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Klappernde Kabinen

In Welschnofen wehren sich Anrainer gegen eine Kabinenbahn, die nach dem Landesgesetz viel zu laut ist. Jetzt soll auch noch ein neuer Lift dazu gebaut werden.

Der Brief endet mit klaren Worten. „Dabei möchten wir unterstreichen, dass wir nicht gegen die Entwicklung des Ortes sind. Wir sind aber der Meinung, dass die Entwicklung des Ortes mit Hausverstand und unter Wahrung der Interessen der gesamten Bürger geplant werden muss“, heißt es in dem Schreiben, das an die „Kabinenbahn Welschnofen AG“, den Bürgermeister und den Gemeinderäten von Welschnofen, sowie zur Kenntnis an Landeshauptmann Arno Kompatscher und vier Landesämter ging.
In dem Brief wird energisch gegen die Lärm- und Lichtbelastung durch den Betrieb der neuen Kabinenbahn in Welschnofen protestiert. Unterzeichnet ist das zweiseitige Schreiben von 48 Welschnofner Bürgerinnen und Bürgern, die sich zur „Initiativgruppe zur Erhaltung der Wohnqualität in der Rosengartenstraße (Zone Loch)“ zusammengeschlossen haben.
Elf Monate ist es her, dass dieser Brief verschickt wurde. Getan hat sich seitdem konkret aber wenig. „Wir haben langsam genug, den man führt uns an der Nase herum“, sagt einer der Anrainer.

Der Kabinenlift

Nach dem Konkurs der „Laurin AG“ war es der Welschnofner Unternehmer Georg Eisath, der dem Skigebiet Karerpass neues Leben einhauchte. 2012/2013 wurde auf der früheren Trasse des Sesselliftes auf die Frommer Alm ein neue Kabinenbahn gebaut. Die Bahn führt über 3,6 Kilometer direkt vom Ortszentrum Welschnofen zur Talstation der beliebten Laurin Piste unterhalb der Kölnerhütte.


Neue Kabinenbahn: Rot eingezeichnet der Verlauf.

Die Kabinenbahn wurde im Dezember 2013 in Betrieb genommen. Schon bald aber regten sich Proteste der Anwohner. Vor allem in der Welschnofner Wohnbauzone „Loch“ in der Rosengartenstraße gegenüber der Talstation protestiert man gegen den Lärm- und die Lichtbelästigung.
So etwa war die Piste wochenlang im Winter fast die ganze Nacht durch starke Scheinwerfer beleuchtet. Nach einer Intervention eines Anrainers wurde die Beleuchtung dann in der Nacht abgeschaltet.
Was aber bis heute bleibt ist der Lärm. Die Anwohner in ihrem Schreiben vom Juli 2014:

„Wir sind während der Betriebszeiten durch ein lautes Surren und durch das Klappern beim Einfahren der Kabinen in die Rollen gestört. Das Surren der Bahn und das Klappern der Rollen sind sogar bei geschlossenem Fenster und laufendem TV-Gerät in störender Lautstärke zu hören, geschweige denn wenn nun im Sommer die Fenster geöffnet sind.“

Verstärkt werde der Lärm – so die Anwohner – durch eine hohe Stützmauer mit der die Talstation eingegrenzt wurde und die einen Widerhall in Richtung der Häuser erzeugt.

Ohne Kabinen

Die Gemeinde Welschnofen und die Betreiber der Kabinenbahn reagieren auf den Protestbrief der Anwohner umgehend. Es kommt zu zwei Aussprachen. Bereits am 27. Juli 2014 antwortet der Geschäftsführer der Kabinenbahn Welschnofen AG, Egon Seehauser, den besorgten Anwohnern.
Nach den Klagen der Anwohner bereits im Winter hätte man einen unabhängigen Techniker mit einer Lärmmessung beauftragt. Der Techniker habe die Messung am 11. April 2014 durchgeführt und am 8. Juni 2014 sein Gutachten vorgelegt. Demnach würde die Bahn in keinem der drei Messpunkte die gesetzlich vorgeschriebenen Schwellenwerte zur Lärmbelästigung überschreiten.
Die Messung ist in Wirklichkeit aber ein schlechter Witz. Denn sie wurde – wie Seehauser selbst im Schreiben zugibt - „ohne Kabinen“ durchgeführt. Das dürfte auch den Bahnbetreibern klar geworden sein. Denn man versichert, dass man im Sommer 2014 das Unternehmen Doppelmayr, den Erbauer des Liftes, mit dem Problem befassen wird.
Obwohl auch Bürgermeister Markus Dejori den Anwohnern volle Unterstützung zusagt, passiert aber über ein halbes Jahr lang nichts.


