Wirtschaft | Energiesektor

Mächtiges Monopol

Ist die Fusion von SEL und AEW gefährdet? Die römische Antitrust-Behörde hat ein Verfahren gegen den geplanten Akt eingeleitet. "Alles Ok", so die Beteiligten.

“Damit haben wir gerechnet.” So die Reaktion von Energielandesrat Theiner auf die Veröffentlichung eines 20-seitigen Berichts der italienischen Antitrust-Behörde am Montag. Darin erläutert die Autorità garante della concorrenza e del mercato die Gründe, warum sie am 5. Mai ein Verfahren gegen die geplante Fusion von SEL und Etschwerken (AEW) eingeleitet hat. “Die Konkurrenz wird ausgeschaltet”, liest man im Bericht der Wettbewerbsbehörde. Es wird befürchtet, dass es durch die anstehende Fusion zu einer Monopolbildung auf dem Energiemarkt führen könnte. Mit 992 Mitarbeitern, einem Umsatz von 1,5 Milliarden Euro und einem Reingewinn von über 100 Millionen Euro wäre der neue Energie-Gigant der viertstärkste Energieanbieter in Nord-Ost-Italien, der zwischen 50 und 90 Prozent der Marktanteile am Südtiroler Strom- und Gasmarkt hält.

Die Befürchtungen der Antitrust-Behörde: durch die dominante Position, die SEL-AEW durch die Fusion einnehmen wird, wird die Konkurrenz auf mehrere Weisen ausgeschaltet bzw. eingeschränkt.

Darüber hinaus sieht die Antitrust-Behörde die Konkurrenz bei den in den nächsten fünf Jahren anstehenden Neuausschreibungen der Konzessionen für die Kraftwerke in Brembach, Bruneck, Graun, Lappach, Marling, Naturns, Pfitsch und Waidbruck durch die Fusion erheblich eingeschränkt.

Doch gleich wie Landesrat Theiner, ist man sowohl bei der SEL als auch in der AEW zuversichtlich. “Wir gehen davon aus, dass die Sache zu unseren Gunsten ausgeht”, so SEL-Präsident Wolfram Sparber im Gespräch mit dem Corriere dell’Alto Adige. Auch AEW-Präsident Mauro Marchi bleibt gelassen: “Die Überprüfung durch die Anti-Trustbehörde wird pflichtgemäß durchgeführt. Wir werden aber ohne größere Befürchtungen weitermachen.” Am Mittwoch Nachmittag beschließen die beiden Gesellschafterversammlungen von SEL und AEW die Fusion, nachdem die Verwaltungsräte bereits ihr Ok gegeben haben. Der endgültige Fusionsakt ist für Ende Juli vorgesehen.

Doch bis dahin haben SEL, AEW und die drei Teilhaber – die Provinz sowie die Gemeinden Bozen und Meran – erst mal zehn Tage (ab Veröffentlichung des Berichts am 11. Mai) Zeit, eine erklärende Stellungnahme abzugeben. Innerhalb 45 Tagen ist dann eine Antwort, sozusagen das “Urteil” der Antitrust-Behörde zu erwarten. Die Fusion sieht keiner der Betroffenen in Gefahr. “Ich bin überzeugt, dass bei dem Verfahren nichts herauskommt und die Fusion wie geplant über die Bühne gehen kann”, bekräftigt Theiner in diversen Medieninterviews.

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Michael Bockhorni Mi., 13.05.2015 - 08:44

monopolistische Strukturen haben in Südtirol Tradition, allerdings zeigen die aktuellen Gemeinderatswahlen, dass diese Tradition ein Ablaufdatum hat.

Mi., 13.05.2015 - 08:44 Permalink