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David und die Hitze

Kleine und mittelgroße Städte in vier europäischen Ländern haben sich zusammengeschlossen, um die steigende Hitzebelastung zu bekämpfen: Cool Towns.
Cool towns
Foto: Cool Towns

Für 145 Jahre wuchs kein einziger Grashalm in der Menno van Coehoornstraat in Breda (NL). Kein Baum, keine Blume, nichts. Nun wurden in Absprache mit den Bewohnern 18 Magnolienbäume gepflanzt und an ein Wasserrückhaltesystem angeschlossen. “Um den Bratofen, in den sich die Straße im Sommer verwandelt, abzukühlen”, so die Teilnehmer der Initiative Cool Towns.

Cool Towns ist ein von der EU finanziertes länderübergreifendes Projekt, das im Rahmen von "Interreg 2 Seas" die Bekämpfung von Hitzestress in kleinen bis mittelgroßen Städten im Europa zum Ziel hat. Breda und Middelburg in den Niederlanden, Ostend und Ost Flanders in Belgien, Kent und Southend in Großbritannien und die Stadt von Saint-Omer und deren umliegende Gebiete in Frankreich nehmen als Versuchskaninchen am Projekt teil. Zudem sind Universitäten und Forschungsinstitute und verschiedene Wirtschaftspartner an der Initiative beteiligt. Wozu?

 

Wie die Projektkoordinatorin Tiny Maenhout erklärt, fehlen kleinen bis mittelgroßen Städten häufig die wissenschaftlichen und technologischen Ressourcen, um effizient gegen die steigende Hitzebelastung anzukämpfen. Die Folgen untergraben das körperliche Wohlbefinden der Bewohner, Lebens- und Wasserqualität der Stadt und die Attraktivität des Lebensraums. In manchen Fällen können sich auch Gemäuer aufgrund der trockenen Böden verschieben.

In vielen der teilnehmenden Städte sei das Problem relativ neu, so Maenhout. Hitzebelastung müsse noch verstanden und in die Stadtplanung aufgenommen werden. Durch den Zusammenschluss von Städten und Forschungseinrichtungen konnten Cool Towns nun sieben Pilotprojekte ausarbeiten, die bis 2022 umgesetzt und monitorwert werden. Der Erfolg der einzelnen Projekte wird durch Messungen und Vergleiche mit anderen Städten erhoben. Aber auch die Nutzung der städtischen Räume durch die Bewohner ist ausschlaggebend für ein erfolgreiches Projekt. “Wenn wir sehen, dass sich die Bewohner die neu gestalteten Flächen zu eigen machen, wissen wir, dass die Umsetzung gelungen ist”, so Maenhout. 

 

Die Stadtverwaltungen in vielen kleinen bis mittelgroßen Städten in Europa gehen die Dinge oft sehr praktisch an: Die Menschen wollen vor ihren Häusern parken? Dann bauen wir einen neuen Parkplatz.

 

Dabei geht es den Teilnehmern nicht nur darum, einzelne Installationen zu kreieren. Vor allem sei eine integrierte, ganzheitliche Vorgangsweise wichtig, erklärt Maenhout: “Die Stadtverwaltungen in vielen kleinen bis mittelgroßen Städten in Europa gehen die Dinge oft sehr praktisch an: Die Menschen wollen vor ihren Häusern parken? Dann bauen wir einen neuen Parkplatz. Was fehlt, ist eine ganzheitliche Vision, die den Klimawandel und das Hitzeproblem, dem viele Städte gegenüberstehen, an den Anfang stellen.” Das heißt: Werden Magnolienbäume in einer Straße gepflanzt oder ein Stadtteil neugestaltet, geht es nicht nur darum, Bäume und andere Grünflächen zu installieren. Die Straße oder der Stadtteil müssen als Ganzes gedacht, Versiegelungen auf ein Minimum reduziert werden.”

Neben den einzelnen Pilotprojekten wie hängenden Gärten oder Wasserparks auf öffentlichen Plätzen geht es also auch darum, wichtige Überzeugungsarbeit zu leisten. “Stadtplaner, Ingenieure… man ist es gewohnt, die Dinge einzeln anzugehen”, so Maenhout. Dadurch würden die positiven Langzeiteffekte einer integrierten und vorausschauenden Stadtplanung, die den Klimawandel ernst nimmt, vernachlässigt. Hier nennt die Koordinatorin vor allem das Wohlbefinden der Bewohner, Gesundheit, aber auch wirtschaftliche Faktoren – wie etwa die Aufwertung der Stadt oder einer bestimmten Zone spielen eine wichtige Rolle. Vor allem sei es wichtig, die positiven Effekte bestimmter Veränderungen an die involvierten Personen zu kommunizieren und abzusprechen. Wie Maenhout betont: “Jeder muss erkennen können, dass die Interventionen eine allgemeine Aufwertung beinhalten, auch wenn das bedeutet, dass ich mein Auto eine Straße weiter weg parken muss oder die Straße für Autos nur mehr in eine Richtung befahrbar ist.”

 

Das Cool Town Netzwerk selbst ist ein geschlossenes Projekt, das über fünf Jahre (2018 - 2022) finanziert wird. Die darin gewonnenen Erkenntnisse werden jedoch öffentlich zur Verfügung gestellt und in Webinaren aufgearbeitet. “Im Moment sind wir dabei, eine Roadmap auszuarbeiten. Die einzelnen Stadtverwaltungen in kleineren Städten können diese dann in ihre eigene Stadtplanung aufnehmen”, so Maenhout. Wichtig ist, dass das Wissen zugänglich bleibt, um auch in kleinen Realitäten eine direkte Anwendung finden zu können.