Licht ins Dunkel
Noch hat Paul Köllensperger nicht den vollen Durchblick. Er muss die Aufstellung, die ihm Landesrat Christian Tommasini besorgt hat, noch eingehend studieren, und höchstwahrscheinlich, meint er, wird er in einigen Punkten nachhaken müssen. Immerhin hat der Landtagsabgeordnete der Fünf-Sterne-Bewegung nun aber dank einer Landtagsanfrage einiges an Zahlen zu den Aufträgen vorliegen, die Konrad Bergmeister in seiner Eigenschaft als Freiberufler in den letzten 15 Jahren vom Land Südtirol und von der Brennerautobahn AG erhalten hat. Denn der neue Präsident der Stiftung Sparkasse ist nicht nur ordentlicher Professor an der Universität für Bodenkultur in Wien, seit 2010 Präsident der Freien Universität Bozen und seit 2006 österreichischer Vorstand der Brennerbasistunnel-Gesellschaft BBT SE, sondern auch Teilhaber der Ingenieurteam Bergmeister GmbH mit Sitz in Vahrn bei Brixen.
Listen über Listen hat Köllensperger nun auf seinem Schreibtisch liegen. “Am interessantesten sind wohl die Aufträge der A 22, die in den acht Jahren entstanden sind, als Bergmeister technischer Leiter der Autobahngesellschaft war”, sagt er. Hier lauere unter Umständen ein Interessenskonflikt. Laut der Aufstellung, die Köllensperger von Tommasini erhalten hat, fallen zahlreiche Aufträge der A22 in Bergmeisters Zeit als technischer Direktor (1998-2006). Der Gesamtwert der gelisteten Aufträge an das Ingenieursbüro Bergmeister beläuft sich auf knapp zwei Millionen €, die Liste umfasst den Zeitraum 1993-2015. Die größten Auftragssummen betreffen u. a. die Brücke über den Ridnauner Bauch (mehr als 100.00 €), die Autobahn-Ausfahrten Brixen Süd (ca. 97.000 €) und Bozen Süd (rund 98.000 €) und das ehemalige Zollgelände am Brenner (95.000 €). Alle diese Aufträge ergingen laut Liste allerdings nicht an Bergmeister persönlich, sondern an andere Ingenieure, die für die Ingenieursteam GmbH tätig sind. Sie entstanden zum Großteil durch Direktvergabe, also ohne öffentlichen Wettbewerb.
“Bisher hatte mir die Brennerautobahn AG jede Auskunft verweigert”, berichtet Köllensperger. “Es hieß immer, man sei nicht verpflichtet, Unterlagen gegenüber einem Landtagsabgeordneten offenzulegen.” Deshalb ist Köllensperger jetzt um so erfreuter, dass Landesrat Tommasini sich offenbar die Informationen, die er zur Beantwortung der Landtagsanfrage benötigte, am Sitz der A22 in Trient besorgt hat.
Die zweite Stoßrichtung der Landtagsanfrage betrifft die Aufträge der Landesverwaltung an das Ingenieursbüro Bergmeister. Für das Land war der Unternehmer in den letzten 15 Jahren vor allem in den Bereichen Straßenbau, Hochbau und Schulbau tätig. Ins Auge stechen hier u. a. mehrere Aufträge bei Bauarbeiten der Uni Bozen im Gesamtwert von weit mehr als einer Million Euro in den Jahren 2008 und 2009 (in dieser Zeit war Bergmeister noch nicht Uni-Präsident), die Projektierung des neuen Carducci-Schulgebäudes in Bozen (rund 580.000 €) sowie die Meraner Umfahrungen: der Auftrag für Projektierung und Bauleitung beim Bau der Nord-Ost-Umfahrung erging 2006 per Direktvergabe und hat einen Wert von mehr als einer Million Euro.
Ein weiterer Ansatzpunkt Köllenspergers: die Aufträge der Gemeindeverwaltungen und der Brennerbasistunnel-AG, die wiederum Teilhaberin der BBT SE ist. Doch hier muss Tommasini als Empfänger der Anfrage passen. Denn für Gemeinden und BBT, heißt es in der Antwort, sei er nun wirklich nicht zuständig.