Um Nasenlängen voraus
salto.bz: Die Holzpuppe Pinocchio für den Spielfilm von Matteo Garrone hat Sie bekannt gemacht. Nun hat es der Film in der Kategorie Kostümdesign und Maske auch zur Oscar-Verleihung 2021 geschafft…
Bruno Walpoth: Na ja, ich meine, da soll man nicht übertreiben. So bekannt bin ich nun auch nicht geworden mit dieser Arbeit. Ich komme im Abspann des Films vor. Und es sind auch ein paar Artikel erschienen, hier in der Region. Vielmehr war der Film aber eine wahnsinnig tolle Erfahrung. Das war für mich das eigentlich Schöne.
Wie erinnern Sie sich an das Zustandekommen dieser Auftragsarbeit?
Im Herbst 2018 rief mich die Sekretärin von Matteo Garrone an und fragte, ob sich Matteo Garrone wegen einer Filmgeschichte bei mir melden könne. Mir war Garrone vom Film Gomorra bekannt und ich war auf diese Anfrage hin dann schon etwas aufgeregt. Kurz darauf hat er mich dann angerufen und mir die Geschichte erklärt, dass er einen Film über Pinocchio dreht und einen Bildhauer benötige, der ihm die Gliederpuppe schnitzt. Ich habe natürlich sofort zugesagt, weil mit sofort klar war, dass diese Anfrage etwas Außergewöhnliches ist. Ich konnte natürlich nicht nein sagen...
Sie hätten lügen müssen. Wie ging dann diese doch sehr wahre Pinocchio-Geschichte weiter? Seien Sie ehrlich!
Es hat dann natürlich lange gedauert, bis wir uns über bestimmte Dinge einig waren, beispielsweise zum Holz, welches wir für die Puppe verwenden...
Der Film hat zwar einige Erwartungen nicht erfüllt. Aber die Masken und die Ausstattung sind wirklich toll.
Aus welchem Holz haben Sie den Pinocchio am Ende "herauswachsen" lassen?
Er ist aus Eichenholz. Ich musste dazu die jeweiligen Stämme besorgen und drei verschiedene Skulpturen schnitzen. Eine, die den Rohzustand zeigt, eine weitere, die die Puppe in der Ausarbeitung zeigt, sowie eine Skulptur der fertigen Puppe. Die erste aus dem Stamm geschnitzte Büste kann man im Film gut sehen, auch die fertige Puppe, die im Film kurz auf der Hobelbank zu sehen ist.
Wieviel Einfluss hatten Sie als Künstler auf die Gestaltung der Märchenfigur?
Ich musste mich natürlich an sämtliche Vorgaben halten, die Maske musste ja an das Schauspielerkind Federico Ielapi angepasst werden.
Wie erinnern Sie sich an die Vorberteitungen? Haben Sie dazu die Geschichten zu Pinocchio nochmal gelesen?
Die Geschichte kennt man ja. Ich hab nochmal ein paar Rezensionen dazu gelesen. Irgendwann bekam ich dann das Storyboard für die Szenen, an denen eine Beteiligung von mir vorgesehen war – gezeichnet und beschrieben. Ich musste ja dann auch am Filmset dabei sein und die Hände von Roberto Benigni doubeln, wie sie Teile vom Gesicht der Puppe schnitzt. Das war dann die zweite große Überraschung, da Garrone mir zunächst nicht erzählt hatte, dass eben Roberto Benigni den Geppetto spielt. Ich habe das erst Wochen später aus den Medien erfahren.
Wie aufregend verliefen die Drehtage?
Mit Roberto Benigni zusammenzuarbeiten – auch wenn nur für kurze Zeit –, war natürlich etwas Besonderes. Gedreht wurde in der Toskana, in der Gegend von Siena, in der Tenuta La Fratta. Ich war zwei Tage dort und wurde für mehrere Szenen gefilmt. Am Ende sieht man mich lediglich ein paar Sekunden, wie eben meine Hände die Puppe schnitzen. Aber immerhin…
...nicht unwesentlich, was Sie da für diese Oscar-reife Filmgeschichte formten.
Natürlich. Ich erinnere mich noch gut, wie ich zum Drehort kam und alle mich erwarteten, da sie wissen wollten, wer denn nun dieser Bildhauer ist, der die Puppe geschnitzt hat. Ich stand an den beiden Drehtagen schon irgendwie im Mittelpunkt…
Werden Sie die Oscarverleihung im April mitverfolgen und dem für die Kategorie Kostümdesign (Massimo Cantini Parrini) nominierten Pinocchiofilm die Daumen (ihrer Filmhände) drücken?
Natürlich schaue ich mir das an. Der Film hat zwar einige Erwartungen nicht erfüllt. Aber die Masken und die Ausstattung sind wirklich toll.