Kultur | Aus meinem Bücherregal

Menschenkinder

Menschenkinder waren sie alle, die Gründungsmitglieder des Arbeitskreises Vinschgau, welcher im Jahre 1976 die erste Ausgabe der Kulturzeitschrift ARUNDA mit dem Titel „Menschenkinder“ unter die Leute brachte.
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Paul Flora, Markus Valazza, Luis Stephan Stecher, Michael Höllrigl, Robert Scherer, Karl Grasser, Karl Plattner, Franz von Braitenberg, Heidrun Oberegger und noch viele mehr dieser illustren Menschenkinder waren mit dem Schlanderser Hans Wielander einer Meinung, dass Südtirol eine „aktuelle“ Kulturzeitschrift verträgt. Frei und unabhängig soll über Kunst und Kultur berichtet werden und es ging dabei auch um Kulturpolitik und kritische Standortbestimmung. 

Paul Preims erklärt im Geleitwort das Warum dieser Idee, die in der Zwischenzeit bald das vierzigstes Jahr ihrer Verwirklichung feiern darf.

„zu zeiten, da politische manifeste von allen mauern predigen, sieht kulturbewusstsein mancher als einfalt, spinnerei, luxus, die gemüter sind erhitzt, wie vor allen vermeintlichen untergängen und auferstehungen, medien blasen in die glut, geister beziehen extreme standpunkte, wollen kein dazwischen und kein ausserhalb wissen ….. „ Ende des Zitats.

In solch gereizter Atmosphäre erscheint ARUNDA, ausgegeben vom „Arbeitskreis Vinschgau“ in Schlanders, will sie jedoch keine vinschgauer Exklusivität sein. Südtirol als Kulturlandschaft über die streng geografischen Grenzen hinaus. Unter Kultur versteht sie eines Volkes eigene, typische Lebensformen, Werte und konstruktive Taten geistiger und materieller Art. ARUNDA könnte im Laufe ihres Erscheinens aufzeigen, was Kultur ist und was sie nicht ist. So stellt sie sich mit Kulturpolitik eine Aufgabe auf lange Sicht. Und ARUNDA richtet gleich einen klaren Appell an die Macht- und Geldverwalter: Schützt und unterstützt mehr als die Weltmeister, die Alpenflora und die Rehlein im Walde, die Menschenkinder. ARUNDA wird sie aufspüren und vorstellen und es gilt, stille geistige und schöpferische Regungen im Lande zu aktivieren und moralisch wie finanziell zu fördern.

Südtirols ausschließlich materieller Wohlstand, Äpfel und Tourismus, ist mehr Gabe der Natur als Errungenschaft, das Land ist darüber geistig arm und unerfinderisch, aber selbstgefällig geworden. Leser und Institutionen sind um Toleranz und die Respektierung des Rechts auf Redefreiheit gebeten, denn an Sprache, Landschaften, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft haben alle teil, und am Geiste mehr oder weniger auch.

So geht ARUNDA wie eine Tochter, von hoffenden und bangen Eltern entlassen, in die Welt. Vielleicht hängt noch zuviel von deren Herzen an ihr, sie bauen auf ihre innere Qualität, sie ist wohl unerfahren und nicht umgangsgewandt, wird noch manchen äußeren Mangel haben. Sie ist aber neugierig, lebensdurstig und allen offen. Werden diese ihre Tugenden falsch verstanden, werden die Schänder sich verführt geben, sie aber wird geläutert daraus hervorgehen.