Gesellschaft | Universität Brixen

Auf dem Campus trotz Corona

Niklas Klinge, Studierendenvertreter der Uni Brixen, über den Versuch, trotz Corona-Maßnahmen Aktivitäten für Studierende zu organisieren.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Diskussionsrunde
Foto: Niklas Klinge

Wie alle Lebensbereiche hat Corona auch das der Studierenden maßgeblich verändert – Vorlesungen und Seminare werden von zuhause aus belegt, sonstige Aktivitäten am Campus sind nicht mehr möglich. Vom eigentlichen Studentenleben ist nicht mehr viel übriggeblieben. Dies war auch zu Beginn des Studiensemesters 2021 nicht anders. Im März 2021, mit Beginn des Sommersemesters, kam für die Studierenden jedoch die große Erleichterung: Die Kurse durften wieder in Präsenz abgehalten werden. Um dies zu ermöglichen, war eine starke Zusammenarbeit zwischen den Universitäten, der Corona-Taskforce und den Studierendenvertretern nötig. Unter den Studierendenvertretern finden wir auch Niklas Klinge, einen 29-jährigen Mann aus Münster, der „Soziale Arbeit“ an der Fakultät für Bildungswissenschaften in Brixen studiert.
 

Laut Klinge sei der Aufgabenbereich der Studierendenvertreter vor allem ein mediatorischer, sie sollen als Kommunikatoren zwischen den Universitäten und den Studenten dienen. Das Organisieren von sozialen Aktivitäten ist somit eigentlich nicht Aufgabenbereich der Studierendenvertreter. Jedoch haben sich diese zu Beginn der Pandemie das Ziel gesetzt, Studierenden während und auch nach der Corona-Phase ein diverses und soziales Angebot an Aktivitäten zur Verfügung zu stellen. 

Mit den Lockerungen im März 2021 begann das Team sogleich, außeruniversitäre Aktivitäten vorzubereiten. So wurde etwa ein wöchentlicher Tai-Chi-Kurs angeboten, dem bald von Studenten abgehaltene Bewegungs- und Jonglierkurse folgten, auch ein Schwimmkurs mit dem SSV Brixen wurde absolviert. In Kooperation mit BrixEnjoy und dem Theaterpädagogischen Zentrum Brixen wurde ein Theaterkurs angeboten, die Diözese Bozen-Brixen unterstütze das Team, eine Dombesichtigung zu organisieren, Wanderungen wurden unternommen.

Auch die Erstsemestrigen hatten wieder die Gelegenheit, sich in die ihnen neue Welt hineinzuleben, ihr Semester begann mit einer Schnitzeljagd durch die Stadt, gefolgt von einem ersten Get-together in einer Brixner Bar.
Auch in Bozen wurden zwei Treffen abgehalten, zudem wurde das in Bozen inzwischen renommierte sh-Asus-Pub Quiz in einem Brixner Lokal nachgeahmt.
Wenngleich diese Aktivitäten vielversprechend klingen, so sind sie dem Potential des einstigen Alltags nicht im Geringsten ähnlich – alle Unternehmungen werden streng kontrolliert durchgeführt und hängen von den entsprechenden Corona-Maßnahmen ab.

„Ich halte es für essenziell, Studierenden vor allem in den ersten Semestern soziale Aktivitäten anzubieten. Nur so kann man sich mit seinem Studium vertraut machen und sich in der Universität auch wohl fühlen – Niklas Klinge“

Dies war laut Klinge auch die größte Hürde beim Organisieren von Aktivitäten: „Man kann zwar ein Treffen vollständig durchorganisieren, aber wenn eine Woche vor dem ausgemachten Termin plötzlich die Corona-Maßnahmen verschärft werden, muss das Treffen trotzdem abgesagt werden“, so der Studierendenvertreter. Klinge erinnert sich an das Vorhaben, im Winter einen Studenten-Glühweinstand bei der Uni in Brixen zu errichten. Durch neu ausgerufene Maßnahmen musste das Ständchen abgesagt werden, da dafür die Maßnahmen eines Weihnachtsmarktes hätten eingehalten werden müssen, mit 3G-Kontrolle, Bändchen usw.  

Generell sei es kompliziert gewesen, Aktivitäten zu organisieren, welche die Corona-Maßnahmen nicht verletzen würden. Zum Glück konnten die Organisatoren laut Klinge immer auf Unterstützung der Fakultät zählen, die ihnen unter anderem bei bürokratischen Fragen zur Seite stand.

Allen Hürden zum Trotz bemühten sich die Beteiligten sehr um die Treffen. Grad in Zeiten von Corona, in denen die Lehrveranstaltungen online abgehalten werden und sich somit Studierende nicht wie sonst oft in der Uni kennenlernen können, sind außeruniversitäre Treffen laut Klinge äußerst wichtig. „Letztes Semester waren an unserer Uni Studierende aus 79 Nationen inskribiert. Das sind alles verschiedene Kulturen, die teils zum ersten Mal versuchen, sich in einem fremden Land ein Leben aufzubauen. Da sind Freundschaften sehr wichtig, um Anschluss zu finden und sich integrieren zu können“.

Die Reaktion der Studierenden auf das trotzdem diverse Angebot war laut Klinge erstaunlich gut. Zwar waren coronabedingt nur weniger Studierende in Brixen als sonst, die Kurse waren dennoch meist vollständig ausgebucht.

Stolz ist Klinge auch auf das Projekt „Unsere Studentenkarte“, eine Karte auf Google Maps, in der verschiedene Plätze Südtirols notiert sind. „Jeder kann auf die Karte zugreifen, sie ist hilfreich für alle, die nach Plätzen zum Wandern, picknicken, sporteln oder Ähnlichem suchen“, so der Studierendenvertreter. Davon, dass die Karte gerne und häufig benutzt wird, zeugen die hohen Aufrufezahlen.

Auch für das Jahr 2022 wurden weiter Aktivitäten geplant – von Veranstaltungen für Erstsemestrige zu wöchentlichen Kursen. Jedoch machte ein erneuter Lockdown dem Team einen Strich durch die Rechnung. Nur wenige Kurse konnten sich halten, Aktivitäten wie Tai-Chi, der Jonglierkurs und auch der Popquiz-Abend mussten temporär ausgesetzt werden. Die Hoffnung liegt auf dem 31. März, an dem die Corona-Maßnahmen womöglich gelockert werden.