Schwarz-gelbe Fragen
“Ob die Pressekonferenz der Vertuschung, Wahrheitsfindung oder Problemlösung dient, kann ich nicht beurteilen.” Gespannt hatte der Imker, mit dem salto.bz damals sprach, auf die Präsentation der APISTOX-Studie entgegengeblickt. Das war Anfang Februar 2017. Wie werden Politik, Obstwirtschaft und Wissenschaft auf die Erkenntnisse aus APISTOX reagieren? Diese Frage stellt sich nicht nur die bisher schwache Bienenlobby, sondern über ein Jahr später ganz offiziell auch die Grünen.
Tod und Krankheit im Stock
“Jetzt steht es Schwarz auf Weiß, was wir seit Jahren erfolglos versucht haben, aufzuzeigen: Der Biene in Südtirol geht es nicht so gut, wie vielfach getan wird.” Erleichterung, aber vor allem Besorgnis schwang in der Stimme des Bienenfachmannes mit als Anfang vergangenen Jahres feststand: Es gibt einen Zusammenhang zwischen sterbenden und kränkelnden Bienen und dem vermehrten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.
Zwischen 2013 und 2016 hatten Forscher der Laimburg 13 Bienenstandorte beobachtet – die “Beobachtungen von Bienenvölkern im Südtiroler Apfelanbau” veröffentlichten Manfred Wolf und Benjamin Mair von der Laimburg im November 2017.
Monate zuvor hatte man bei einer groß angelegten Pressekonferenz die Lehren, die man aus APISTOX ziehen wollte, verkündet: Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler und Harald Weis von der Arbeitsgruppe für Integrierten Obstbau (AGRIOS) präsentierten die Maßnahmen, die auch in Abstimmung zwischen Imkerbund und Apfelkonsortium umgesetzt werden sollten.
Die zwei wesentlichen Maßnahmen:
- Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln samt Verbot des bienengefährlichen Wirkstoffes Chlorpyrifos-ethyl und Suche nach Alternativen zu bienengefährlichen Insektiziden (wie etwa jenen, die Neonikotinoide enthalten – ein Wirkstoff, dessen Bienengefährlichkeit erst vor wenigen Wochen von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit bestätigt wurde).
- Eine andere Art der Bodenpflege ohne alternierendes Mulchen und Ausweichmöglichkeiten für die Bienen.
Als zusätzliche Maßnahme sprach Landesrat Schuler ein konsequentes Ausbringen von Spritzmitteln in Zeiträumen, in denen die Bienen nicht fliegen – wie etwa in den Nacht- oder Morgenstunden – an.
Taten auf Worte?
So weit, so gut. Was ist nun in dem Jahr konkret passiert? Das wollen die Grünen in einer Landtagsanfrage wissen. Auch, weil der Leiter des Versuchszentrums Laimburg, Michael Oberhuber, angekündigt hatte, die Arbeiten fortsetzen und die Beobachtungen von APISTOX vertiefen zu wollen. Denn so sind etwa im Zuge der Studie Rückstände von Pflanzenschutzmitteln auf Bienen und Pollen, der der Brut als Nahrung dient, gefunden worden.
“Vermehrt sind ImkerInnen an uns herangetreten, die darüber geklagt haben, dass sie sich nicht trauen, den von den Bienen gesammelten Pollen zu vermarkten, weil sie fürchten, dass die Rückstände zu hoch sind”, berichten die Grünen Landtagsabgeordneten. “Es gibt praktisch keinen Pollen aus Südtiroler Obstbaugebiet, der nicht kontaminiert ist.” Und auch beim Honig werden regelmäßig Rückstände gefunden.
Rückstandsanalysen an toten Bienen belegen, dass sie mit Pflanzenschutzmitteln in Kontakt gekommen sind, die im Apfelanbau eingesetzt wurden. An den Bienen konnten regelmäßig bienengefährliche Wirkstoffe in unterschiedlicher Konzentration nachgewiesen werden.
(eine der Erkenntnisse der Laimburg-Wissenschaftler)
In einer ausführlichen Anfrage haken Brigitte Foppa, Hans Heiss und Riccardo Dello Sbarba bei Arnold Schuler nach: Welche Schlüsse zieht der Landesrat aus der APISTOX-Studie? Welche Maßnahmen wurden umgesetzt? In welcher Form wurde die Forschungstätigkeit rund um das Thema an der Laimburg fortgeführt? Kann der integrierte Obstbau in Südtirol auf Neonikotinoide und Glyphosat verzichten und wurden diese Wirkstoffe seit der Veröffentlichung der APISTOX-Studie tatsächlich aus dem Verkehr gezogen? Wie sollen sich Imker verhalten, die Rückstände im Pollen finden? Und gibt es in Südtirol noch Honig, in dem sich keine Rückstände von Pflanzen“schutz”mitteln finden?
