Gesellschaft | Zwischenbilanz

Schaels erstes Jahr

Nach einem Jahr an der Spitze der Generaldirektion des Südtiroler Sanitätsbetriebs tritt Thomas Schael zum Rapport an: Mit einem 108 Seiten starken Tätigkeitsbericht.

Thomas Schael ist ein Mann, der nichts dem Zufall überlässt. Seine öffentlichen Auftritte sind stets gut organisiert, seine spärlichen Interviews sorgfältig ausgewählt. Treffen und Sitzungen sind minutiös geplant, denn Schael hat eine Menge zu tun. Als Direktor steht er seit Juni 2015 an der Spitze der Generaldirektion des Südtiroler Sanitätsbetriebs. Und hat damit die Herkules-Aufgabe übernommen, eine lange aufgeschobene, aber längst überfällige Reform zu koordinieren. Wie ist es Schael in seinem ersten Jahr in Südtirol ergangen? Diese Frage beantwortet der Generaldirektor nun ausführlich. Er hat einen 108 Seiten starken persönlichen Jahrestätigkeitsbericht verfasst, den er am Freitag (16. September) Vormittag als “ressourcenschonenden PDF-Download” an die Südtiroler Medien schickt. Das Verhältnis zwischen Schael und den Medienvertretern ist seit jeher ambivalent, wie nicht zuletzt die jüngst aufgeflammte rege Aktivität des Generaldirektors auf Twitter zeigt:

Nichtsdestotrotz schickt Schael mit der Medienaussendung zu seinem Tätigkeitsbericht einen Gruß auch an die Südtiroler Redaktionen: “Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich für Ihre Unterstützung im vergangenen Jahr bedanken und hoffe weiterhin auf eine konstruktive und offene Zusammenarbeit.”


Schaels Rapport

Im Vorwort des 108-seitigen Papiers erklärt Schael die Absicht hinter dem Tätigkeitsbericht (“Aufschluss über die Erreichung der Betriebsergebnisse”, aber auch “ausführliche Antworten auf einige der medial und politisch angeheizten Diskussionsthemen zu geben”) und beschreibt sich selbst als jemanden, der im täglichen Handeln Wert auf “offene und fachliche Auseinandersetzung, auf Transparenz und (manchmal etwas zu viel) auf Kommunikation” setzt.

Ausgangspunkt von Schaels Tätigkeitsberichts ist die Beobachtung, die er bei seinem Amtsantritt gemacht hat. Nämlich, dass der Südtiroler Sanitätsbetrieb nicht optimal läuft. Schael spricht davon, dass “die strategischen Hebel auf Betriebsebene sind unterentwickelt sind”. Die fehlende informatische Vernetzung und der Einsatz unterschiedlicher Softwaresysteme seien zudem ein Ausdruck “der (unvollendeten) Vereinheitlichung des Sanitätsbetriebs”.

“Die effektive Vereinigung des mit über 9000 Mitarbeitern größten Arbeitgebers des Landes zu einem Betrieb steht also noch aus und wird in den kommenden Monaten und Jahren weiter vorangetrieben werden.” Ausgehend von dieser Feststellung wurden die Zielvorgaben des Generaldirektors formuliert: Vereinheitlichung des Südtiroler Sanitätsbetriebs, Mitarbeit und Unterstützung der Sanitäts- und Verwaltungsreform sowie Informatisierung des Südtiroler Sanitätsbetriebs. Übergeordnetes Ziel sei die Sicherung der Qualität der Gesundheitsversorgung in Südtirol – “auch in diesen Zeiten der Veränderung und Neuausrichtung”.

Eine systemische Änderung eines lokalen Gesundheitssystems setzt in erster Linie eine kulturelle Veränderung voraus, sowohl im Umfeld als auch innerhalb des Systems.
(Thomas Schael)

Seite für Seite listet Schael die Maßnahmen, die er zur Erreichung der Zielvorgaben eingeleitet beziehungsweise bereits umgesetzt hat, auf. Etwa im Bereich des Personals (Rekrutierung, Weiterbildung, Neubesetzungen), der Krankenhäuser (u.a. Leistungsprofile), der territorialen Betreuung (z.B. chronisch Kranke), EDV (IT-Masterplan, elektronische Verschreibung, einheitliche Vormerkungsstelle u.a.m.), Forschung und nicht zuletzt der Verwaltung. Im abschließenden Kapitel, jenem über die Institutionellen Beziehungen, betont Schael, dass es sein erklärtes Ziel sei, den Sanitätsbetrieb auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene stärker zu vernetzen.  

Auf Seite 105 folgen schließlich die Schlussworte. Schael wirft einen Blick zurück (“In den vergangenen zwölf Monaten sind viele Projekte angestoßen und bereits vorhandene weitergeführt worden. Manchen der Letzteren wurde auch eine Neuausrichtung gegeben”) und einen voraus – nicht ohne sich selbst und dem gesamten Betrieb ein Motto für den weiteren Weg mitzugeben: “Bis zum Abschluss und Genehmigung der beiden für die Zukunft der Gesundheitsversorgung in Südtirol wichtigsten Dokumente – nämlich der neue Landesgesundheitsplan und das überarbeitete Landesgesetzes Nr. 7/2001 (Neuregelung des Landesgesundheitsdienstes) – heißt es für den Südtiroler Sanitätsbetrieb ‘Keep calm and carry on’ (Deutsch: Bleib ruhig und mach weiter).”