Lärm, Staub und Abgasbelastung
Die Verkehrsbelastung auf der Brennerautobahn schreibt Rekorde. Bei der Anreise Richtung Süden wurden an den Hauptverkehrstagen 20 Prozent mehr Fahrzeuge gezählt als noch vor der Pandemie. Nun steht der Rückreiseverkehr an, der bereits am vergangenen Wochenende erste Spuren hinterließ: Ein 10-prozentiger Anstieg des Individualverkehrs wurde verzeichnet; in den kommenden Wochen soll die Zahl der Fahrzeuge noch steigen.
Die Südtiroler Grünen verurteilen in einer Presseaussendung die erhöhte Belastung, die durch die Zunahme des Individualverkehrs für das Transitland Südtirol – vor allem aber für die Menschen entlang der meistbefahrenen Routen – entsteht: Lärm, Abgase, Feinstaub- und Stickoxidbelastung nehmen zu. "Sie erfahren am eigenen Leib", so die Pressemitteilung, "was es heißt den Klimawandel zu verdrängen".
Als mögliche Gründe für die Verkehrszunahme werden die Attraktivitätseinbuße der öffentlichen Verkehrsmittel durch die Pandemie sowie die Sparmaßnahmen der Bahnbetreiber genannt: "Im eigenen Auto fühlen sich die Menschen offenbar sicherer. Zudem rächen sich die Sparmaßnahmen der Bahnbetreiber der letzten Jahre, international und national. Zugfahren ist wieder 'lästiger' geworden. Man zahlt teures Geld für einen oft nur mittelmäßigen Service."
Die Grünen sehen den Mittsommerverkehr als Konsequenz einer untätigen, abwartenden Haltung der Politik und fordern einen klaren Aktionsplan zur Eindämmung des Verkehrs auf der Brennerachse. Maximalzahlen ließen sich, so die Presseaussendung, mit Gesundheitsargumenten begründen. Auch der Kampf um eine Korridormaut müsse im EU-Parlament "mit aller Entschlossenheit" geführt werden: "Die Alpen und ihre Bewohner:innen verkraften keinen ewigen Anstieg des Verkehrs; sie sind Lebensraum und keine Transitschleuder."
Hier wird und wurde
Hier wird und wurde nachhaltige Verkehrspolitik total verschlafen. Paradoxerweise wird man gerade in Zeiten des Klimawandels zum motorisierten Individualverkehr gedrängt. Die Preispolitik der Bahnbetreiber ist nicht mehr nachvollziehbar. In den wenigen Fernzügen von und nach München besteht zumindest zwischen IBK und BZ ein Überangebot an freien Plätzen. Die Ticketpreise sind für die Strecke Bozen - München mit derzeit 73,- Euro schon als Einzelreisender kein Anreiz Zu zweit oder als Familie schon gar nicht. Selbst FlixBus verliert langsam seinen Reiz - weniger Angebote und höhere Preise im Vergleich zu 'vor Corona' Zeiten. Die Verlegung des Fernbusbahnhofs in die Industrie Zone tut ihr übriges. Der verpflichtende Green Pass für die öffentlichen Verkehrsmittel und der damit verbundenen Kosten für Tests für noch ungeimpfte Personen erledigt den Rest. Von der begrenzt möglichen Fahrradmitnahme ganz zu schweigen.
Generell gibt es schon ein gutes Angebot an öffentlichem Nahverkehr zu fairen Preisen hier in Südtirol. Es gibt aber auch Luft nach oben. Besonders im Fernverkehr. Bahn fahren darf gerne wieder für alle attraktiv werden. Nicht nur Umwelt und Anwohner würden es begrüßen.