salto.music | Archetype Festival

„(Head)Bangen, dass das Bier ausgeht...“

Das bislang kommerziell erfolgreichste Archetype Festival ist Geschichte. Welche Ausgabe für Initiator Daniel Hofer die tollste war und warum er damals befürchtete irgendwann im unteren Stockwerk der Location zu landen.
Archetype Festival 2024, Setyøursails live, Bruneck.
Foto: Fabian Putzer
  • salto.music: Daniel, wie ist das heurige Archetype HxC Festival in Bruneck gelaufen? Was war gut und was könnte noch verbessert/geändert werden?

    Daniel „Archetype“ Hofer: Das heurige, mittlerweile 4. Archetype Fest im UFO war ein voller Erfolg. Der Vorverkauf war bereits sehr gut und wir konnten am Abend schließlich „Sould Out“ melden. (strahlt lächelnd)

    Es lief wirklich alles bestens, die Auftrittszeiten der insgesamt zehn Acts (sechs Bands im Saal, vier Akustik-Acts auf der Terrasse) wurden perfekt eingehalten und es gab somit keine Überschneidungen oder Verzögerungen. Die Zusammenarbeit mit dem UFO und die Stimmung waren hervorragend. Man hat von Anfang bis zum Schluss gemerkt, dass sowohl die BesucherInnen, als auch die Bands unglaublich motiviert waren.

  • Daniel Hofer, Portrait, 2024. Foto: LMGmedia
  • salto.music: Welches deiner Festivals war für dich persönlich das erfolgreichste? Warum?

    Daniel Hofer: Also ich kann mich da noch an die ein oder andere Edition im Loop in Sand in Taufers erinnern. Dort gab es insgesamt zehn Editionen, bevor ich ins UFO gewechselt bin. 

    Bei unserem Headliner Ektomorf war die Bude dermaßen voll und die Leute sind derartig gehüpft, dass wir dachten wir würden irgendwann im unteren Stockwerk landen. Es gab mal eine schwedische Band namens Faithful Darkness, die nicht mal ansatzweise für die Spritkosten extra aus Malmö angereist ist, nur um beim Festival spielen zu können. Mittlerweile spielen genau diese Musiker bei Dark Tranquillity, einer der größten Bands der Szene.

    Wir hatten Acts aus den USA, Portugal, Dänemark, Frankreich und Israel hier… so hatte jedes bisherige Festival seine besonderen und schönen Momente.

    Die 2022er-Edition im UFO war aber etwas ganz Spezielles: Wir waren das erste Festival nach der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Restriktionen… Nachdem die Show bereits mehrmals verschoben werden musste, waren wir echt nervös, wie sich die BesucherInnen verhalten würden… Die Show, deren LineUp knapp zwei Jahre lang veröffentlicht war und glücklicherweise unverändert blieb, war auf Anhieb ausverkauft. Die Bands hatten wahrlich nichts verlernt, die Gesichter der Leute sprachen Bände und man spürte eine tiefe und ehrliche Dankbarkeit, dass endlich wieder etwas gemacht wurde. Das gab einem schon wirklich Zuspruch dafür, wieso und für wen man sich den Aufwand eigentlich antut. (lächelt)

    An der Stelle möchte ich auch noch sagen, dass ich wirklich dankbar bin, dass ich bei dieser Event-Reihe sowohl früher vom Loop, als auch jetzt vom UFO so viel Vertrauen geschenkt bekommen habe.

  • salto.music: Und welche Ausgabe war bislang kommerziell am erfolgreichsten?

    Daniel Hofer: Nachdem wir letztes Jahr verhältnismäßig weniger Eintritte vermelden konnten als die Jahre zuvor, war ich zum ersten Mal etwas frustriert. Natürlich macht man sich dann Gedanken, aber das lag an mehreren Faktoren… vor allem aber an Terminüberschneidungen mit anderen, auch genreähnlichen Events.

    Umso schöner war es dann zu sehen, dass wir dieses Jahr die Bude wieder komplett füllen konnten. Wir haben zwar noch nicht alles abgerechnet, aber ich denke, dass wir - nachdem wir sogar kurzzeitig bangen mussten, dass uns das Bier ausgeht - dieses Jahr wohl das bisher umsatzstärkste Festival hatten. (zwinkert)

  • Archetype Festival 2024, Publikum & Dead Like Juliet live im UFO in Bruneck. Foto: Tom Volggason
  • salto.music: Hast du bereits weitere Archetype-Events geplant?

    Daniel Hofer: Also Events „unter eigener Flagge“ sind über die Sommermonate mal keine geplant, aber ich buche momentan für mehrere Veranstaltungen die musikalischen Acts, so z.B. eine nette Akustik-Konzertreihe bei der „Goasroscht“ in Kematen, die sich über den ganzen Sommer erstreckt, oder auch für das Burning Wo/Man Festival in Mühlen in Taufers, bei dem mehrere musikalische Genres aufeinandertreffen und wo zum Abschluss eine riesige Holz-Figur angezündet wird.

