Umwelt | Landwirtschaft

Protest gegen Pestizide

In gleich drei Provinzen schlossen sich am Sonntag tausende Menschen Protestmärschen gegen Pestizide an. Einer davon führte um den Kalterer See.
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Foto: Luigi Mariotti - WWF Bolzano

Von rund 4000 Teilnehmenden ist in Follina die Rede, von mehr als 600 in Valpolicella und geschätzte 250 Personen forderten am Sonntag bei einem Marsch rund um den Kalterer See ebenfalls „Stop pesticidi – Stopp Pestizide“: Eine provinzübergreifende Initiative, die nur wenige Tage nach Veröffentlichung der beunruhigenden ISPRA-Daten zu den Pestizidrückständen in Gewässern und Grundwasser ein Umdenken beim Einsatz von Pestiziden und Herbiziden in der Landwirtschaft einfordert.  Den Impuls für den vereinten „Marcia Stop Pesticidi“ gaben die Trevisaner, die bereits im Vorjahr einen solchen Protestmarsch organisiert hatten“, erzählt Luigi Mariotti vom WWF Bozen. „Die Menschen rund um Follina lehnen sich zunehmend gegen die intensive Art des Trauben-Anbaus an, die sich dort zur Produktion von Prosecco immer breiter macht“, erzählt er. Nachdem der WWF Bozen im Vorjahr in Treviso mit dabei war, sei die Idee entstanden, den Anti-Pestizid-Marsch auch nach Südtirol zu bringen. Mehr als ein Dutzend Verbände und Organisationen schlossen sich dem Aufruf an, dies im Rahmen einer Umrundung des Kalterer Sees zu machen. 

Mit Transparenten und Logos marschierten Mitglieder von Vereinen, GAS-Gruppen, aber auch BürgerInnen aller Altersgruppen bei der Wanderung mit. „Abbiamo avuto delegazioni da tutto il nord est e dalla Germania“, freute sich Alessia Politi von Legambiente Alto Adige-Bolzano auf Facebook. Mit dabei auch einige politische Vertreter, wie die drei grünen Landtagsabgeordneten Riccardo dello Sbarba, Brigitte Foppa und Hans Heiss oder M5S-Gemeinderätin Maria Teresa Fortini. 

"Werden Verbote einfordern"

Auf Flugblättern wurde von den beteiligten Organisationen über die negativen Auswirkungen einer intensiven Apfelproduktion informiert - von den Risiken für die menschliche Gesundheit über das Bienenstreben, von der Einschränkung der Artenvielfalt bis zur Vergiftung von Böden und Gewässern. „Heute sind wir in unserer Region bei einer Produktion von über 1,5 Millionen Tonnen Äpfel pro Jahr angelangt“, heißt es auf einem der Info-Blätter. „Doch Landwirtschaft hat nicht die alleinige Funktion, immer mehr Lebensmittel zu produzieren, sondern auch sichere und gesunde Produkte hervorzubringen und zum Schutz der Umwelt, der Landschaft und der Gesundheit von Menschen beizutragen“, unterstrichen die Aktivisten ihre Forderung nach einer nachhaltigeren Form der Landwirtschaft. 

„Dieser Sonntag war ein wichtiger Tag, an dem es vor allem um Sensibilisierung ging, darum, den Leuten vor Augen zu führen, welche Konsequenzen der Einsatz von Pestiziden hat“, sagt Luigi Mariotti vom WWF Bozen. Doch der Kampf gegen die chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel sei damit noch lange nicht beendet. „Wir werden weitere Initiativen starten“, kündigt der WWF-Vertreter an. Allem voran wolle man ein Verbot von besonders bedenklichen Mitteln wie Glyphosat, Captan, Clorpirifos, Mancozeb oder den bienenschädlichen Neonicotionoiden verlangen, die laut den beteiligten Vereinigungen nicht erst teilweise ab 2019, sondern sofort von den Feldern und Plantagen verbannt werden sollten. 

„Es wird immer behauptet, die Pestizid-Diskussion sei eine rein emotionale Geschichte“, meint Mariotti. Doch es gäbe immer mehr Studien, wie nun auch jene des staatlichen Institutes für Umweltschutz und -forschung ISPRA, die aufzeigen, dass dringend Handlungsbedarf besteht.