“Falschaussagen dienen niemandem”
Seit gestern (12. April) läuft der 48-stündige Streik der Pflegebediensteten. Es ist ein italienweiter Streik gegen die mangelnde finanzielle Honorierung von beruflichen Zusatzausbildungen und Kompetenzen – und vor allem gegen den chronischen Personalmangel, der auch in Südtirol angeprangert wird.
Nun nimmt die Pflegedirektorin des Südtiroler Sanitätsbetriebes, Marianne Siller, zu den Aussagen der Krankenpfleger-Gewerkschaft Nursing Up Stellung, über die auch salto.bz berichtet hat. “Diese Aussagen können so nicht stehen bleiben”, so Siller.
So stimme es nicht, “dass in Folge von Pensionierungen Stellen nicht nachbesetzt werden”. Auch sei nicht korrekt, “dass das Land Südtirol und der Sanitätsbetrieb im Pflegesektor spart”.
“Im Gegenteil”, so Siller: “Im Jahr 2016 wurden 120 neue Pflegestellen genehmigt, 2017 noch einmal 130 Stellen. Das sind 250 zusätzliche Pflegestellen im Betrieb; diese sind über die Hälfte bereits besetzt worden. In ganz Italien gibt es keinen Sanitätsbetrieb, der eine derartige Stellenplan-Erhöhung aufweisen kann.”
Dass es Probleme bei der Personalmanagement gibt, bestreitet Siller nicht: “Schwierigkeiten gibt es manchmal aufgrund der hohen Fluktuation – Schwangerschaften, Versetzungen, Teilzeit, etc. –, einzelne Stellen sofort nachzubesetzen. Manchmal ist es auch einfach schwierig, auf dem Arbeitsmarkt sofort Mitarbeiter zu finden; in ganz Europa herrscht Fachkräfte-Mangel. Aber auch in diesem Punkt haben wir bereits viel für die Anwerbung des Personals getan. Und wir sehen die ersten Ergebnisse.” Derzeit laufe ein ordentlicher Wettbewerb für Krankenpfleger. “Laut Auskunft der Personalabteilung haben sich nicht weniger als 500 zweisprachige Krankenpfleger beworben”, versucht die Pflegedirektorin die Wogen zu glätten.
Doch auch im Detail will Marianne Siller “bestimmte Informationen richtigstellen”: “Die Notaufnahme Sterzing muss nicht, wie behauptet, mit 5 Krankenpflegern anstatt mit 8 arbeiten (in der gemeinsam mit der chirurgischen Ambulanz geführten Einheit sind über 10 Vollzeitäquivalente tätig); auch in der Pädiatrie in Bozen fehlen nicht 7 von 13 Krankenpflegern, sondern es arbeiten 48,5 von 49 vorgesehen Krankenpflegern.”
“Hier stellt sich schon die Frage, ob bewusst falsch informiert wird“, gibt Siller zu bedenken: “Langfristig sind wir der Überzeugung, dass mit derartigen Falschaussagen und Verunsicherungen niemand gedient ist. Unsere Krankenpfleger arbeiten tagtäglich und mit großem Einsatz für die Patientinnen und Patienten in den Krankenhäusern und in den territorialen Diensten. Die Bevölkerung soll auch das Gefühl haben, dass sie sich auf uns verlassen kann. Mit pauschaler Kritik kommen wir da nicht weiter.”
Hinsichtlich der anstehenden Vertragsverhandlungen stellt Siller fest:“Ich kann verstehen, dass gefordert wird, dass der Grundvertrag zu verbessern ist, weil wir eine hohe Arbeitsverdichtung feststellen, und auch, dass die Spezialisierungen besser anzuerkennen sind. Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass die Mitarbeiter/innen bereits beim Absolvieren der Spezialisierungen Unterstützungen erhalten, in Form der 150 Stunden, in Form der Einschreibegebühren usw. Die Weiterbildung wird bei uns im Betrieb großgeschrieben. Wir geben Millionen Euro aus für Einschreibegebühren, Arbeitszeit, Reisekosten und Verpflegung. Auch nördlich des Brenners gibt es kaum Betriebe mit einer derartigen Ausstattung. Und zum Schluss noch eines: Wir haben in Südtirol einen eigenen Kollektivvertrag, mit eigenen Bestimmungen, und stehen in den Verhandlungen vor ganz eigenen Herausforderungen. Diese sollten wir mit den Gewerkschaften konstruktiv angehen.”