Feuer an der Pflanze
Die Krankheit kommt schleichend, häufig unbemerkt und anfangs ohne äußerliche Anzeichen. Doch ist eine Pflanze einmal befallen, gibt es keine Hoffnung mehr. Gewächse, die vom Feuerbakterium befallen wird, sterben früher oder später ab. Das Bakterium, das unter dem wissenschaftlichen Namen “Xylella fastidiosa” bekannt ist, gilt als Erreger von Krankheiten bei über hundert Pflanzenarten. Darunter zahlreiche Nutzpflanzen wie Mandel- und Olivenbäume. Aber auch Rebstöcke, Apfelbäume und Kräuter können von Xylella fastidiosa befallen werden. Das Bakterium nistet sich in der betroffenen Pflanze ein, wo es sich in den Wasserleitungen vermehrt. Die klebrigen Biofilme verstopfen die Leitungen und der Wasserfluss wird unterbrochen, bis die Pflanze abstirbt. Den beängstigenden Beweis für die massive Gefahr, die vom Feuerbakterium für die Pflanzenwelt ausgeht, liefert seit einiger Zeit Süditalien. In Apulien mussten in den vergangenen Jahren abertausende Olivenbäume gefällt werden, die von Xylella fastidiosa befallen worden waren. Die Region hat einen eigenen Aktionsplan zur Bekämpfung und gegen die Ausbreitung des Bakteriums ins Leben gerufen.
Abgestorbene Bäume in einem Olivenhain in Apulien.
Ursprünglich stammt der Krankheitserreger aus Süd- und Mittelamerika, von wo aus er sich nach Nordamerika ausbreitete. In Europa tauchte Xylella fastidiosa zum ersten Mal in den 2000er Jahren just in Italien auf. Wie das Bakterium über den Atlantik gelangt ist, ist unklar. Fest steht, dass es von Insekten übertragen wird, insbesondere von Zikaden. Eine Schädlingsbekämfpungsmethode, mit der erkrankte Pflanzen in der freien Natur gerettet werden können, ist derzeit keine bekannt. Und spätestens seit Anfang August dieses Jahres steht außerdem fest: Das Feuerbakterium breitet sich weiter aus. Vor etwa zwei Wochen bestätigte sich im deutschen Bundesland Sachsen der Verdacht, demzufolge eine Oleander-Pflanze in einer Gärtnerei von Xylella fastidiosa befallen wurde. Doch auch in Südtirol hat es bereits einen Fall gegeben: 2015 wurde an einer importierten Kaffeepflanze in einer Gärtnerei der Xylella-Erreger festgestellt. Der positive Nachweis des Feuerbakteriums wurde im Rahmen des speziellen Monitorings erbracht, das es in Südtirol seit drei Jahren gibt.
Zuständig für die Überwachung samt allfälliger Laborkontrollen ist das Versuchszentrum Laimburg. Dort hat man eine sichere Nachweismethode des Erregers in Pflanzen und auf Zikaden entwickelt. Mit dieser Methode werden amtliche Proben im Auftrag des Pflanzenschutzdienstes untersucht. So wurden im Jahr 2014 47 Proben untersucht, 2015 waren es 211 und 2016 181 Proben (Stand Mitte Juli). Das geht aus der Antwort von Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler auf eine Anfrage des Freiheitlichen Walter Blaas hervor. Dieser hat sich nach den Strategien erkundigt, mit denen das Land der Problematik des Feuerbakteriums begegnet. Denn Blaas warnt: “Eine Ausbreitung des Bakteriums hätte für die Südtiroler Landwirtschaft katastrophale Folgen”.
Eine vom Feuerbakterium befallene Weinpflanze in Kalifornien, USA.
Doch beim Land ist man wachsam. Neben dem Monitoring und der wissenschaftlichen Arbeit in der Laimburg setzt man vor allem auf Informationsaustausch. “Die Südtiroler Landesregierung und zuständigen Stellen werden über den Stand der Verbreitung und Ausbreitung dieses Bakteriums auf dem Staatsgebiet unterrichtet”, informiert Landesrat Schuler. Darüber hinaus werden der Landesverwaltung auch Informationen über die Situation und die etwaige Auffindung von befallenen Pflanzen in anderen europäischen Staaten zugetragen. Andererseits werden auch die Südtiroler Landwirte und die zuständigen Verbände und Organisationen über die Pflanzenkrankheit informiert. Für den Fall, dass das Feuerbakterium an einer Pflanze oder in einem Gebiet festgestellt wird, gibt es präzise Vorschriften, wie vorzugehen ist. “Befallene Pflanzen müssen unverzüglich gerodet und vernichtet werden”, so die Information aus dem Amt für Obst- und Weinbau – wie es im Falle der Kaffeepflanze mit dem Xylella-fastidiosa-Erreger in der Südtiroler Gärtnerei 2015 gemacht wurde.