Politik | Pressekonferenz

Striktere Kontrollen und Drittimpfung

Zum wiederholten Mal warnen Arno Kompatscher und Thomas Widmann vor der "dramatischen Verschlechterung" und schließen auch die Absage der Weihnachtsmärkte nicht mehr aus.
Kompatscher, Arno, Widmann, Thomas
Foto: ASP/Fabio Brucculeri

“Die Covid-Lage ist nicht gut. Wir riskieren sehenden Auges einer Überlastung der Krankenhäuser entgegenzulaufen”, so die trockene Analyse von Landeshauptmann Arno Kompatscher während der Landespressekonferenz am Dienstag. Südtirol könnte bereits am Freitag zur gelben Zone werden und auch die Möglichkeit strikterer Regeln – wie beispielsweise einer 2G-Pflicht – ist mit Blick auf die momentane Infektionslage nicht auszuschließen. Kompatscher pocht jedoch vor allem auf striktere Kontrollen, die Drittimpfung für alle sowie die Einhaltung der bereits geltenden Regeln. Gleichzeitig stellt er die Abhaltung der Weihnachtsmärkte infrage.

 

Steil ansteigende Infektionskurve und fehlende Kontrollen

 

Wie Gesundheitslandesrat Thomas Widmann erklärt, kann in Südtirol eine drastische Verschlechterung der Lage beobachtet werden: Die Zahl der täglichen Neuinfektionen sei im Laufe des letzten Monats von 23 auf 302 Fälle pro Tag angestiegen, die Wocheninzidenz im selben Zeitraum von 44 auf 340. Aufgrund der momentanen Infektionslage reiht sich Südtirol im nationalen Vergleich ganz oben ein und überschreitet mittlerweile auch den deutschen Mittelwert: “Deutschland ist vielerorts bereits an der Kapazitätsgrenze angelangt”, so Widmann. "Dabei bleibt zu bedenken, dass Deutschland über dreimal so viele Intensivbetten pro Kopf verfügt wie Italien."

Mit den steigenden Infektionszahlen wächst auch die Sorge über die relativ geringe Durchimpfungsrate in Südtirol weiter an: “In Südtirol sind rund 10% weniger Geimpfte als im italienischen Durchschnitt; das läuft insgesamt auf 100.000 nicht geimpfte Personen über 12 Jahren hinaus. Das sind eindeutig zu viele”, so Kompatscher. Die Korrelation zwischen der niedrigen Durchimpfungsrate und der hohen Inzidenz- und Einweisungszahlen in Deutschland, Österreich und einigen wenigen italienischen Regionen kommentiert Kompatscher knapp: “kein Zufall”.

Neben genügend impfwilligen Personen fehle es laut Kompatscher vor allem auch an Disziplin. Hier weist Kompatscher auf die fehlenden Kontrollen zur Green-Pass-Pflicht hin: “3G oder 2G macht keinen Unterschied, wenn niemand den Pass kontrolliert.” Die Sozialpartner hätten indes ihre Zustimmung gegeben, für schärfere Kontrollen Sorge zu tragen. 

Um Impfdurchbrüche in allen Altersklassen vorzubeugen, stellt Südtirol nun als erste italienische Region die Drittimpfung auch für unter 60-Jährige zur Verfügung.

 

Weihnachtsmärkte auf der Kippe?

 

Bereits am Freitag wird wieder über die Einstufung der einzelnen Regionen in weiße, gelbe oder orange Zone entschieden. Aufgrund der Infektionslage wird Südtirol “wahrscheinlich gelb”, so die Einschätzung des Gesundheitslandesrats, wobei er sich vor allem um den weiteren Verlauf der Pandemie sorgt: “Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es von gelb nur sehr selten wieder zurück nach weiß geht”, so Widmann.

Mit Bezug auf die anstehende Eröffnung der Christkindlmärkte im Land, erklärt Kompatscher, dass täglich geprüft werde inwieweit und ob die Weihnachtsmärkte in der momentan geplanten Form stattfinden könnten. Einige Veranstalter hätten sich bereits für die Absage einzelner Events entschieden.