In seinem Dokumentarfilm „La casa del amore“ von 2020 nähert sich Regisseur Luca Ferri der Lebenswirklichkeit von Bianca, einer 45-jährigen Transfrau an, die in der Peripherie von Mailand durch Prostitution ihr Geld verdient. Bianca, die wir in einem bedrückenden, häuslichen Umfeld vorgestellt bekommen, verbindet eine Beziehung zu Natasha, einer Transfrau aus Japan, die derzeit in Brasilien lebt. Lange, sehnsuchtsvolle Telefonate sind im Film damit vorprogrammiert und lassen von einem fernen Ort träumen, den wir uns nicht ganz so grau vorstellen können. Das „Haus“, beziehungsweise die „casa“ ist auch der rote Faden, um welchen Ferri eine Filmtrilogie entsponnen hat. Vorangegangen waren die auch im Format – Analogfilm und VHS –experimenteller, beziehungsweise nur halbdokumentarischer aufgebauten Filme „Dulcinea“ und „Pierino“. Den dritten Teil, „La casa del amore“, wollen wir hier mit einem gewohnt (un)weiten Salto al Cinema wahrnehmen.

Die Auswahl ist auf einen Film gefallen, der in eine fremde, an den Rand der gesellschaftlichen Wahrnehmung zu einer Autobahnauffahrt gedrängten Welt, einführt. Wir haben über den Film mit Kae Sordi und Adele Zambaldi gesprochen, beide Teil des Vereins Alto Adige Pride Südtirol, der derzeit die erste Südtiroler Pride am 28. Juni 2025 organisiert. Das Datum wird nicht zufällig genau 55 Jahre nach dem ersten Christopher Street Liberation Day in New York fallen, auf den die Praxis der Pride zurückgeht. 55 Jahre CSD, das bedeutet auch 56 Jahre nach der ersten Auflehnung gegen Polizeirepressionen in und um das Stonewall Inn im Jahr 1969, denen im Jahr darauf erstmals gedacht wurde. Wer queere Themen bis zur abermaligen Jährung etwas besser verstehen will, der könnte das unter anderem im Kino lernen. Film ab.