter bewiesen haben, “nicht der Hardliner” zu sein, “als den mich manche hinstellen”. “Bei mir muss sich kein Italiener warm anziehen”, sagt er. “Wer sich warm anziehen muss sind nur die Kollegen von der SVP.” Mit dieser Kampfansage wirbt Leiter um die Stimmen der Freiheitlichen Parteimitglieder am 20. Mai.
Kein Wort wird am Donnerstag Vormittag über das Engagement der beiden Obmann-Kandidaten im Südtiroler Schützenbund verloren. Viel war in jüngster Zeit über den Salurner Schützen-Kommandanten Arno Mall und den einstigen Bezirksmajor des Burggrafenamtes Andreas Leiter geschrieben worden. Zuletzt am Tag der offiziellen Präsentation der beiden möglichen Nachfolger von Walter Blaas selbst. In ihrer aktuellen Ausgabe zeichnet die ff die Verbindungen der Schützen zur Freiheitlichen Partei und die Bestrebungen der Schützen, “die Südtiroler Politik zu unterwandern” ausführlich nach. Den Posten des Freiheitlichen Parteiobmanns wird in Kürze jedenfalls mit Sicherheit ein Schütze übernehmen.