Kultur | Salto Afternoon

Historische Filmaufnahmen

Kinos in Südtirol dürfen wieder öffnen. Da die Betreiber aber noch abwarten bietet salto zwei sehr unterschiedliche Filmhinweise, die stumm und still auf das Land blicken
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Foto: oc-film / Film Archiv Austria

I. Land im Stillstand

Während seit kurzem wieder Touristen eintrudeln und mit den Einheimischen die Täler und Berge bevölkern, zeigt Rai Südtirol am Dienstag, 16. Juni um 20.20Uhr ein Zeitdokument des Filmemachers Jochen Unterhofer zu den Monaten im Lockdown. Aus der Vogelperspektive haben Unterhofer und sein Team den Stillstand Südtirols festgehalten, in Flugaufnahmen über nackte Natur- und Kulturlandschaften, über menschenleere Dörfer und Städte.
Ergänzt werden die Aufnahmen durch Kommentare und Texte von Sabine Gruber, Toni Bernhart und Dietmar Gamper, in denen Gedanken zu Stille, Leere, Reduktion und Distanz zum Ausdruck kommen. Meldungen verschiedener Pressestellen zu dieser außergewöhnlichen Zeit, vervollständigen die Reise durch das Land, welche Südtirol in dieser Ausnahmesituation ablichtet und zu einem historischen Dokument machen.

 

II. Vertonte Stummfilme

Aufnahmen die Südtirols größte Städte Meran und Bozen (inkl. den Kurort Gries) vor über 100 Jahren zeigen, sind im Rahmen der in der vergangenen Woche gestarteten Online-Filmreihe des Film Archiv Austria unter dem Schlagwort K. U. K. Kinoreisen zu sehen. Gedreht wurden diese frühesten bewegten Bilder zu Südtirol von Sascha-Film, der größten österreichischen Filmproduktionsgesellschaft der Stummfilmzeit und der frühen Tonfilmzeit. Das Unternehmen wurde 1910 von Alexander Joseph „Sascha“ Graf Kolowrat-Krakowsky als Sascha-Filmfabrik in Pfraumberg in Böhmen gegründet und 1912 nach Wien verlegt. Aus dem Jahr 1912 stammen auch die ersten Aufnahmen südlich des Brenners im Film Alt-Meran.
Der im darauffolgenden Jahr entstandene Film Bozen mit dem Luftkurorte Gries zeigt Panaorama-Aufnahmen von der Talferbrücke mit Blick auf den Rosengarten, das Batzenhäusl, Tiroler Trachten, Spaziergänger auf der Erzherzog Heinrichs Promenade, sowie eine Fahrt mit der Gutschnabahn.
„Seit Beginn des Kinos eroberten Kameras die schönen Landschaften und produzierten Bilder einer begehrenswerten Welt jenseits des Alltags“ schreibt das Film Archiv Austria zu der filmhistorischen Spezial-Reihe und sieht das Medium Film eals Wegbereiter, wodurch ganze Landstriche „in touristische Sehnsuchtsräume“ verwandelt wurden.
Die Online-Retrospektive umfasst insgesamt folgende Rubriken: Postbusreisen vor 100 Jahren (Die Österreich-Expeditionen des Filmpioniers Karl Köfinger), Projizierte Heimat (Tourismus und Folklore in der Ständestaat-Wochenschau der 1930er), Reisefieber in Agfa-Color (Tourismus und Fremdenverkehrsfilme der 1950er und 1960er).