Gesellschaft | Gemeinsam?

Equal Pay / Parents Day

wenig Gesprächsbereitschaft zwischen Frauen- und Väterorganisationen, um sich auszutauschen und über gemeinsame Aktionen zur Geschlechtergerechtigkeit zu sprechen.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Die Lohndifferenz zwischen Männern und Frauen entsteht großteils nicht durch eine Diskriminierung nach Geschlecht beim Einstellungsgespräch („gleicher Lohn für gleiche Arbeit“) sondern durch tradierte Rollenbilder in der Familie und deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt (siehe auch Motto des EPD 2016). Männer die der Familie mehr Stellenwert und daher mehr Zeit in ihrem Leben einräumen als „Vollzeiternährer“, sind ebenso von Einkommenseinbußen durch Elternzeit, Teilzeitarbeit (dies meist in „Frauen-berufen“), schlechtere Karriereverlauf, niedrigere Rente etc. betroffen wie Frauen. Es entsteht so ein „selbsterhaltendes“ System: nach der Geburt von Kindern entscheiden bei Beginn der Elternzeit meist die besserverdienende Männer (oft gemeinsam mit den Müttern), dass sie weiterarbeiten (oft mehr als vorher, da die Familienförderung nicht ausreicht), weil sich mit 30% des bisherigen Einkommens keine Familie erhalten lässt. Leider stehen in Einzelfällen selbst weibliche Führungskräften, den gesetzlich verbrieften Wünschen von Vätern Elternzeit zu nehmen ablehnend gegenüber, wie wir von der Gleichstellungsrätin erfahren mussten. Im europaweiten Vergleich haben jene Länder (aber auch Regionen, siehe Bayern) mit tradierten Familienformen die größeren Einkommensunterschiede als z.B. die skandinavischen Länder.

 

Wir möchten auch auf einige statistische Ungereimtheiten hinweisen. Laut AFI beträgt der „zeitliche“ Lohnunterschied in Süditirol 65 Tage (16,9%), der Equal Pay Day müsste somit am 6. März begangen werden. In Italien müsste er noch früher sein, da in Italien wegen seiner geringen Frauener(teilzeit)werbsquote auch einen niedrigen Gender Gap hat (6,7 % bei 47,1% Frauenerwerbsquote gegenüber Deutschland mit 22,4% gegenüber 68%. Quelle EUROSTAT 2012). Korrekterweise wären die Familienzuschüsse (welche in Italien und Südtirol nicht besonders hoch sind) in Familieneinkommensstatistik miteingerechnet werden (allerdings erhöhen diese zumeist nicht die Rentenansprüche).

 

Es bedarf also einer gemeinsamen Anstrengung von Frauen UND Männern Rollenbilder bzw. Familienformen zu verändern und somit eine faire Verteilung von Familien- und Erwerbsarbeit. Damit ist auch das „Risiko“ für Arbeitgeber bei Frauen und Männern gleich und somit wird Einkommen (und somit auch Rente) fair verteilt. Väter- und Mütterrollen definieren sich gegenseitig, die Forschung schreibt Frauen eine wesentliche „Gatekeeper“ Position bei der Verteilung von Haus- und Erziehungsarbeit zu (siehe z.B. die ausgezeichnete Studie von Johannes Huber über die Stärkung von Vaterschaft). Geschlechtergerechtigkeit ist nur gemeinsam und in Anerkennung der wechselseitigen Abhängigkeiten möglich. Angesichts dessen, ist ja die Erfahrung von Vätern, welche ein überdurchschnittliches Engagement vorleben doppelt bitter, wenn sie im Zuge von Trennungen weder eine Anerkennung noch eine Sicherstellung der Fortführung ihrer aktiver Vaterschaft (und somit eine Entlastung der Frauen) durch die Partnerin, die sozialen Dienste und die Gerichte erfahren. Im Verein „väter aktiv“ (aber auch bei „figli per sempre“ u.a.) finden sich viele Väter, welche Teilzeit arbeiten, für einige Jahre alleinerziehend waren, Familienangehörige pflegen usw. Gefordert sind aber auch Politik, Gewerkschaften, Wirtschaftsverbände, Arbeitgeber sowie Bildungsinstitutionen, um zu sensibilisieren, förderliche Rahmenbedingungen zu schaffen, „Pioniere“ zu unterstützen und jegliche Diskriminierungen zu verhindern.

 

Der Verein „väter aktiv“ hat im Vorfeld zum Equal Pay Day verschiedene Vertreterinnen von Frauen-organisationen eingeladen, um sich über die oben erwähnten Fakten auszutauschen und die Möglichkeit gemeinsamer Aktionen auszuloten. Dieses Angebot wurde von einigen positiv begrüßt, von der Gleichstellungs-rätin und der Wirtschaftkammer angenommen, nicht aber vom Hauptveranstalter Frauenbüro. So kam es dieses Jahr leider zu keiner gemeinsamen Aktion anlässlich des Equal Pay Day. Wir werden aber an dem Thema dran bleiben und im Sommer einen zweiten Anlauf nehmen. Dazu laden wir Frauen- und Männerorganisationen ein, um Ideen für eine gemeinsame Veranstaltung / Aktion zu sammeln bei der einerseits Beispiele gezeigt werden, welche die stereotypen Rollenbilder in der Familie überwinden, zur Angleichung von Erwerbs- und Familienarbeit beitragen und somit die Differenz zwischen Einkommen bzw. Pension verringern. Andererseits sollen auch die Hürden im Bereich der Arbeitswelt bzw. nach Trennungen aufgezeigt werden.