Das sind nur einige Fragen, die die Grünen von Schuler beantwortet haben wollen.
Warum wird die
Warum wird die Veröffentlichung dieser APISTOX-Studie als pdf noch immer zurückgehalten, ist sie vielleicht schon veraltet oder passt sie der Obstwirtschaft nicht in den "Kram"?
Passende Zusatzinfo zum
Als Zusatzinfo zum Artikel, eine Mail:
Fachberater SIB
Fr 12.01, 11:44
Sehr geehrter Herr Leitner,
herzlichen Dank vorab für ihre Anfrage die wir selbstverständlich sehr gerne beantworten.
In den vergangen Jahren wurde sehr viel und sehr gerne über die Interaktion Biene-Pflanzenschutz-Bienenprodukten in den lokalen, nationalen und internationalen Medien berichtet.
Einiges davon stimmt, anderes ist wieder an den Haaren herbeigezogen.
Als Südtiroler Imkerbund nehmen wir als Interessensvertreter der Südtiroler Imker unsere Aufgabe und vor allem diese Thematik sehr erst, und das nicht erst seit der Tatsache dass die Medien darüber berichten. Schon einige Jahre zuvor haben wir jährlich Proben vom Südtiroler Honigmarkt als auch von Imkern eingesammelt und auf Rückstände von Agrochemikalien untersuchen lassen. Dafür nehmen wir jährlich auch einen Teil unseres Jahreshaushaltes in die Hand um die Produktsicherheit für den Kunden und den Produzenten zu kontrollieren.
Bis heute konnten wir in unseren Beprobungen KEINE Honige feststellen die den von der EU vorgesehenen Grenzwert (MRL-Wert) überschreiten, somit sind diese Honige alle Verkehrsfähig und dürfen regulär verkauft werden.
Wir möchten in diesem Zusammenhang auch darauf verweisen, dass die Grenzwerte bei Honig ähnlich nieder sind wie jene bei Trinkwasser. In 98% der über 400 untersuchten Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen liegt dieser MRL-Grenzwert bei der Nachweißgrenze bei 0,01 mg/kg
Wir möchten auch darauf verweisen, dass selbst bei Apfelblütenhonigen wir in den vergangenen Jahren wir auch immer wieder Honige hatten die nach heutigen Analysetechniken Rückstandsfrei sind.
Aus diesem Grund kann die Behauptung dass alle Honige Rückstände von Pflanzenschutzmitteln enthalten nach unseren erhobenen Daten als schlichtweg falsch bezeichnet werden. Dies wiederspiegelt sich im Übrigen auch in den Daten welche von den Behörden in der offiziellen Probeziehung in den vergangene Jahren im Rahmen der Nationalen Rückstandsüberwachung durchgeführt wurden.
Es besteht zur Zeit kein Grund Honig aus dem Einzugsgebiet von Intensiver landwirtschaftlicher Nutzung zu verbieten, sehr wohl muss die Situation überwacht werden um ein Risiko für den Konsumenten von Honig in jeglicher Form auszuschließen.
Sehr wohl besteht ein Verbot Honig in den Verkehr zu bringen der die Grenzwerte überschreitet, dieses gibt es bereits seit dem Augenblick an dem Grenzwerte eingeführt wurden.
Wir können ihnen keine Gebiete nennen, in welchem eine Obstblütenwanderung durch den Imker selbst komplett auszuschließen ist. Sprechen sie ihren Imker einfach darauf konkret an. Wir sind überzeugt, dass sie dann auch eine korrekte Antwort erhalten und auch weiterhin bedenkenlos die Südtiroler Honigvielfalt genießen können.
In der Hoffnung ihre Fragen zu ihrer Zufriedenheit beantwortet zu haben verbleiben wir
Mit freundlichen Grüßen
i.A. Andreas Platzer
Fachberater für Imkerei
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Südtiroler Imkerbund
Galvanistr. 38
I 39100 Bozen
Tel. 0471 063990
Fax 0471 063991
www.suedtirolerimker.it
Und wie siehts mit den Pollen
Und wie siehts mit den Pollen aus? Wenn in den Pollenwaben Rückstände von ca. 30 verschiedenen Pestiziden gefunden werden, wie kann ich dann sicher gehen, dass der frisch gesammelte Pollen überhaupt in Verkehr gebracht werden kann?