    Und natürlich wird es auch wieder Veranstaltungen des Winklparade-Vereins geben, dem ich auch als Mitglied angehöre. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es wohl auch wieder die traditionelle und immer sehr gut besuchte, gleichnamige Techno-Parade geben… (zwinkert)

  • salto.music: Gibt es Festivals, die du heuer besuchen möchtest?

    Daniel Hofer: Also diesen Sommer hab ich ein recht straffes Programm, was das angeht… (lacht laut) Nachdem ich mir bereits vor Jahren geschworen hatte, nicht mehr auf einem mehrtägigen Festival zu zelten, wird’s im Juni bei Rock im Park nun doch passieren. Muss mir da einfach einige Bands ansehen, die ich sonst nie bzw. nur selten zu Gesicht bekomme, z.B. Die Ärzte, Beartooth, Fit For a King oder The Interrupters...

    Anschließend gibt’s Ende Juni das Innfield Festival in Tirol, für das ich u.a. auch die Festival-Grafik machen durfte. Dort spielen richtig coole Sachen wie z.B. Parkway Drive, Lionheart und auch Dead Like Juliet.

    Zum lokalen Pflichtprogramm gehören dann - so wie jedes Jahr - das Rock im Ring Festival am Ritten, die Südtiroler Highlandgames in Bruneck und - heuer mit einem sehr guten LineUp - das Burning Park Festival in Welsberg.

  • Archetype Festival 2024, Dead Like Juliet live im UFO in Bruneck. Foto: Fabian Putzer
  • salto.music: Du bist schon viele Jahre lang tief in der Musik verankert, von Bands umzingelt und im Publikum der lokalen Musikszene nicht mehr wegzudenken. Du selbst spielst aber nicht, oder hat es früher mal Bands gegeben, in denen du es versucht hast?

    Daniel Hofer: Hier halte ich es so, wie wenn mich jemand nach einer Zeichnung für ein Tattoo fragt. Da schicke ich die Leute auch direkt zu guten Tattoo-Künstlern, die ihre Zeichnungen auch - in ihrem Style - super umsetzen können.

    Da ich selbst leider komplett … aber wirklich total … unmusikalisch bin, buche ich Bands und Acts zu mir, die ihr Handwerk bestens verstehen. So sind dann alle zufrieden… sowohl ich, aber vor allem auch die Zuhörer. (zwinkert)

  • salto.music: Ursprünglich hast du dir einen Namen als Grafikdesigner in der Szene gemacht, vor allem wegen deinen Alben- und Cover-Artworks. Aktuell ist der Rückgang der Album-Produktionen ein großes Thema. Merkst du diesen Rückgang auch an deinen Artwork-Aufträgen oder hat sich bei dir in derlei Hinsicht nicht viel geändert?

    Daniel Hofer: Also die Szene entwickelt sich ja grundsätzlich immer weiter. Vor Jahren gehörten beispielsweise noch MySpace-Layouts zu einem großen Teil meiner Arbeit… Das fiel aber mit dem Aufkommen anderer Plattformen plötzlich komplett weg. Und spätestens seit der Corona-Krise ist im Musikbusiness alles kostenintensiver und schwerer geworden.

    CD-Aufträge gehen bei mir seit einiger Zeit etwas zurück, dafür kommen aber mehr Anfragen für Merchandise-Designs, denn damit kann eine Band zur Zeit noch etwas verdienen.

    Durch die Digitalisierung merkt man natürlich auch einen Rückgang der physischen Produkte, und vor allem kleinere Bands greifen mittlerweile sehr oft nur mehr auf KI-generierte Bilder zurück, nach dem Motto: „Wieso groß Geld investieren, wenn’s auch kostenlos geht und ein Cover eh nur mehr klein auf Spotify zu sehen ist?“

    Zum Glück gibt’s aber noch Enthusiasten, die ihre handgemachte Musik auch mit einem individuellen und handgemachten Artwork abrunden möchten. Und auf der anderen Seite gibt es z.B. auch immer noch viele Vinyl-Sammler, die eben gerne etwas „in der Hand haben“, die Texte und Bilder durchschauen und ein künstlerisches Gesamtkonzept zu schätzen wissen. (lächelt)

  • Daniel Hofer, Archetype Design, 2024. Foto: LMGmedia
  • Info:

    Archetype Design Offizielle Website:  https://archetype-design.it/
    Archetype Festival Facebook:  https://www.facebook.com/archetypefestival

  • Archetype HxC Fest 2024 (Official Aftermovie)
    (c) Daniel Hofer