Wirtschaft | Förderungen

Wirtschaftsförderung für alle Schuhgrößen

Ob groß oder klein - das sind auch in der Wirtschaft zwei Paar Stiefel, wird vor allem der LVH nicht müde zu betonen. Wird er bei der neuen Wirtschaftsförderung erhört?

Bei der Wohnbauförderung wurde es eben erst angekündigt, bei der Wirtschaftsförderung ist es bereits seit dem abrupten Stopp im vergangenen März bekannt: Die Gießkanne hat ausgedient in Südtirols Fördersystem. Schluss mit dem fixen Anrecht auf Beiträge, mit denen Unternehmer politisch bei der Stange gehalten werden, Umschichtung der Gelder hin zu strategischen Schwerpunkten, die auch dem Land einen Mehrwert bringen: Das ist der Kurs, den der neue Landeshauptmann und Wirtschaftslandesrat Arno Kompatscher von Beginn an vorgeben hat.

Und, wie sich bei seinem Treffen mit den Wirtschaftsverbänden am Dienstag Nachmittag zeigte, nimmt das neue System langsam Gestalt an. Noch sind die Vorschläge zwar nicht in Stein gemeißelt, unterstrich Kompatscher. Sicher scheint aber bereits, dass es eine klare Verschiebung von Verlustbeiträgen zu begünstigten Darlehen über den Rotationsfonds geben wird. Die sollen vor allem bei Investitionen in Anlagen und Immobilien vergeben werden. Der klassische Beitrag soll dagegen auf Softinvestitionen und bestimmte Zielgruppen beschränkt werden. Als Schwerpunkte sieht Kompatscher hier die Bereiche Betriebsgründung und die chronische Baustelle Kooperationen. Darüber hinaus werde es für Sondermaßnahmen Verlustbeiträge geben – so wie die zuletzt beschlossene Förderung von Nahversorgern.

„Wir brauchen klare Aussagen, und das möglichst heute noch.“

Töne, die auch bei jenem Verband für Besänftigung sorgen, der sich am vehementesten gegen die Umstellung der Förderung gestellt hatte: dem Landesverband der Handwerker. „Zumindest der Landeshauptmann hat zu 100 Prozent verstanden, dass nicht alle Betriebe mit einem System behandelt werden können“, sagt Präsident Gert Lanz. Dennoch sei in vielen Köpfen immer noch eine starke Orientierung der Neuausrichtung an den Kriterien Innovation und Export festzustellen. „Doch damit werden vielleicht drei Prozent der Betriebe erreicht“, macht sich Lanz für die Mehrzahl der kleinen Betriebe stark. So sei die vielbeschworene Exzellenz nicht nur am Maßstab der Großen zu messen, sondern auch bei typischen regionalen Fähigkeiten und Berufen. Nachbesserungsbedarf sieht der LVH-Präsident auch bei der Bewertung der Wirkung von Fördermaßnahmen, die künftig noch stärker als bisher über die Förderwürdigkeit entscheiden sollen. Auch hier könnte der Output von Investitionen bei Kleinbetrieben oft nicht so deutlich gemessen werden wie bei Großbetrieben. „Dennoch haben sie viele positive Effekte, die es aber auf andere Weise zu erfassen gilt“, so Lanz.

Noch können auch die einzelnen Verbände ihre Anregungen und Verbesserungswünsche melden. Innerhalb November soll dann der detaillierte Entwurf stehen, um das neue Fördergesetz noch 2014 verabschieden zu können. Je früher, desto besser, findet der LVH-Präsident. Denn ob Gewerbeblauland, Wohnbauförderung, Ausschreibungen oder Arbeitsmarkt – alle Bereiche stünden derzeit in Diskussion. „Die Verunsicherung der Unternehmer ist deshalb extrem groß – alle warten ab, ob mit Investitionen oder Neueinstellungen“, sagt Lanz. Sein Wunsch an die Politik: „Wir brauchen klare Aussagen, und das möglichst heute noch“.