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Sport | Cyber-Fußball

Schöne, neue Fußballwelt

Vom Schiedsrichterentscheid über den Videobeweis zum KI-Fußballspiel. Da geht noch was.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Fußball
Foto: ©Mg
  • War der Ball nun drin oder nicht, lautete die Frage beim legendären Endspiel der Fußball-WM 1966 zwischen England und Deutschland. Das Spiel fand im Wembley Stadion statt. Nach einem 2 zu 2 in der regulären Spielzeit ging die Partie in die Verlängerung. In der 101. Minute gab es einen Torschuss der Engländer. Der Ball prallte allerdings so von der Unterkante der Querlatte ab, dass er senkrecht zur Torlinie darunter abgelenkt wurde und von dort wieder ins Spielfeld zurücksprang. Der englische Stürmer Roger Hunt jubelte schon, während der deutsche Verteidiger Wolfgang Weber den Ball übers Tor ins Out köpfelte. Erst nach Rücksprache mit dem sowjetischen Linienrichter entschied der Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst auf Tor. Der Linienrichter meinte später, dass er durch den Jubel im Stadion in seiner Entscheidung beeinflusst worden wäre.

    Soweit der historische Ablauf des Wembley Tors. Forscher der Universität Oxford untersuchten das umstrittene Wembley Tor in den 1990er Jahren mit wissenschaftlichen Methoden und kamen zu dem Schluss, dass der Ball die Torlinie nicht vollständig überschritten hätte. Das Tor wurde zu Unrecht anerkannt.

    Seit dem Spiel und der Untersuchung im vergangenen Jahrhundert hat sich vieles verändert, Stichwort Videobeweis. Bei strittigen Toren, Elfmetern, Roten Karten und Spielerverwechslung kommt der „Vierte Offizielle“ zum Einsatz. Es geht schließlich um viel Geld, seitdem sich der Fußball zum Milliardengeschäft entwickelt hat.

    Auch sonst hat viel sich im Fußball getan. Schon längst nicht mehr reicht eine einzelne statische Kamera aus, die 90 Minuten lang von links nach rechts und wieder zurückfährt. Heutzutage erhöhen dynamische Kamerafahrten das Seherlebnis. jubelnde und verzerrte Gesichter werden per Zoom eingefangen. Die elektronische Bandenwerbung am Spielrand wechselt den Sponsor im Halbminutentakt. Der Fußball hat sich um High Tech Spektakel entwickelt.

    Schon bald träge jeder Spieler eine Go Pro Kamera am Kopf. Der Zuschauer kann sich selbst aussuchen, aus welchem Blickwinkel er das Spiel verfolgt. Mehr noch – er kann die Perspektive während des Spiels wechseln. Oder im Screen-Split mehrere Perspektiven parallel verfolgen. Natürlich werden diese neuen Features werden an zusätzliche Sponsoren verkauft.

    Irgendwann stellt sich die Frage, ob es die Fußballer überhaupt noch braucht. Es könnten ia auch Avatare die Rolle der Fußballer übernehmen. Die Go Pro Kamera wird in den Körper des Avatars integriert, sodass beim Kopfball nicht stört. Der KI-Zufallsgenerator errechnet das Spielergebnis. Der Quellcode des Zufallsgenerators wird vom Hauptsponsor beigestellt. Ideen über Ideen. Wir alle freuen uns schon auf die schöne, neue Fußballwelt. (Mg, 14.06.2024)