Kultur | Salto Afternoon

Der Foto-"Graf"

Gregor Khuen-Belasi hat alte Meisterwerke der Kunstgeschichte neu interpretiert. Die Ausstellung zu seinen Fotos auf Leinwand wurde gestern eröffnet.
gregor_3.jpg
Foto: Foto: Salto.bz

Gregor Khuen-Belasi kehrt mit seiner Ausstellung Bild Transformationen in eine Gegend zurück, in welcher über Jahrhunderte seine adeligen Vorfahren hausten – nach Eppan/Pigeno. Dort liegt das Schlösser-Dreigestirn Englar, Gandegg und Moos. Letztgenanntes läuft auch unter dem Namen Ansitz Schulthaus und erlangte mit den jahrhundertealten Fresken Phallusbaum und Katzen-Mäusekrieg überregionale Bekanntheit.
Während das uralte Motiv von den rebellischen Mäusen im Schloss reproduziert wurde und heute in der zeitnahen Geschichte Tom und Jerry weiterlebt, versucht auch Khuen-Belasi – auf seine Weise –, alte Motive und ihre Schöpfer in die Gegenwart zu holen. Im aktuellen Fotoprojekt hat der Fotokünstler Meisterwerke der Kunstgeschichte für seinen fotografischen Zuschnitt nachgestellt.

Khuen-Belasi will dem Original entsprechen und überträgt die Malerei auf das Foto. Er sagt: „Ich habe versucht Kopien zu machen, die einerseits sehr nahe am Original sind, aber auch irgendwie davon weggehen. Ich wollte einen Kontrast schaffen, das Plastische und Plakative hervorheben, eine hohe Schärfe zeigen, das Hyperrealistische.“
Angelehnt hat sich Khuen-Belasi an die Schlüsselwerke der Künstler Alexej von Jawlensky, Amedeo  Modigliani , Egon Schiele, Francis Bacon, František Drtikol, Georg Baselitz, Gottfried Hellnwein, Otto Dix, Tamara de Lempicka, Yves Klein, Diego Velázquez und Francisco de Zurbarán.

In der Rede zur Ausstellung sprach der junge Poet, Kunsthstoriker und Theaterautor Lukas Gärtner: „Es geht um eine Vereinigung beider Epochen. Es geht in den Bildern darum, Verbindungsflächen zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schaffen. Malerei und Fotografie gehen eine Symbiose ein, verschmelzen zu einer Einheit und stehen gleichzeitig in direktem Austausch miteinander. Das Erlebnis des vergangenen Jahrhunderts wird aufgegriffen, von nostalgischen Empfindungen befreit und in die Gegenwart transferiert. Eine Aktualisierung, die einen Rückfall in alte Prozesse verhindern kann.“

Am Ende sprach Gärtner noch über ein Bild, welches im Original von Gottfried Helnwein stammt. In der ursprünglichen Arbeit Helnweins ist ein Mädchen zu sehen, welches vor einer Tasse sitzt und die Augen mit den Händen verdeckt. Gregor Khuen-Belasi – seine Neuinterpretation trägt den Titel „Online“ – zeigt hingegen ein Mädchen, das einsam und verlassen vor einem Tablet sitzt.

In ihrer melancholischen Gestik, ist die Tragik einer ganzen Generation spürbar, die sich mehr und mehr isoliert und der Wirklichkeit ein virtuelles Exil vorzieht.
(Lukas Gärtner)

Zur Finissage, am Freitag, 5. Mai um 18:30 Uhr, werden zwei Werke für einen guten Zweck versteigert.