Mein Müll gehört mir
Große Verunsicherung herrscht derzeit noch hinsichtlich der neuen Mülltrennung in Bozen, die bereits im September starten soll. Stadtgemeinde und SEAB-Umweltdienst haben in den letzten Monaten zwar eine multimediale Aufklärungskampagne gestartet, doch wie man während einem dieser Informationsabende merken konnte, sind viele Stadtbewohner noch nicht einmal mit den einfachsten Merkmalen der neuen Müllsammlung vertraut.
Mülltonne wird zu persönlichem Gegenstand
An 15 Infoabenden hatten Bürger der Stadt die Möglichkeit, ihre Fragen zum neuen Müllsammelsystem zu stellen. "Meine Tonne ist informiert", lautet der Titel der Veranstaltungen. Denn genau dazu will die Stadt ihre Einwohner langfristig erziehen: Sich eigenverantwortlich um den eigenen Müll zu kümmern. So lautet das A und O von SEAB Direktorin Verena Trockner. "Die Mülltonne wird zum persönlichen Gegenstand des Einzelnen", referierte sie am Informationsabend in der Bozner Gumergasse, der Private solle nun, nach Einführung der Biomüllsammlung vor sechs Jahren, einen weiteren Sprung nach vorne machen. Ziel der Umweltdienste sei es, mehr Wertstoffe zu sammeln und 8.000 Tonnen weniger Restmüll zu entsorgen. Man wolle eine Mülltrennung von 60% erreichen, derzeit sei man bei 46,5% erläuterte Trockner.
Zur Zeit wurde und wird diese neue "persönliche" Mülltonne in ganz Bozen verteilt, mit Schloss und Schlüssel versehen, sodass nur der jeweilige Haushalt oder mehrere Parteien innerhalb eines Kondominiums ihren Restmüll, nach der Trennung von Papier, Karton, organischen Abfällen und auch Plastik, dort unterbringen können.
Komplexe Plastikmüllentsorgung
Gerade zum Plastikmüll gibt es aber die größten Zweifel. Diese Sammlung übernimmt ein neues Konsortium und die Angaben was denn nun in die hellblauen Plastikglocken entsorgt werden soll, sind kompliziert und auf den ersten Blick kaum zu durchschauen. Flüssigkeitsbehälter aus Kunststoff ja - Tuben für Lebensmittel oder Kosmetika nein, Verpackungen von Elektroproduken, Sport- oder Geschenkartkeln ja – Plastikteller, kleine Spielsachen oder große Verpackungen von Elektrogeräten nein. Der mülltrennungswillige Bürger wird in Zukunft Listen führen müssen, was wohin und wann zu entmüllen ist. Denn auch die Müllsammelzeiten ändern sich. Keine Mülltonnen mehr auf der Straße, in die man jederzeit sein Müllsackl werfen konnte, sondern gelb eingezeichnete Sammelstellen, die nur zu gewissen Wochenzeiten von den SEAB-Autos angefahren werden. Bei Betrieben geschieht das zweimal wöchentlich, bei Wohngebäuden einmal wöchentlich. Eine Ausnahme bildet die Altstadt, wo der Restmüll öfters abgeholt werden wird. Dort gibt es auch keine Haustonnen, sondern Säcke mit Transpondern (Kundenerkennungschips) aufgrund des Platzmangels in den Hauseingängen.
Müllvermeidung?
Es kommt viel Neues in Sachen Müllwesen auf Bozens Einwohner zu und die Fragen im Publikum fehlen nicht. Unter anderem jene, warum man nicht stärker auf Müllvermeidung setzt, wenn denn schon eine Umstellung und eine Umerziehung stattfinden soll. Und warum diese Umerziehung den Konsumenten alleine treffen soll, und nicht auch die Hersteller und Produzenten von Waren. Auch die Sorge der Altstadtbewohner drang durch, dass Bozens Zentrum mit all den Transponder-Säcken am Straßenrand bald "wie Neapel" aussehen könnte. Auch dass die Strafen für falsche Mülltrennung nicht dem einzelnen Müllsünder aufgebrummt werden, sondern der Hausverwaltung insgesamt, sorgte für Unmut. Trotz der theoretischen Erkenntnis, dass so wie in anderen Gemeinden Südtirols auch in der Landeshauptstadt das Verursacherprinzip anzuwenden ist, und trotz der damit einhergehenden Eindämmung des Mülltourismus, wird es eine Weile dauern, bis sich die täglichen Gewohnheiten umstellen
rifiuti zero
auf der homepage und in deren folder finde ich auch nicht viel konkretes zum thema vermeidung. bei zerwaste europe machen interessanterweise deutschland und österreich nicht mit, obwohl oder weil sie eine sehr hohe trennungsrate haben. was fr. poli zum thema plastikrecycling in meran erzählt hat, ist stand der technik vor 30 jahren als der gelbe punkt eingeführt wurde. inzwischen gibt es eine menge erfahrungen, studien und evaluation darüber was ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll ist und was nicht.