Politik | Bozen 2016

Die Wellenreiterin

Anna Pitarelli hat ihre Liste für die Wahlen präsentiert. Sicherheit, Jugend, Aufschwung und Tiere – das sind die Themen von "Neue Welle Bozen - Bolzano sull'Onda".

“Mit meinem Nein zur Regierung Spagnolli vergangenen Sommer habe ich eine Welle ausgelöst, eine Welle von Unterstützung, die mich bis heute begleitet und trägt.” Daher auch der Name, den Anna Pitarelli für ihre Bürgerliste ausgewählt hat, mit der sie sich am 8. Mai den Gemeindewahlen in Bozen stellen wird: “Neue Welle Bozen – Bolzano sull’Onda”. Am Freitag Vormittag stellte Pitarelli sich und ihr Kandidatenteam den Medien vor. Ein Wort stand dabei ganz besonders im Mittelpunkt: Kohärenz. “Ich bin viel kritisiert worden in den vergangenen Monaten und bin doch stets meinen Weg weitergegangen und habe kohärent gearbeitet”, sagt die auch als eiserne Verfechterin des Benko-Projekts bekannt gewordene Pitarelli. Für ihre Standhaftigkeit habe sie viel Anerkennung bekommen, berichtet sie. Etwa von Danilo Zanvit, dem jungen Listenführer von “Neue Welle”. “An Anna Pitarelli schätze ich ihre Kohärenz und Ehrlichkeit”, verrät er, überzeugt, dass die Ex-SVPlerin nach ihrem Nein als Mann sicher Schulterklopfen und Komplimente anstatt Kritik geerntet hätte. Zehn Kandidaten und drei Kandidatinnen schickt die Bürgerliste für den Gemeinderat ins Rennen, vom Bankangestellten über den Kaufmann bis hin zum Musiker. Pitarelli selbst kandidiert für das Amt des Bürgermeisters. Mit Zuversicht blickt man auf den 8. Mai. “Wir sind positiv eingestellt”, sagt Anna Pitarelli, “und bereit, mit allen Kräften in Dialog zu treten, die konstruktiv für das Wohl der Stadt arbeiten wollen”.

Bis auf die Bürgermeisterkandidatin selbst war niemand aus ihren Reihen bislang in der Politik tätig. “Neue Gesichter bringen neue Ideen”, lautet das Credo von “Neue Welle”. Entsprechend gestaltet ist auch das Programm, das die Bürgerliste den Wählern anbietet. Ganz oben auf der Liste steht das Thema Sicherheit. Es sei nicht von der Hand zu weisen, das Bozen ein effektives Sicherheitsproblem habe, meint Pitarelli, die selbst in jüngster Vergangenheit von Einbrechern heimgesucht wurde. Um diesem Problem Herr zu werden, schlägt “Neue Welle” unter anderem mehr Präsenz von Sicherheitskräften in den Stadtvierteln, aber auch Selbstinitiative vonseiten der Bürger vor: SOS-Notrufsäulen und eine SOS-App, die die Nutzer direkt mit den Ordnungskräften verbinden, günstige Bedingungen für Alarmsysteme im Haus und ein Register, in dem sich eigens ausgebildete Bürger für einen “freiwilligen Beobachtungseinsatz” eintragen können.

Neben dem großen Thema Sicherheit will sich “Neue Welle” insbesondere für die Jugend einsetzen und dafür, dass sie Räume und Chancen bekommt, sich auszuleben. Arbeitsplätze und Wohnmöglichkeiten für junge Familien stehen ebenso auf dem Programm wie die Aufwertung der Viertel. “Die Mauern zwischen Öffentlich und Privat müssen eingerissen werden, damit die Wirtschaft belebt wird”, ist man überzeugt. Natürlich darf das Thema alternative Mobilität und nachhaltige Umwelt nicht fehlen. “Die Grünflächen müssen geschützt und ausgebaut werden”, sagt Pitarelli. Ebenso will man sich stark machen, damit sich  in Bozen eine europäische Kultur etabliert. Ganz besonders am Herzen liegen den Mitgliedern von “Neue Welle”, die sich übrigens als Bürgerliste für beide Sprachgruppen sieht – zahlreiche Kandidaten stammen aus gemischtsprachigen Familien –, die Tiere. “Zwei Mal im Jahr Haustiertag mit kostenlosen Untersuchungen der Haustiere durch Tierärzte”, wurde als Punkt in ihr Programm aufgenommen.

Vergeblich sucht man hingegen nach Themen wie Kaufhaus oder Busbahnhofareal. “Mein Engagement dafür ist getrennt von meiner politischen Arbeit zu sehen”, sagt Pitarelli. Aber auch das heiße Eisen Migration sucht man vergebens. Die Bürgerliste, die die “Welle” im Namen trägt, hat sich mit der von vielen erwarteten Flüchtlingswelle und was mit jenen Menschen, die aus dem ein oder anderen Grund in Bozen stranden, passieren soll, nicht auseinandergesetzt. Zumindest nicht im Programm. Denn für Anna Pitarelli steht klar: “Wer aus irgendeinem Grund darauf Anrecht hat, der muss unbedingt aufgenommen werden. Das lehrt uns die christliche Nächstenliebe, ob wir den Glauben leben oder nicht. Wenn wir in dieser Situation wären, wären wir auch froh, wenn uns ein Staat aufnimmt.” Es gelte grundsätzlich, Respekt gegenüber allen Menschen zu zeigen, die ins Land kämen, “denn das sind sie – Menschen”.