Den weißen Tod hinauszögern
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Nach dem harten Warten auf den Schnee hat uns das neue Jahr auch reichlich davon mitgebracht. Derzeit liegen auf den Bergen im Land bis zu 100 cm Schnee, im Tal kommt Rein in Taufers im Ahrntal auch noch auf stolze 70 cm. Mit der weißen Pracht ist auch die Lust, diese auf und abseits der Pisten zu genießen, zurückgekehrt. Gleichzeitig aber auch die Lawinengefahr. Warnstufe 3 (“erheblich”) gibt der Landeswetterdienst derzeit für den Westen und Norden des Landes aus. Im Süden und Osten herrscht mit Warnstufe 2 eine “mäßige” Gefahr, dass Lawinen abgehen. Mit dem Thema Lawinen, genauer, wie Verschüttete länger überleben können, beschäftigen sich derzeit das EURAC-Institut für Alpine Notfallmedizin mit einem Team italienischer Experten.
Das Studienteam in Cervinia (Aostatal). Foto: EURAC
Im Aostatal erproben die Wissenschaftler ein Atmungsgerät, das die Vergiftung mit CO2 verhindern soll. Denn drei Viertel der Lawinenopfer sterben durch Ersticken, die meisten schon in den ersten 35 Minuten nach Verschüttung. “Mehrere Faktoren tragen dazu bei, dass vollständig unter einer Lawine begrabene Menschen relativ schnell den Erstickungstod sterben”, schreibt die EURAC in einer Aussendung: “Schnee und Eis verstopfen die Atemwege, der Schnee lastet schwer auf Brustkorb und Lunge, durch den feuchten Atem bildet sich eine Eismaske um den Mund. Und selbst wenn der Verschüttete atmen kann: Das ausgeatmete CO2 vergiftet die wenige im Schnee vorhandene Luft”, erklärt EURAC-Forscher Giacomo Strapazzon, einer der Koordinatoren der Studie.
Eindrücke von der Studie:: ein Schlauchsystem mit Mundstück, gehalten von einem Schultergurt. Foto: EURAC
Das derzeit erprobte Atmungsgerät will genau diese CO2-Vergiftung verhindern. Wie genau es funktioniert, beschreiben die Wissenschaftler folgendermaßen: “Es handelt sich um ein Schlauchsystem mit Mundstück, das von einem Schultergurt gehalten wird: Durch eine Art Schnorchel atmet der Verschüttete Luft aus dem Schnee vor ihm ein; die ausgeatmete, CO2-reiche Luft wird hinter den Körper geleitet. So soll die im Schnee vorhandene Luft – etwa 60 Prozent des Volumens – bestmöglich ausgenutzt werden.” Zwölf Freiwillige testen das Atmungsgerät noch bis 20. Jänner in Cervinia im Aostatal. Auf 2.500 Metern Höhe liegen die Studienteilnehmer im Schnee eingegraben und atmen dabei einmal in einen kleinen Hohlraum vor ihrem Mund und einmal durch das Mundstück des Atmungsgeräts. Bei den Versuchen wollen die Wissenschaftler auch eine Vielzahl von Daten zur bisher wenig erforschten Atmung nach einer Lawinenverschüttung gewinnen, um besonders das Zusammenwirken von Atmung, Unterkühlung und Schneedichte eingehender zu analysieren.