Welschnofner Bürgermeister Markus Dejori: Ultimatum verstrichen.

Überschrittener Grenzwert

Am 15. Jänner 2015 machen dann zwei Techniker des Landesamtes für Luft und Lärm eine Messung. Das Ergebnis ist eindeutig. Es wird an mehreren Messpunkten eine Überschreitung der Tagesgrenzwerte festgestellt.
Amtsdirektor Georg Pircher übermittelt das Gutachten am 13. Februar 2015 an die Gemeinde Welschnofen. Im Begleitschreiben heißt es unmissverständlich:

„Obwohl im vorliegenden Fall der Grenzwert nur geringfügig überschritten wurde, ist die Belastung – auch aufgrund der Art der Störung – für einen ganzen Ortsteil doch erheblich. Ein sehr begrenzter Eingriff, der gerade noch die Einhaltung des Grenzwertes garantieren würde, entspräche nicht wirklich einer adäquaten Lösung des Problems.“

Am 3. März 2015 kommt es zu eine Aussprache der Initiativgruppe mit Bürgermeister Markus Dejori. Dejori sichert zu, auf die Liftgesellschaft einzuwirken. Drei Tage später fordert der Welschnofner Bürgermeister in einem Schreiben die Liftbetreiber auf, Maßnahmen zur Reduzierung der Lärmbelästigung zu setzen. Innerhalb 30. Mai 2015 müssen diese Maßnahmen der Gemeinde mitgeteilt werden.
Doch bis heute ist nichts passiert. Vergangene Woche hat die Liftgesellschaft der Gemeinde zugesagt, dass sie die Firma Doppelmayr mit einer neuen Lärmmessung beauftragt habe.
Wir werden deshalb jetzt rechtliche Schritte einleiten müssen“, heißt es in der Initiativgruppe.

Die Bauleitplanänderung

Die Verschärfung der Gangart liegt nicht nur daran, dass sich die Anwohner von der Liftbetreibern verschaukelt fühlen, sondern auch an einem neuen Problem, das jetzt akut wird.
Seit langem verfolgt die Kabinenbahn Welschnofen AG einen ehrgeizigen Plan. Das Skigebiet Karerpass soll mit Obereggen und Moena verbunden werden. Das Ziel ist die sogenannte Latermar-Runde, die ähnlich wie die bekannte Sella-Runde die Skigebiete Karerpass, Cermis, Obereggen-Pampeago-Predazzo. Lusia-Bellamonte und San Pellegrino zu einer Skischaukel verbindet.


Talstation: Im Hintergrund die Wohnhäuser.

Der konkrete Plan ist es eine neue Kabinenbahn zu errichten, die von Welschnofen aus ins Skigebiet Obereggen führt. Die Talstation dieses neuen Lifts soll dabei in der Nähe der bestehenden Kabinenbahn in Welschnofen entstehen.
Weil damit die Belastung im Ortsteil noch einmal deutlich zunimmt, haben die Anwohner von Anfang an in ihrem Schreiben und bei ihren Aussprachen mit der Gemeinde vor diesem Projekt gewarnt. Auch dabei wurden sie immer wieder vertröstet.
Im März 2015 genehmigte die Gemeinde Welschnofen den neue Bauleitplan. Damit wird die geplante Talstation des neuen Liftes vom ursprünglichen Standpunkt verlegt. Es soll unterhalb des bestehenden Kabinenlifts eine neue Tourismusinfrastrukturzone mit Lift, Parkplatz und Dienstleistungsbetrieben wie Bar und Restaurant entstehen.
Der Lärm wird dann unerträglich werden“, befürchten die Anwohner.
Für die geplante Umwidmung braucht es aber die Zustimmung des Landes. Am Donnerstag stehen auf der Tagesordnung des Kommission für für Natur, Landschaft und Raumentwicklung mehrere Bauleitplanänderungen in der Gemeinde Welschnofen.
Darunter findet sich auch der Tagesordnungspunkt: Umwidmung von „Alpines Grünland“ in „Zone für Infrastrukturen in den Skigebieten“ – Gp. 3889/2 K.G. Welschnofen.
Die Hoffnung der Initiativgruppe liegt jetzt auf dieser Kommission.