Gesellschaft | Geburten

Das Zeugnis der Väter

Männer, deren Kinder in Sterzing geboren worden sind, berichten von ihren Erfahrungen und was die Schließung der Geburtshilfe auch für Väter bedeutet.

Viel Enttäuschung, viel Wut, aber vor allem Dankbarkeit. Die endgültig besiegelte Schließung der Geburtenstation in Sterzing lässt das Land nicht kalt. Und so sind es nicht nur unzählige Mütter, sondern auch immer mehr Väter, die nicht schweigen wollen. Die Erfahrungen, die sie bei der Geburt ihrer Kinder in Sterzing gemacht haben, und was das Aus der dortigen Geburtshilfe für sie bedeutet, wollen die Männer der Öffentlichkeit mitteilen. Als Plattform dient dabei, wie so oft, das Internet. In den sozialen Medien legen viele Väter Zeugnis ab, berichten, bedauern und bedanken sich.

“Unser kleiner Sonnenschein hat unsere Familie Anfang Juni bereichert”, schreibt ein Vater auf Facebook noch bevor die Schließung am gestrigen Dienstag (12. Juli) offiziell bekannt wird, “ich persönlich empfinde aufgrund der drohenden Schließung eine riesige Wut und Enttäuschung. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass man sich von Beginn an sehr wohl fühlt. Ich fühlte mich fast wie in einer großen Familie. Wir wurden herzlich von allen aufgenommen und bei jedem noch so kleinen Problemchen wurde mit einer Ruhe, Geduld und einer Selbstverständnis eine Lösung gesucht und man wurde nicht einfach abgeschoben. Es wäre unendlich schade wenn diese Abteilung geschlossen werden würde, da sie meiner Meinung nach mit zu den Besten gehört und dies nicht nur südtirolweit. Auf diesem Wege möchte ich mich nochmals bei allen für die tolle geleistete Arbeit bedanken!!”

Kommentar unter der Online-Petition gegen die Schließung der Geburtenstation Sterzing.

Ein anderer Vater erinnert sich an das “wunderbare Erlebnis”, das die Geburt all seiner Kinder in Sterzing gewesen ist. “Unaufgeregt, naturnahe, frauenbetont”, so habe er die Geburten erlebt. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm Albin Thöni – der ehemalige Primar der Sterzinger Geburtenabteilung, der die Wassergeburt dort etablierte – und sein “hervorragendes Team”. “Aufgehoben, angehört und auch ein bisschen verwöhnt”, hat sich wieder ein anderer Vater bei der Geburt seiner Tochter in Sterzing gefühlt.

Unter den vielen Kommentatoren ist auch ein Vater aus dem Veneto, der von der ganz bewussten Entscheidung für Sterzing berichtet: “Per noi Vipiteno era una speranza: un secondo figlio podalico e la possibilità che mia moglie potesse avere un parto naturale. La storia poi ha preso una piega diversa, ma quello che ci rimane di questa esperienza è la naturalezza del momento. Con la prima bambina nata in uno degli ospedali più grossi del Veneto (Padova per intenderci) siamo stati numero: mia moglie dimenticata a fare il tracciato, trasportata in carrozzina da infermiere e la bimba portata in camera il minimo indispensabile. A Vipiteno abbiamo riscoperto che il parto è un momento naturale: che il tempo lo detta il corpo della donna e che io marito posso essere parte di questo, anche nel momento in cui mia moglie ne aveva più bisogno cioè mentre le praticavano il cesareo, epilogo di una notte complicata ma che ricorderò per sempre. Apprendere che un posto così rispettoso delle persone (mamme e bambini in Primis) possa chiudere è raccapricciante e solo chi non conosce le facce della medaglia può prendere in considerazione di mettere fine ad un' eccellenza in Italia.

Kommentar unter der Online-Petition gegen die Schließung der Geburtenstation Sterzing.

Immer wieder ist von der Exzellenz der Geburtenstation in Sterzing und dem Bedauern, dass diese nun verloren gehe, zu lesen. So auch in den Kommentaren unter einer Online-Petition, mit der Unterschriften für den Erhalt der Geburtshilfe gesammelt werden. Dort schreibt ein Vater: “Meine beiden Kinder sind in Sterzing zur Welt gekommen. Die Schließung der Abteilung wäre ein Verlust von Ressourcen und hervorragenden Kompetenzen.”

Kommentar unter der Online-Petition gegen die Schließung der Geburtenstation Sterzing.

Die Emotionen, die auch für viele Männer mit dem Aus der Geburtshilfe in Sterzing verbunden sind, dürfte wohl kaum einer besser nachvollziehen können als Arno Kompatscher. Als siebenfacher Vater weiß – und sagt – der Landeshauptmann: “Bei einer Geburt leben und erleben nicht nur Frauen ganz besondere Momente.” Nach dem 31. Oktober 2016 jedoch nicht mehr in Sterzing.